Viel mehr als Werbung steckt nicht hinter der Behauptung der Show von ProSieben und Sat.1, ganz anders zu sein als die Konkurrenz.

Hamburg. Aha. So also „macht man es richtig“. Indem die fünf Juroren der neuen Casting-Show „The Voice Of Germany“ gleich zu Beginn „Heroes“ im vollen Wohlfühlchor-Modus vor sich hinschmettern, beweisen sie – wenn überhaupt – nur eines: hier wird weichgespült, was das Zeug hält. Vor der heilen Welt der Juroren ist nicht einmal David Bowie sicher.

140 Minuten Sendezeit zur besten Sendezeit hat ProSieben am Donnerstag für Nena, Xavier Naidoo, Rea Garvey, Alec Völkel und Sascha von The BossHoss und einen ganzen Sack Kandidaten freigeschaufelt. Wenn man der Werbung glauben möchte, dann wohnt man aber nicht nur einer weiteren Sing-und-schwing-das-Bein-Show bei. Sondern dem „Musikevent des Jahres“, einer „noch nie dagewesenen“, der „größten Musik-Show aller Zeiten“.

Zu dieser Marketing-Hybris schwingt sich das Senderkonglomerat aus Pro Sieben und Sat.1 auf, weil die Jury nicht einfach nur hinter einem Tisch, sondern auf drehbaren Sesseln sitzt; die Kandidaten in der ersten Runde nur hört, nicht sieht. Die Kandidaten singen verkürzte Versionen diverser Popsongs. Wenn es einem Juror gefällt, drückt er den Buzzer und dreht sich um. Aus diesen dürfen sich die Kandidaten dann ein Jury-Mitglied erwählen, das sie künftig betreuen wird. Sharon wählt Nena, Percival Rea Garvey und Rino entscheidet sich für Xavier Naidoo.

Das war es aber auch schon so ziemlich mit den Neuerungen. Denn was danach kommt, bleibt gleich. Große Gefühle allerorten. Diejenigen, die weiterkommen, heulen vor Freude, die anderen, weil sie keinen der Fünf für sich einnehmen konnten. Die Kamera hält immer drauf.

Genauso, wie sie im weiteren Verlauf der Sendung dabei sein wird. Wenn die Kandidaten gegeneinander antreten, wenn die Riege der Hoffnungsfrohen unter den Augen der Jury und des Publikums eingedampft wird auf diejenigen, die ins Konzept passen. Wenn Popstars geformt werden, die bis zur nächsten Staffel halten.

Egal, was die Werbung für Hohelieder auf das von John de Mol ersonnene Konzept singt: Die graue Eminenz der Fernsehunterhaltung ist nicht deshalb erfolgreich – Deutschland ist das 20. Land, in das sie das Format verkauft hat – weil sie Stars produziert. Sondern weil sie Emotionen provoziert. Und die Konkurrenz hält dagegen: Während auf ProSieben Naidoo den eisenharten Kritiker mimt, Nena von allen begeistert ist, Rea Garvey anwesend und The BossHoss tätowiert sind, zeigt RTL außer der Reihe eine Folge "Das Supertalent". Derweil kürt die ARD Thomas Gottschalk zum beliebtesten Showmaster Deutschlands. Denn es geht um die Quote, nicht um Stars.