Ende der Verwirrung um das Hamburger Nachrichtenmagazin: Chefredakteur Wolfgang Büchner geht zum 31. Dezember. Auch der Geschäftsführer des „Spiegel“ soll abgelöst werden.

Hamburg. Jetzt ist es medienamtlich. Nach vielem Hin und Her, Spekulationen, Gerüchten, Behauptungen und Dementis bestätigte der „Spiegel“-Verlag, dass Chefredakteur Wolfgang Büchner seinen Posten zum 31. Dezember räumen muss. Über Büchners Nachfolge machte der Verlag jetzt noch keine Angaben. Es gilt aber als wahrscheinlich, dass zunächst Klaus Brinkbäumer den Chefsessel übernimmt.

Damit verlieren binnen Kurzem der „Spiegel“, „Focus“ und der „Stern“ die redaktionellen Spitzen. Eine gewaltige Eruption erschüttert die deutsche Medienbranche.

In seinem Twitter-Profil zitierte Büchner am Donnerstag den irischen Schriftsteller Samuel Beckett mit den Worten: „Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better“ (Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.)

Zunächst hatte der „Spiegel“ Berichte des NDR und von Meedia weich dementieren lassen, dass Büchner geht. Doch die Wortwahl ließ bereits darauf schließen, dass es nur um das Wann und das Wie ging, nämlich die Abfindungsmodalitäten.

So hieß es, Büchner sei nicht freigestellt. Es sei auch kein Nachfolger für ihn benannt. Zuletzt hat es laut Meedia in einer Betriebsversammlung am Mittwoch die Mitteilung gegeben, dass das von Büchner ersonnene Reformprojekt „Spiegel 3.0“ gescheitert sei, das vorsah, Print- und Online-Ressorts unter eine gemeinsame Führung zu stellen und beide Zweige des Verlags insgesamt enger zusammenzuführen: Einer der drei Gesellschafter des Verlags habe nicht zugestimmt.

Der Spiegel Verlag hat drei Gesellschafter: Die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile hält, den Hamburger Verlag Gruner + Jahr (25,5 Prozent) und die Erbengemeinschaft Rudolf Augstein (24 Prozent).

Nachfolger Büchners soll nun offenbar Klaus Brinkbäumer werden, bislang stellvertretender Chefredakteur. Auch über eine Doppelspitze zusammen mit Florian Harms, bislang stellvertretender Chefredakteur von „Spiegel Online“, wird spekuliert.

Brinkbäumer war Sportreporter und stieg in der „Spiegel“-Hierarchie dank guter Recherche und Schreibe schnell auf. Er gilt als nicht so technokratisch wie Büchner, dessen publizistische Fähigkeiten hinter seinen Managerkompetenzen zurückhingen.

Für die alte, bestimmende „Spiegel“-Mannschaft spielt das eine große Rolle. Außerdem leistete sich Büchner die intern als Fauxpas ausgelegte Personalie, dass er von der „Bild“-Zeitung Nikolaus Blome holte. Was nun aus Blome wird, ist unklar.

Geschäftsführer Saffe soll abgelöst werden

Auch der seit 2008 amtierende Verlagsgeschäftsführer Ove Saffe (53) legt sein Amt nieder. Er werde bis zu seiner Nachfolgeregelung weiter zur Verfügung stehen, längstens bis Mitte des nächsten Jahres. Saffe führte seit September 2008 den Hamburger Spiegel-Verlag kaufmännisch.

Als er damals von der „Stern“-Gruppe des Medienhauses Gruner + Jahr kam, war er für die Mitarbeiter KG der „ideale Kandidat“. Saffes Vorgänger Mario Frank war im Haus umstritten.

Zugute kam Saffe bei seiner Rückkehr zum „Spiegel“, dass er die Verlagskultur aus eigenem Erleben kannte. Von 1996 bis 2000 war er bereits im Verlag tätig gewesen. Jetzt scheidet Saffe, der Chefredakteur Wolfgang Büchner in den Verlag geholt hatte, ebenfalls aus.

Der 53-Jährige Saffe führte den Spiegel-Verlag mit ruhiger Hand, nach hanseatisch zurückhaltender Kaufmannsart. Unter seiner Regie entstand der Neubau des Spiegel-Gebäudes an der Hamburger Ericusspitze, wo alle Mitarbeiter der Spiegel-Gruppe 2011 unter einem Verlagsdach zusammengeführt wurden.

Rund 1200 Mitarbeiter sind für Print, Online, TV, Dienstleistungen und Verwaltung tätig. Das Gebäude zeige, was die Unternehmensgruppe in ihrem Kern ist, schreibt Saffe im Internetauftritt: „ein modernes, transparentes, der Welt zugewandtes Medienunternehmen“.

Für die engere Verzahnung von Print und Online gab es aus seiner Sicht keine Alternative. Der Verlag wies für 2013 einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro aus - bei schwarzen Zahlen in allen Bereichen.