Hamburg. Der Vertrag der MK&G-Direktorin wurde erneuert. Die Hamburger Stadtentwicklung hatte sie in deutlichen Worten kritisiert.

Manchmal bedeutet gerade Kontinuität Erneuerung: Tulga Beyerle, die amtierende Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe (MK&G), wird diesen Posten weitere fünf Jahre ausfüllen. Der Stiftungsrat des Museums sowie die Kulturbehörde bestätigten am Dienstag die Vertragsverlängerung bis 2028. Seit 2018 ist Beyerle wissenschaftliche und künstlerische Leiterin des Hauses am Hauptbahnhof. Nicht nur programmatisch, sondern insbesondere mit der bewussten Öffnung des Hauses – der neu eingerichtete „Freiraum“ ist kostenfrei zugänglich und als Treffpunkt, Arbeitsplatz und sogenannter „dritter Ort“ für die Stadtgesellschaft konsumfrei nutzbar – hat sie das Gestaltungsmuseum stark geprägt.

Am Museum für Kunst und Gewerbe gehörte die Ausstellung „Janosch“ zu den Erfolgsschauen

Zu den erfolgreichen Ausstellungen während Beyerles Amtszeit gehören unter anderem „The F*word – Guerrilla Girls und feministisches Grafikdesign“ (2023), „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ (2022), die Familienausstellung „Janosch.Lebenskunst“ und „Heimaten. Eine Ausstellung und Umfrage“ (2021).

Dass das Museum für Kunst und Gewerbe ein Ort ist, an dem man sich „auch einfach gerne aufhält um Neues zu entdecken“, hat auch der Kultursenator wahrgenommen. Carsten Brosda (SPD) freut sich ausdrücklich über die Personalie: „Das Haus bringt dem Publikum die aktuellen Themen unserer Gegenwart und der Zukunft auf moderne und spannende Art näher, regt zum Nachdenken, Diskutieren und auch Umdenken an.“

Das MK&G sei unter Tulga Beyerle, die selbst an Nachhaltigkeit und „grünen Kriterien“ mindestens so gern gemessen werden möchte wie an Besucherzahlen, „zu einem Ort geworden, der Stellung bezieht und alle einlädt, sich mit den drängenden gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit zu beschäftigen“.

Die aktuelle Stadtentwicklung beobachtet Tulga Beyerle zum Teil geradezu entsetzt

Dazu gehören bei Bedarf auch deutliche Worte. Die gegenwärtige Stadtentwicklung beobachtet Tulga Beyerle zum Teil geradezu entsetzt. Vor allem dem Ausbau des Hauptbahnhofs und der Mönckebergstraße steht die Wienerin ablehnend gegenüber, die Pläne bezeichnete sie als „vorgestrig“: „So verbaut sich Hamburg seine Zukunft.“ Ob Beyerle noch im Amt ist, wenn der neue S-Bahn-Tunnel gebaut wird, steht durch die Verlängerung nicht fest. Das MK&G sowie das Ohnsorg-Theater werden für die Bauarbeiten ausziehen müssen. Vor 2028 wird jedoch nicht mit einem Beginn dieser Arbeiten gerechnet.

Daran, dass sie in Hamburg gern arbeitet, hat Tulga Beyerle allerdings nie Zweifel gelassen. „Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg mit seiner hervorragenden Sammlung an einem ebenso perfekt gelegenen wie herausfordernden Standort und mit dem besten Team leiten zu dürfen, ist eine Ehre und andauernde Freude“, erklärte sie angesichts der Vertragsverlängerung. „Hier an diesem Haus und in dieser wunderschönen Stadt weitere fünf Jahre wirken zu können, dafür bin ich dankbar und angesichts der Vorhaben und Herausforderungen unserer Zeit auch voller Demut.“