Grund sind die gewaltigen Sparmaßnahmen im Verlagshaus, gegen die sich auch Mitarbeiter-Protest geregt hatte.
Hamburg. Die gewaltigen Sparanstrengungen des Medienhauses Gruner + Jahr gehen nun auch ans Eingemachte: Der Verlag setzt angesichts des geplanten Stellenabbaus die Verleihung seines renommierten Henri-Nannen-Medienpreises im nächsten Jahr aus. „Insbesondere die traditionell in feierlichem Rahmen begangene Preisverleihung erscheint uns in dieser Lage nicht angemessen“, erklärte Unternehmenssprecher Claus-Peter Schrack.
„Zudem ist davon auszugehen, dass Wettbewerb und Preisverleihung von der fortlaufenden Diskussion um Sparmaßnahmen und Stellenabbau überlagert würden und dass sich auch die Preisträger einem öffentlichen Diskurs stellen müssten, der mit ihrer ausgezeichneten Leistung nichts zu tun hat.“ Der Branchendienst Meedia hatte zuerst darüber berichtet.
Die Kontroverse um die NS-Vergangenheit des Verlegers Henri Nannen (1913-1996) habe bei der Entscheidung dagegen überhaupt keine Rolle gespielt, hieß es. Zuletzt hatten sich im Mai 2014 zwei Preisträger, der Internetaktivist Jacob Appelbaum und die Dokumentarfilmerin Laura Poitras, nach der Preisverleihung von Nannen distanziert und auf seine Mitgliedschaft in einer NS-Propagandakompanie verwiesen.
Der Verlag konterte seinerzeit, Nannen habe aus seiner Vergangenheit keinen Hehl gemacht und als Journalist und Verleger viel zur Bewältigung der NS-Vergangenheit beigetragen.
Die Auszeichnungen für Qualitätsjournalismus in Print, Online und Fotografie wurden in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Der Preis erinnert an den Gründer des Magazins „Stern“, Henri Nannen (1913-1996). Die Kosten der feierlichen Verleihung in Hamburg werden auf bis zu zwei Millionen Euro geschätzt.
Auch der Axel-Springer-Verlag hatte aus finanziellen Gründen 2009 auf die Gala zur Vergabe seiner Goldenen Kamera verzichtet und diese in kleinerem Rahmen überreicht. Bei Gruner + Jahr will man nun gemeinsam mit den Jury-Mitgliedern darüber nachdenken, „wie der Henri-Nannen-Preis in Zeiten tiefgreifender Veränderungen der Medienlandschaft modernisiert und weiterentwickelt werden kann“.