Tostedt. Er war ein Macher mit Herz: Eike Holtzhauer half auch Menschen, die in Not geraten waren. Nun ist er mit 86 Jahren gestorben.

Es war ihm die größte Ehre von allen: Am 19. September vergangenen Jahres erst war Eike Holtzhauer, dem verdienten und einzigartigen „Macher“ des Todtglüsinger Sportvereins, die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Tostedt verliehen worden – acht Jahre nach dem Bundesverdienstkreuz.

„Sie haben früh erkannt, welch große integrative Kraft der Sport auf junge Menschen ausübt. Diese Einsicht haben sie für ihren Verein und ihre Arbeit zu nutzen gewusst“, sagte im Mai 2014 der damalige Harburger Landrat Joachim Bordt. Nun ist Eike Holtzhauer im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben.

Eine von Entbehrungen und Flucht geprägte Kindheit

Geboren 1937 in Forst in der Lausitz nahe der polnischen Grenze, durchlebte der Sohn eines Tierarztes eine von Entbehrungen und Flucht geprägte Kindheit. 1945 kam er mit seiner Familie in Höckel im Landkreis Harburg an, besuchte die Volksschule in Handeloh, später die Mittelschule in Tostedt.

Diepholz, wohin es den Vater aus beruflichen Gründen verschlug, war für ihn nur eine Zwischenstation. Sohn Eike hatte sich wohl gefühlt im Landkreis Harburg, liebte Natur, Wald und Landwirtschaft. Nach dem Besuch der Tostedter Landwirtschaftsschule hatte er schon bald auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Todtglüsingen alle Hände voll zu tun, gehörte nach kürzester Zeit schon zur Familie.

Neun Enkel und drei Urenkel bescherten ihm seine vier Kinder

Das hatte sich so ergeben, als er Ella Schlumbohm 1957 kennenlernte und ein Jahr später heiratete. Der Betrieb wuchs, genau wie die junge Familie, zu der die Söhne Eike junior und Volker sowie die Töchter Sigrun und Silke gehören, die dem Paar viele Jahre später neun Enkel und drei Urenkel bescherten.

Als in den 1970er-Jahren der Preisverfall in der Landwirtschaft stark zunahm, entschied Eike Holtzhauer: „Ich werde jetzt Kaufmann!“ Seine kaufmännische Karriere begann als Fuhrparkleiter beim Unternehmen Ernst Hubert in Drestedt und hielt 24 Jahre bis zur Pensionierung bei der Raiffeisen Genossenschaft in Tostedt (heute RAISA eG) an, wo er als Abteilungsleiter für den Bereich Futtermittel zuständig war.

Knapp 50 Jahre zweiter Vorsitzender des Todtglüsinger SV

Neben seinem Beruf war ihm ganz besonders der Sport wichtig. 1969 fand der begeisterte Judoka den Weg zum Todtglüsinger Sportverein (TSV) und wurde drei Jahre später neben seinem langjährigen Wegbegleiter Karl-Heinz Schröder zum zweiten Vorsitzenden des Vereins gewählt.

Die Doppelspitze im Vorstand des Todtglüsinger SV, wie sie sich 2016 darstellte: Renate Preuß. 1. Vorsitzende, und Eike Holtzhauer, 2. Vorsitzender.
Die Doppelspitze im Vorstand des Todtglüsinger SV, wie sie sich 2016 darstellte: Renate Preuß. 1. Vorsitzende, und Eike Holtzhauer, 2. Vorsitzender. © HA | Lutz Kastendieck

Knapp 50 Jahre hatte er diese Position inne, sorgte in diesem Zeitraum für das Wachstum des TSV zum größten Verein des Landkreises Harburg sowie zum drittgrößten in Niedersachsen. Im Rahmen der Vereinsarbeit engagierte sich Eike Holtzhauer sehr für geflüchtete und bedürftige Menschen sowie für straffällig gewordene Jugendliche. Im Vereinswettbewerb „Sterne des Sports“ belegte der Todtglüsinger SV mit von ihm federführend begleiteten Projekten mehrfach vordere Plätze in Niedersachsen. Höhepunkt war 2014 ein zweiter Platz auf Bundesebene inklusive Ehrung durch Vizekanzler Sigmar Gabriel.

Der Tod von Eike Holtzhauer – ein großer Verlust für die Gemeinde

Tostedts Bürgermeisterin Nadja Weippert sagt besonders im Hinblick auf dieses Engagement: „Der Tod von Eike Holtzhauer bedeutet einen großen Verlust für die Gemeinde. Er hat ein Leben lang andere angesteckt mit seiner Zuversicht, mit seiner Freude, mit seinem Fleiß, mit seiner Bescheidenheit, mit seinem Mut und seiner Furchtlosigkeit, aber in erster Linie mit seinem offenen Herzen.“

Auch Renate Preuß, die erste Vorsitzende des Todtglüsinger SV, würdigt ihren langjährigen Mitstreiter mit liebevollen Worten: „Eike war die Seele des Vereins. Wer sich mit Eike gut verstand, hatte einen zuverlässigen Freund fürs Leben.“

Die Trauerfeier für Eike Holtzhauer mit anschließender Beisetzung findet am Mittwoch, 2. August, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Tostedt statt.