Tauschkonzert geht in die zehnte Staffel. Moderator Johannes Oerding über große Fehler, Wunschteilnehmer und Kritik am Südafrika-Trip.
- „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ geht 2023 in die zehnte Staffel
- Auch in diesem Jahr wird das Vox-Format von Johannes Oerding moderiert
- Teilgenommen haben Stefanie Kloß, Clueso, Lea, Nico Santos, Montez und Alli Neumann
- Im Interview spricht Johannes Oerding unter anderem darüber, wen er noch gerne in der Show hätte
- Auch auf die kritische Nachfrage zum Drehort Südafrika findet Sänger Oerding eine Antwort
Hamburg. Nicht wenige dachten, das Thema Pop-TV wäre nach diversen Castingformaten auserzählt gewesen, als Vox 2014 aus der niederländischen Show „Beste Zangers“ das deutsche Pendant „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ kreierte. Jedes Jahr im Frühjahr treffen sich seitdem etablierte Popstars und Newcomer in Südafrika und covern gegenseitig ihre Songs.
An diesem Dienstag feiert „Sing meinen Song“ den 10. Geburtstag mit einer neuen Staffel. Dabei sind Silbermond-Sängerin Stefanie Kloß, Clueso, Lea, Nico Santos, Montez und Alli Neumann. Gastgeber ist zum dritten Mal der Hamburger Sänger Johannes Oerding, mit dem wir kurz vor seinem ausverkauften Konzert am Sonnabend in der Barclays Arena über das Erfolgsgeheimnis der Show sprachen.
Hamburger Abendblatt: Eine Handvoll Prominente in der Abgeschiedenheit, beobachtet von Kameras: Was unterscheidet „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ eigentlich von „Big Brother“ und „Dschungelcamp“?
Johannes Oerding: Haha, geile Frage! Optisch sind wir am „Dschungelcamp“ schon ziemlich nah dran. Aber bei uns wird nichts inszeniert und sehr wenig gestritten, weil wir auch nicht 24 Stunden beobachtet werden, sondern nur in der Zeit, wo wir uns ein paar Stündchen auf der Couch versammeln. Da gibt es keine Chance, jemanden bloßzustellen oder würdelos aussehen zu lassen. Das ist der große Unterschied.
Johannes Oerding: „Mädchen und Jungs müssen nicht getrennt schlafen“
Sie sind jetzt zum vierten Mal dabei, zum dritten Mal als Gastgeber, also ein besonders langlebiges „Sing meinen Song“-Gesicht. Was reizt Sie an der Show?
Als Dienstältester bin ich schon sehr stolz darauf, dass mich noch keiner verdrängt hat. Denn ich mache da nichts anderes, was ich hier auch am liebsten mache: Über Musik zu quatschen, spannende Biografien von Künstlerinnen und Künstlern, ihr Schaffen und ihre Inspiration zu erfahren – und dabei in gemütlicher Atmosphäre – ohne Regen – Bier zu trinken. Dafür würde ich wahrscheinlich sogar Geld bezahlen. Das ist wie eine Zirkusfamilie auf Klassenfahrt. Alle können was und mögen sich. Keine Lehrer und Mädchen und Jungs müssen nicht getrennt schlafen. Was will man mehr?
Alle haben sich ganz doll lieb und finden sich gegenseitig und ihre Songs suuuuuper. Die Deutsche Popszene ist so gut beschrieben?
Es ist ja nicht nur die Popszene, es kommen ja auch Leute aus extremeren Genres mit dazu, und warum das Format so freundlich ist, liegt daran, dass es keinen richtigen Grund gibt, sich in die Haare zu bekommen. Da spielt jemand deinen Song und gibt sich richtig Mühe mit viel Hingabe und Detailverliebtheit. Da kann es auch eine Death-Metal-Version von „Alles brennt“ sein, die ich mir in meiner normalen Welt sonst nie anhören würde. Da stell ich mich doch nicht hin und sage: „Willst du mich verarschen, was hast du mit meinem Song gemacht?“
Die vermeintlich abseitigen Gäste aus Genres wie Schlager oder Metal wie Mary Roos oder Floor Jansen oder auch DJ BoBo sind ja eigentlich auch interessanter als Johannes Forster, Mark Giesinger, Wincent Oerding und ihre Klone.
Ey! Es gibt nur einen Johannes Oerding, das sollten Sie mittlerweile wissen. Aber ich weiß, was Sie meinen. Was über Pop hinausgeht, macht es noch bunter.
Oerding wünscht sich Lindenberg, Westernhagen, Grönemeyer und Maffay als Gäste
Wen würden Sie gern mal zum Tauschkonzert einladen?
Ich kann mir alles und jeden vorstellen. Aber ich würde gern mindestens einen von den großen Fünf bei „Sing meinen Song“ erleben. Wolfgang Niedecken war ja schon da, es fehlen also Udo Lindenberg, Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer und Peter Maffay.
Nicht von der Hand zu weisen ist der teilweise irrsinnige Popularitätsschub, den einige Künstlerinnen und Künstler durch die Show erfahren haben, Ilse DeLange und Alvaro Soler zum Beispiel. Andere konnten keine großen Effekte mitnehmen. Wie sticht man also in einer Staffel besonders hinaus?
Auch bei mir ist da einiges passiert, auch weil ich mal eine andere Seite von mir zeigen konnte. Und ich hatte die Gelegenheit, nicht nur über meine Songs, sondern auch mein Profil, meine Persönlichkeit zu erzählen. Der größte Fehler, den man in der Show machen kann, ist sich zurückzuhalten und sich zu verstellen. Misstrauisch zu sein gegenüber der Sendung und den Teilnehmenden. Die Kameras sehen das an Bewegungen, am Verhalten, und das ist sehr aufdeckend. Wenn du ein toller Mensch bist, wird das zum Vorschein kommen. Wenn du ein Arschloch bist … wird auch das zum Vorschein kommen.
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Zehn Jahre lang einen solchen Einfluss auf das Popgeschäft zu haben wie „Sing meinen Song“ ist schon beachtlich für ein Musik-TV-Format. Hat der Erfolg noch mehr Elemente als „bekannte Leute tauschen gegenseitig ihre Lieder aus“?
Man kann es versuchen, zu erklären. Ich glaube, dass ein größerer Bedarf für eine gute, positive Unterhaltung vorhanden ist, die einen berührt, aber nicht mit traurigen Geschichten, sondern mit etwas Schönem. Man sagt ja gern „der Künstler ist langweilig, weil er nicht weh tut“, okay, aber ich sehe das anders. Es muss nicht immer weh tun, es darf und muss auch etwas geben, was einem aus dem Alltag abholt. Und jeder will ja auch gern mal Mäuschen spielen und sehen, wie diese Feenstaub-Künstlerinnen so ticken, die man sonst nur auf den großen Glitzerbühnen sieht.
„Sing meinen Song“ in Afrika aufzuzeichnen, ist günstiger als in Deutschland
Welche Anekdote wäre es wert, sie an den Vox-Verantwortlichen vorbei zu schummeln? Was sind die Skandale, wer hat mit wem was angestellt?
Einen Skandal würde ich es nicht nennen, aber die Tatsache, dass alle aus der aktuellen Staffel noch spontan mindestens fünf, sechs Tage länger in Südafrika geblieben sind und wir uns privat zusammengefunkt haben, das war neu. Das habe ich so noch nicht erlebt.
Warum fliegt man eigentlich die halbe deutsche Popszene jedes Jahr – abgesehen von den Corona-Folgen am Weissenhäuser Strand – nach Südafrika? Das ist weder günstig noch nachhaltig.
Die Ausgabe am Weissenhäuser Strand war teurer, als nach Südafrika zu fliegen. Da wir immer bedingt durch die Tourkalender der Teilnehmenden im Januar und Februar drehen müssen, ging das dort nur in einem großen, beheizten Zelt, was extra aufgebaut werden musste. Der Drehzeitraum und die gewünschte Open-Air-Atmosphäre zwingt uns jedenfalls in ein Land, in dem es wirklich nicht regnet. Da scheiden auch Ibiza und Mallorca aus. Und: Keine Zeitverschiebung, kein Jetlag. Und nur durch die kleine Runde und die Entfernung zu den heimischen Medien, Studios, Labels und Managements, die sonst immer irgendwas wollen, entsteht wirklich etwas Magisches.
Da kann ich mir denken, was Ihr definitives „Sing meinen Song“-Lied ist.
„Ich will noch nicht nach Hause“.
„Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ Di 25.4., 20.15, Vox; www.vox.de