20 Jahre sind eine Ewigkeit in der digitalen Welt. „Spiegel online“ feiert seinen runden Geburtstag in einer bewegten Zeit – und mit Visionen, die einige skeptisch sehen.
Hamburg. Mit prominenten Gästen wie Finanzminister Wolfgang Schäuble feiert die Redaktion von „Spiegel online“ an der Ericusspitze in Hamburg den 20. Geburtstag. Trotz bewegter Zeiten mit Mutmaßungen über eine neue „Spiegel“-Spitze und mit einem schwierigen Zusammenwachsen von Printredaktion und Onlinern veranstalteten Verlag und Journalisten am Montag eine Party mit rund 1000 Gästen.
Das von Chefredakteur Wolfgang Büchner angestoßene Projekt „Spiegel 3.0“ soll Print und Digital stärker verzahnen. Büchner sagte: „Meine Vision ist, dass die Idee ,Spiegel‘, dass der Journalismus, für den wir stehen, alle Menschen erreicht, die ihn wollen. Wo sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen.“ Dafür sollten alle im Haus in gleichberechtigter Weise arbeiten und auch davon profitieren können.
Der Geburtstag führte auch vor Augen: Von 1994 bis zum heutigen Tage hat sich nicht nur die Technik rasant gewandelt. Das wurde in einem Film deutlich, der im Rahmen der Feier gezeigt werden sollte. Auch die „Endgeräte“, auf denen die User Nachrichten nutzen, sind heute völlig andere als bloß Schreibtischcomputer.
Und Online bedeutet eben eben nicht nur Text, sondern Bilder, ganze Fotostrecken, Videos, Liveberichterstattung, Interaktion mit den Lesern und Präsenz in den sozialen Netzen. Das ist heute „State of the art“ in jeder Onlineredaktion traditioneller Printmarken.
Man könnte mit Blick auf die vergangenen 20 Jahre auch von einer Medienrevolution sprechen. Zum Vergleich: Das Hamburger Abendblatt hat seine Onlineausgabe zwar „erst“ 1996 scharf gestellt. Allerdings gab es beim Abendblatt schon seit Mai 1984 einen interaktiven Onlinedienst im "Bildschirmtext", auch "BTX" genannt. "BTX" funktionierte ähnlich wie das Internet. Wegen der Kosten konnten es aber nur wenige Freaks nutzen.
Bei „Spiegel online“ hatten 1994 zunächst zwei Redakteure des Magazins jede Woche zehn bis 15 Printartikel online gestellt. Heute ist es eine Online-Vollredaktion mit rund 150 Redakteuren und 1,5 Millionen wöchentlichen Nutzern.
In seinem Grußwort sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, “Spiegel online“ habe als Leitmedium eine besondere Verantwortung. Es sei ein Taktgeber aktueller Politik. Kritisch merkte er an: „Ob man den Themen journalistisch gerecht wird, wenn sie nahezu stündlich wechseln, weiß ich nicht.“
Aus der Kaiser-Wilhelm-Straße rufen wir aus dem Newsroom des Hamburger Abendblatts ganz einfach Richtung Hafencity: Herzlichen Glückwunsch, liebe Kolleginnen und Kollegen!