Gegenüber dem Abendblatt dementierte der Spiegel Gerüchte über die baldige Ablösung von Wolfgang Büchner nicht. Zuletzt waren auch die Gesellschafter des Verlags von ihm abgerückt, heißt es.

Hamburg. Bislang wurden Mutmaßungen, eine Ablösung Wolfgang Büchners als Chefredakteur des „Spiegel“ stehe bevor, stets rundheraus dementiert. Auch im Angesicht des über Monate hinweg eskalierenden Streits innerhalb der Redaktion hieß es von Verlagsseite stets, Büchner sei und bleibe Chefredakteur.

Das hat sich nun geändert. Einem Bericht im „Handelsblatt“ vom Montag, demzufolge Büchner seinen Posten noch in dieser Woche verlieren könnte, wurde auf Abendblatt-Anfrage nicht mehr grundsätzlich widersprochen: Anders als dort dargestellt, hätte es in der vergangenen Woche zwar keine Gespräche mit Büchner über die Auflösung seines Vertrages gegeben, so eine Verlagssprecherin.

Doch die Nachricht, dass der erst im September vergangenen Jahres als Modernisierer angetretene Chefredakteur kurz vor der Ablösung steht, wurde nicht in Frage gestellt.

Büchners Vorgehen bei der Neuaufstellung des „Spiegel“ für die Zukunft, der engeren Verzahnung von Print- und Onlineredaktion, es hatte zu stetig zunehmendem Protest gerade aus den Reihen der Redakteure des gedruckten „Spiegel“ geführt. Zuletzt sollen sich mehr als 90 Prozent der Print-Redaktionsmitglieder gegen ihn ausgesprochen haben. Auch die Gesellschafter des Verlags, so war verschiedentlich zu hören, sind in den vergangenen Wochen von ihm abgerückt. Die Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent der Anteile hält, wollte demnach eine Ablösung ebenso wie die Erbengemeinschaft Rudolf Augsteins (24 Prozent). Auch das Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr, das 25,5 Prozent der Anteile an der Spiegel-Gruppe hält, wehrt sich offenbar nicht mehr gegen eine Ablösung Büchners.