Hamburg. Studio Besau Marguerre in Eimsbüttel gestaltet Museumsfoyer neu. Die Designer haben auch die Elbphilharmonie eingerichtet.
„Schafft mehr Plätze, an denen sich Menschen gerne aufhalten!“ Das forderte jüngst Tulga Beyerle in einem Interview mit dieser Zeitung, als es um den Neubau des Hauptbahnhofs ging – und die damit verbundene temporäre Umquartierung vom Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G) und dem Ohnsorg Theater. Ihre Kritik zielte darauf ab, dass die Planung an den Menschen vorbeigehe.
Für ihr Haus sorgt die Direktorin, die ein bekennender Design-Fan ist, schon seit Amtsantritt. Dafür, dass sich das Publikum in den Räumen wohlfühlt, etwa durch liebevoll gestaltete Ausstellungen wie „Janosch“, faszinierende Lichtinstallationen des niederländischen Duos Drift oder anspruchsvolle Ästhetik wie die „Heimaten“-Schau, die in Kooperation mit dem Vitra Design Museum entstand.
Hamburgs schönstes Museum: Neues Design soll Ruhe und Geborgenheit vermitteln
Nicht zuletzt wird der „Freiraum“, die ehemalige Turnhalle im Erdgeschoss des Museums die zu einem öffentlichen, kostenfreien Aufenthaltsraum zum Lesen, Arbeiten und Konferieren umgebaut wurde, sehr gut angenommen. Mit dem jüngsten Projekt geht Beyerle noch einen gewaltigen Schritt voraus: Sie ließ das gesamte Foyer neu gestalten. Nicht von irgendeinem Designteam, sondern vom Studio Besau Marguerre, das auch für die Möblierung der Elbphilharmonie verantwortlich zeichnete.
Es ist eine ganz neue, ästhetische Welt entstanden, in die die Besucherinnen und Besucher ab dem 18. April eintreten werden: Säulen und Wände sind in leuchtendem Königsblau und Terrakotta gestrichen, dazwischen trennen goldgelbe Vorhänge die einzelnen Bereiche ab. In einem lädt ein großer Medientisch zur Lektüre von Katalogen ein, in einem anderen sind superbequeme Polstermöbel zu einer Lounge formiert.
Denkmalgeschützte Decke des Windfangs als Inspiration
An den Wänden kann sich das Publikum via Monitor und Plakatausstellung über wichtige Themen des Museums – Raubkunst und Fonds für junges Design – informieren. Ganz klar zu erkennen ist nun der Kassenbereich, ebenfalls in Blau gehalten, auf den man direkt zusteuert und von dem aus das Personal alle drei Zugänge im Blick hat. Auch die gelben Schließfächer sind schneller auffindbar. Wie schon bei der Möblierung der Elbphilharmonie war die vorgegebene Architektur Impuls für die Gestaltung.
„Wir haben uns bei den Farben von der denkmalgeschützten Decke des Windfangs inspirieren lassen, und auch die Rundbogen-Architektur findet sich in Spiegeln und Lampen wieder“, sagt Marcel Besau. Vom Kassenbereich ausgehend werden die Farben in verschiedenen Nuancen heller. „Dies strahlt Ruhe und Geborgenheit aus.“
Menschen sollen sich beim Eintreten sofort entspannen
Zu weiß, zu hallig und zu sehr wie ein Bahnhofsgebäude hätte das Foyer bislang gewirkt, ergänzt Eva Marguerre. Bevor die Designer sich ans Werk machten, studierten sie das Verhalten der Besucherinnen und Besucher, die ins Museum eintraten. Und kamen zum Schluss, dass eine eindeutige Orientierung im Raum fehlt. Die Farben sollen dies nun unterstützen.
Außerdem wurde eine Akustikdecke eingezogen, die störende Geräusche eliminiert. Viel besser zur Geltung kommt auch der imposante Kronleuchter aus Kunststoffutensilien von Stuart Haygarth. Getuffte Teppiche sorgen für Wohnzimmer-Ambiente.
„Besonders im Hinblick auf die schwierige Außensituation wollte ich, dass sich die Menschen beim Eintreten ins Museum sofort entspannen“, sagt Tulga Beyerle. „Sie sollen merken, dass sie willkommen sind und bleiben dürfen – ob sie nun in die Destille, den Buchladen, den Freiraum oder in eine der Ausstellungen gehen. Ich bin mit dem neuen Foyer überaus glücklich!“
Die Designer haben schon mal für das MK&G entworfen
Nur knapp ein Jahr haben Marcel Besau und Eva Marguerre zusammen mit einer freien Mitarbeiterin an diesem Projekt gearbeitet; man sei sich schnell einig gewesen, auch darüber, kleinere Designmanufakturen mit ins Boot zu holen und somit zu fördern. Außerdem kannten sich die Partner schon: Besau Marguerre gestalteten 2021 einen Konferenzraum und einen Gruppenarbeitsplatz im MK&G.
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„In so einer außergewöhnlichen Architektur ein Willkommen in einem öffentlichen Raum für so viele Menschen zu entwerfen ist für uns etwas ganz Besonderes“, so Marguerre. Die Produktdesigner lernten sich während ihres Studiums in Karlsruhe kennen und gründeten 2011 ihr gemeinsames Studio am Weidenstieg in Eimsbüttel. Darüber lebt das Paar zusammen mit seinen Kindern. Bei ihren Aufträgen greift es auf ein Netzwerk aus freiberuflichen Innenarchitekten, Textil-, Grafik- und Produktdesignern zurück.
Hamburgs schönstes Museum: Designer haben Namen in der Branche
„Wenn jemand sagt, dass ein Design nach Besau und Marguerre aussieht, ist das das schönste Kompliment“, sagt Eva Marguerre, die weiß, wie wichtig es in der Branche ist, neben Talent auch einen Namen zu haben.
Für ihre fantasievollen Konzepte, etwa für Kantine und Arbeitsplätze bei Gruner + Jahr, die Designpost in Köln oder den Thonet Pop-up-Showroom in Mailand, wurde das Paar schon mit dem German Design Award, dem Karl-Schneider-Preis der Stadt Hamburg und dem Interior Innovation Award ausgezeichnet. Und noch eine Auszeichnung kommt nun hinzu: die Gestaltung des Foyers, durch das das MK&G zum schönsten Museum Hamburgs wird.