Hamburg. Am Wochenende wird es heiß – und bei hohen Temperaturen sollte man reichlich trinken. Doch bei vielen Veranstaltungen gibt es strenge Regeln.
Jeder Konzertgänger kennt das: Vor dem musikalischen Vergnügen wird es am Einlass noch einmal ernst. Eintrittskartenkontrolle, klar, aber das Security-Personal schaut auch in die Taschen und Rucksäcke. Häufig müssen die Besucher Gepäck, das größer ist als ein DIN-A4-Blatt, gänzlich abgeben.
Dass Hieb- und Stichwaffen oder auch Glasflaschen auf einem Konzert nichts zu suchen haben, dient der Sicherheit aller. Wie aber sieht es mit Trinkwasser aus? Dürfen Gäste des Stadtpark-Open-Air oder des Volksparkstadions an heißen Sommertagen Wasser mit zum Konzert nehmen?
Konzert Hamburg: Wieso dürfen Gäste kaum Wasser mitbringen?
Am Wochenende wird es wieder heiß: Temperaturen bis zu 30 Grad, Tausende Menschen auf engstem Raum, tanzend und schwitzend beim sommerlichen Open Air, verbunden in der musikalischen Vorliebe – genau dafür zahlen viele Menschen gern Eintritt. Doch ein gutes Konzert kann stark dehydrieren, vor allem bei hohen Temperaturen und schnellen Rhythmen. Die Getränkepreise auf den Veranstaltungen sind oft sehr hoch.
Wenn die Mitnahme nichtalkoholischer Getränke ins Konzert stark eingeschränkt oder sogar verboten ist – geht es dabei wirklich, wie in einigen Fällen deklariert, um Sicherheitsbedenken? Oder soll vielmehr der eigene Ausschank angekurbelt werden? Wir haben bei Veranstaltern und Spielorten großer Hamburger Sommer-Open-Airs nachgefragt.
Strenge Richtlinien im HSV-Stadion – 0,33 Liter Alkoholfreies erlaubt
„Speisen und Getränke aller Art mit Ausnahme von Bedarfen aufgrund medizinischer Notwendigkeiten“ sind im Volksparkstadion verboten, so lautet die Stadionordnung. Ganz stimmt das aber nicht. Wie ein HSV-Sprecher auf Nachfrage mitteilt, ist es gestattet, alkoholfreie Getränke von bis zu 0,33 Litern in Tetra Packs oder Plastikverpackungen mitzunehmen. Bei extremen Wetterlagen seien zudem Sonderregelungen möglich.
Wenigstens eine Capri-Sonne darf sich der Konzertgänger also in die Tasche stecken. Vielleicht nimmt er sich aber auch einen Becher mit, denn Leitungswasser aus den Sanitäranlagen zu trinken, ist erlaubt – wenn der Gast das denn will.
Volksparkstadion: Gibt es bei der Fußball-EM im nächsten Jahr Wasserspender?
Die Regeln gelten im Übrigen nicht allein für Konzerte, sondern für sämtliche Großveranstaltungen im Stadion, also auch für Fußballspiele. Die Richtlinie sei „Teil der Stadionordnung und somit des Sicherheitskonzeptes.“
Eine vorsichtig positive Nachricht hat der HSV jedoch. „Eventuell“ sollen beim Umbau für die Europameisterschaft 2024 kostenlose Trinkspender angebracht werden.
Während die einen im Stadtpark dursten, picknicken andere bei den Karl-May-Spielen
Auch beim Stadtpark-Open-Air ist der Bedarf des Publikums nach einer Erfrischung hoch. Besucher dürfen hier nur 500 Milliliter im Tetra Pak mitnehmen. Bei besonders heißen Wetterlagen aber sei die Security kulant, teilt der Veranstalter, die Karsten Jahnke Konzertdirektion, mit.
Im Übrigen würde das Stadtpark-Open-Air seinen tanzenden, tobenden, schwitzenden Gästen gern Wasserspender bieten, das sei auf dem Gelände aber technisch nicht möglich. Außerdem, und da ist der Veranstalter zumindest ehrlich, sei es insbesondere auf Konzerten mit Ausschank und Speisenangebot eben gängige Praxis, den Besuchern das Mitbringen eigener Verpflegung zu untersagen.
Ganz anders sozialisiert sind Fans der Karl-May-Spiele. Hier gehört es geradezu zum guten Ton, eine Schüssel Nudelsalat aus dem Rucksack zu zaubern und aus der Vorstellung ein kleines Familienpicknick zu machen.
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Laissez-faire – auch bezüglich der Getränke? Ja, bei den Karl-May-Spielen ist alles erlaubt; zur Premiere gab es sogar Gäste, die Weinflaschen in Kühlboxen und eigene Gläser mit zum Kalkberg gebracht haben. Die Schlangen an den Pommes- und-Cola-Ständen waren dennoch lang. Offenbar funktioniert hier das Nebeneinander von kommerziellem Gastronomie-Angebot und Selbstverpflegung.
Und auch in Hamburg findet sich ein positives Vorbild: Im August, wenn die Sonne besonders heiß vom Himmel brennt, geht das MS-Dockville-Festival in Wilhelmsburg über die Bühnen. Hier dürfen sich Besucher anderthalb Liter Alkoholfreies mitbringen – müssen sie aber nicht einmal, denn auf dem Gelände befinden sich kostenfreie Trinkspender.
Konzerte Hamburg: „Unterhaltungsgrad von Wasser ist eher gering“
„Wir übernehmen Verantwortung für unsere Besucherinnen und Besucher – das bedeutet auch, aktiv gegen Dehydrierung zu arbeiten“, begründet Sprecher Eike Eberhardt. „Wir freuen uns immer wieder, dass wir Mitte August so gut wie nie schlechtes Wetter haben und feinste Hochsommer-Sonne genießen können. Angesichts dieses Termins rechnen wir aber auch mit mehr Durst bei den Besucherinnen und Besuchern.“
Zumal viele Konzertgänger unterschätzten, wie viel Flüssigkeit sie an einem heißen Sommertag benötigen. Dem wolle das Dockville entgegenwirken.
Der Sprecher glaubt, dass viele Veranstalter sich sorgen, „mit einer ,liberaleren’ Getränke-Policy Einnahmen an den Bars“ zu verlieren. Das Dockville geht damit ganz pragmatisch um: „Der Unterhaltungsgrad von Wasser ist eher gering. Unsere Getränke- und Cocktail-Karte liefert deutlich mehr Spaß. Daher machen wir uns keine Sorgen, dass Leute anstelle von Drinks nur Wasser trinken.“