Hamburg. Bring Me The Horizon lassen es krachen, das First Stage Theater feiert Geburtstag und im Zeise läuft ein oscarverdächtiger Musikfilm.
Die Amerikanerin Lady Blackbird singt Jazz und Soul im Mojo Club, der Waliser John Cale spielt auf Kampnagel, ein oscar-verdächtiger Musikfilm läuft vorab im Zeise-Kino, dazu kommen ein Comedy-Pokalsieger und ein Kleinkunst-Rock’n’-Roller sowie der siebte Geburtstag des First Stage Theaters. Mit Show-Time geht’s in den März hinein.
Lady Blackbird alias Marley Munroe im Mojo Club
Vor zwei Jahren erschien quasi aus dem Nichts ein neuer Paradiesvogel in der internationalen Jazz- und Soulszene: Lady Blackbird alias Marley Munroe. Viel mehr, als dass sie aus New Mexico stammt, in Los Angeles lebt und vor knapp zehn Jahren an zwei Songs auf Anastacias Album „Resurrection“ beteiligt war, ist nicht bekannt.
Doch das ist egal, ihre von Nina Simone und Ella Fitzgerald inspirierte Stimme und extravagante Erscheinung sowie das 2022 erschienene Debütalbum „Black Acid Soul“ sprechen für sich. Nach ihrem Auftritt beim Elbjazz Festival 2022 in der Elbphilharmonie singt sie am 1. März im Mojo Club.
Lady Blackbird Mi 1.3., 20.00, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten zu 35,95 im Vorverkauf; www.ladyblackbird.com
Galerie Schimming zeigt Julian Hoffmanns Mixed-Media-Arbeiten
„It’s a Long Way to the Top (If You Wanna Rock ’n’ Roll)“: Der Berliner Künstler Julian Hoffmann hat sich den berühmten AC/DC-Song zu eigen gemacht. Angefangen hat er mit „Objekten“, die er aus Alltagsgegenständen zusammensetzte und an die Wand hängte. Bis Freunde ihm sagten, das sei Kunst und eine erste Ausstellung vorschlugen. Also hat Hoffmann weitergemacht, die Musik ist dabei ständiger Begleiter im Atelier.
Die Galerie Schimming zeigt einen Querschnitt seiner aktuellen Mixed-Media-Arbeiten. So ragt etwa eine Jesusfigur aus einer Pommestüte, oder verschiedenfarbige Kabel winden sich hinter einem gemalten Frauenporträt, Leuchtschriften oder Textfragmente brechen die Malerei immer wieder auf.
„It’ a Long Way to the Top“ bis 22.4., Di-Fr 10.00–18.00, Sa 11.00–16.00, Galerie Schimming (U Klosterstern), Jungfrauenthal 4, Eintritt frei, www.galerieschimming.de
Am Sonnabend knallt es in der Barclays Arena brachial
Einen längeren Weg an die Spitze mussten auch die aus der Stahlkocherstadt Sheffield stammenden Alternative-Metaller Bring Me The Horizon gehen. War das erste Album „Count Your Blessings“ 2006 noch ein Geheimtipp für Deathcore-Fans, so wurden der Sound über die Jahre zugänglicher, die Verkäufe beachtlicher und die Hallen größer.
Doch auch wenn die aktuelle Platte „Amo“ (2019) ein Konzeptalbum über die Liebe ist, knallt es an diesem Sonnabend, 25. Februar, in der Barclays Arena immer noch brachial.
Bring Me The Horizon, A Day To Remember, Poorstacy, Static Dress Sa 25.2., 18.30, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 56,31 im Vorverkauf; www.bmthofficial.com
Mikro-Theater in Barmbek
Ist es überhaupt ein Theater? Wenn, dann nur ein kleines, und deshalb machen die drei Betreiber eines früheren Barmbeker Friseursalons daraus auch kein großes. Den Feine Künste genannten Raum nutzen sie immer mal wieder für Aufführungen, am letzten Februar- und am ersten März-Wochenende für Samuel Becketts „Das letzte Band“.
Der renommierte Hamburger Schauspieler Oliver Törner gibt den in seiner Bude an einem Tisch hockenden Krapp, der sich mal wieder ein Band von früher anhört. Über das Tonbandgerät gebeugt, lauscht er der Stimme seines jüngeren Ich, begegnet früheren Entscheidungen, Verlusten und Sehnsüchten. Mit Kyora Aleen Kröger und Jens Paarmann inszenieren zwei Feine-Künste-Betreiber das Stück. Der Clou: Die Gäste zahlen erst nach der Aufführung, am besten nach der vorherigen mehr oder weniger empfohlenen Preisvorstellung ...
„Das letzte Band“ Sa 25.2., 20.00, So 26.2, 19.00, Fr. 3.3., 20.00, So. 5.3., 19.00, Feine Künste (U Dehnhaide), Dehnhaide 23, Einlass nach Reservierung: feine-kuenste.de/das-letzte-band/
Jubiläumsgala: First Stage Theater feiert Geburtstag
Dann zeigt mal, was ihr könnt! Das sagt gewiss kaum einer der oft englischsprachigen Dozenten der Stage School zu den jung-erwachsenen Schülerinnen und Schülern von Deutschlands größter privater Fachschule für Tanz, Gesang und Schauspiel in Altona. Rund 40 der talentiertesten Bühnen-Azubis aller drei Jahrgänge präsentieren jedoch in einer Jubiläumsgala zum siebten Geburtstag des First Stage Theaters, was sie sich im Unterricht erarbeitet haben.
Das verspricht wie in der Vergangenheit (bis aufs Corona-Jahr 2021) in der ersten März-Hälfte vielfältige Shows mit Höhepunkten aus bekannten Musicals und Theaterstücken, Solo- und Gruppen-Nummern. Zumal Stage-School-Chef und Ex-Schüler Dennis Schulze (32) als künstlerischer Leiter des Theaters den Reigen selbst inszeniert. Bei früheren Weihnachtsabenden war das meist sehr ansehnlich. So gilt zumindest für den Chef: „The show must go on!“
„Die Jubiläumsgala 2023 – 7 Jahre First Stage“ Premiere Mo 27.2., 19.00 (ausverkauft), danach 1.–12.3.,, jew. 19.30, Sa/So auch 15.00, First Stage Theater (Bus 16, 115), Thedestraße 15, Karten zu 25,- bis 35,-: T. 401 13 27 27; www.firststagehamburg.de
John Cale spielt auf Kampnagel
Seit sechs Jahrzehnten lotet der walisische Komponist und Bratschist John Cale immer wieder die Grenzen bekannter und unbekannter Klangwelten aus, angefangen mit den Artrock-Pionieren The Velvet Underground in den 60ern bis zu seinen ungezählten Solo-Werken und Soundtracks.
Mehr als zehn Jahre nach „Shifty Adventures In Nookie Wood“ (2012) erschien kürzlich mit „Mercy“ endlich wieder ein Soloalbum des Avantgardisten, auf dem er mit zahlreichen jungen Electro- und Post-Punk-Künstlerinnen und -Künstlern wie Weyes Blood, Laurel Halo, Actress, Animal Collective und Fat White Family kooperiert. Auch mit 80 Jahren bleibt Cale ein wahrer Unruhestifter, neugierig und unberechenbar, zu erleben an diesem Sonnabend auf Kampnagel.
John Cale Sa 25.2., 20.00, Kampnagel K6 (Bus 17, 172), Jarrestraße 20, Karten ab 52,- im Vorverkauf; www.john-cale.com
Cate Blanchett ist als Lydia Tár eine Sensation
Lydia Tár ist ein Weltstar. Die Dirigentin leitet die Berliner Philharmoniker und ist dabei, die Einspielungen aller Mahler-Sinfonien zu vollenden. Doch Tár ist nicht nur eine begnadete Künstlerin, sondern auch auch eine Egomanin, die Menschen ausnutzt und damit durchkommt – bis eine von ihr fallen gelassene Musikerin den Freitod wählt.
Cate Blanchett ist als Lydia Tár eine Sensation und der mehr als zweieinhalbstündige Film von Todd Field ein Ereignis – übrigens auch dank Nina Hoss in einer der Hauptrollen. Am 2. März kommt „Tár“, der große Oscar-Chancen hat, offiziell in die Kinos, am 27. Februar zeigt ihn das Zeise vorab.
„Tár“ Mo 27.2., 20.00, Zeise (S Altona), Friedensallee 7-9, Karten zu 8,50 (zzgl. Gebühr) unter www.zeise.de
- Wenn Künstliche Intelligenz Kunst macht
- Bei diesem Theater-„Roadmovie“ scheppert es ordentlich
- Was haben Sie heute schon für das Wasser getan?
Kleinkunst-Rock-’n’-Roll im Centralkomitee in St. Georg
Vor 20 Jahren studierte Michael Krebs an der Hochschule für Musik und Theater noch Jazz-Piano – höchste Zeit, dass der seit Jahren in Berlin lebende Exil-Schwabe (und -Hamburger) mal wieder seine kreative Visitenkarte in der Musikstadt abgibt. „Krise als Chance“ heißt das neue Tourprogramm des Kleinkunst-Rock-’n-Rollers, mit dem der gewitzte Songschreiber an diesem Sonnabend erstmals im Centralkomitee in St. Georg gastiert.
Weil unsere multikatastrophale Zeit für einen, der in den 80ern behütet in der Provinz aufgewachsen ist, kaum noch zu ertragen ist, gleicht Krebs’ Arbeit nun Optimismus aus Notwehr. Sein Motto: „Wenn jede Krise eine Chance ist, besser zu werden, konnten wir noch nie so gut sein wie heute ...“ Am 2. März holt dann Autorin Anja Rützel ihre im Oktober ausgefallene Lesung „Über Take That“ nach – eine Reise ins Pop-Jahr 1996.
Michael Krebs: „Krise als Chance“ Sa 25.2., Anja Rützel: „Über Take That“ Do 2.3. jew. 20.00, Centralkomitee (U Lohmühlenstraße), Steindamm 45, Karten zu 23,85 bzw.. 16,75; www.centralkomitee.de
Ein Comedy-Pokalsieger tritt im Schmidt Theater auf
Kaum ist der Karneval vorbei, kommen die Kölner wieder in die Hansestadt. Wobei Jan van Weyde hier schon vor dem Rosenmontag 2020 (und damit vor Corona) abräumte: Der smarte Rheinländer gewann mit seinen Erzählungen aus dem Leben eines zweifacher Vaters und Synchronsprechers den Hamburger Comedy-Pokal und den Publikumspreis. Daran möchte der Stand-up-Comedian anknüpfen, wenn er am Montag sein ganzes Programm „Große Klappe, die erste“ im Schmidt Theater spielt. Van Weyde ist authentisch und für einen Kölner echt unaufgeregt, hat aber viel Slapstick-Talent!
Jan van Weyde: „Große Klappe, die erste“ Mo 27.2., 19.30, Schmidt Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24/25, Karten ab 21.80; T. 31 77 88 99; www.tivoli.de