Neujahrsempfang des Abendblatts. 1000 Gäste und ein Appell: Die Bürger der Hansestadt sollen sich stärker politisch engagieren. „Partei ergreifen“ – gegen Gewalt, Not und Unrecht.
Hamburg. Der Beginn des Jahres 2014 wird in Hamburg von ernsten Themen dominiert. Polizisten werden attackiert und schwer verletzt, ganze Viertel werden als „Gefahrengebiet“ ausgewiesen, ein Kind kommt gewaltsam ums Leben, Menschen müssen ihre einsturzgefährdeten Häuser überstürzt verlassen. Die Frage, wie man solche Zustände verhindern und die Stadt ein Stück lebenswerter machen kann, hat daher auch den 26. Neujahrsempfang des Hamburger Abendblatts geprägt.
Vor rund 1000 prominenten Gästen im Hotel Atlantic gab Chefredakteur Lars Haider für 2014 das Motto aus: „Hamburg neu denken – Hamburg besser machen“. Ins Zentrum seiner Rede stellte er den Aufruf an die Bürger, sich nicht nur in Einzelfragen, sondern insgesamt stärker politisch einzumischen. „Wir wollen Menschen animieren, sich wieder mehr in Parteien zu engagieren und damit den einzigen Weg ständiger Mitbestimmung zu gehen, den das Grundgesetz vorsieht.“
Dafür werde das Abendblatt noch im Januar die Initiative „Partei ergreifen“ starten. 2014 sei dafür ideal, so Haider, denn im Mai werden die Hamburger Bezirksversammlungen und das Europaparlament gewählt, und im Herbst beginnt der Wahlkampf für die Bürgerschaftswahl Anfang 2015. „Es ist auch höchste Zeit dafür, sonst laufen wir Gefahr, dass künftig alle großen Fragen per Volksentscheid geklärt werden.“
„Ich finde die Initiative gut“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Die Parteien müssten bereit sein, Mitglieder auf neuen Wegen zu finden – zum Beispiel in virtuellen Ortsvereinen, die sich über das Internet austauschen. Oppositionschef Dietrich Wersich (CDU) sagte: „Unsere Demokratie würde ohne Parteien und Menschen, die bereit sind, sich in ihnen zu engagieren, nicht funktionieren.“ Unterstützung kam auch von Nichtpolitikern. So sagte Bischöfin Kirsten Fehrs: „Es ist gut, wenn sich Menschen überhaupt gemeinwohlorientiert engagieren, egal ob in einer Partei, in einer anderen gesellschaftlichen Gruppe oder in einer Volksinitiative.“ Und HSV-Idol Uwe Seeler meinte: „Die Menschen müssen mehr aufeinander zugehen, sich helfen und mehr Rücksicht nehmen.“