Offiziell sind “Das weiße Band“ und Kameramann Christian Berger für Deutschland am Start. Doch auch in anderen Filme steckt viel “made in Germany“.

Hamburg. Die deutsche Filmbranche strotzt vor Selbstbewusstsein: Zu einer Vor-Oscar-Party in Hollywood zwei Tage vor der Verleihung beanspruchen die beteiligten Produktionsfirmen und Förderanstalten gleich 13 Nominierungen für Deutschland – schließlich sind Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“, „Ein russischer Sommer“ mit Helen Mirren und selbst der israelische Beitrag „Ajami“ teils komplett deutsche Produktionen.

Offiziell geht Deutschland mit zwei Nominierungen für Michael Hanekes „Das weiße Band“ ins Rennen - als bester nicht-englischsprachiger Film; und Christian Berger für die beste Kameraführung.

Urgestein Hans Zimmer, der für seine Filmmusik für „Sherlock Holmes“ nominiert ist und bereits einen Oscar („König der Löwen“) im Regal stehen hat, taucht in der Jubelarie der Deutschen erst gar nicht auf – vielleicht lebt er einfach schon zu lange in den USA.

„Wir sind nun mal Exportweltmeister, das gilt auch für die Filmindustrie“, sagt Jens Meurer, Produzent von „Ein russischer Sommer“ („The Last Station“), für den Helen Mirren als beste Hauptdarstellerin und Christopher Plummer als bester Nebendarsteller nominiert sind. „Doch das wird noch völlig unterschätzt“, moniert er. Dabei sei „Der russische Sommer“ ein Film „100 Prozent made in Germany“, komplett in Deutschland gedreht, ausschließlich mit deutschem Geld finanziert und auch die Crew sei größtenteils deutsch.

„Alle Statisten kamen aus Deutschland, die Fahrer, das Catering - und Helen Mirren hat ihre Steuern in Halle an der Saale gezahlt. Das ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor“, sagt Meurer. Mirren habe Sachsen-Anhalt in „Sexy Anhalt“ umgetauft, weil ihr alles andere unaussprechlich erschien und verhalf dem Bundesland damit zu einem neuen Slogan. Das einzige Problem: „„Ein russischer Sommer“ ist ein deutscher Film in englischer Sprache und deswegen kann er nicht in der Kategorie „nicht-englischsprachiger Film“ laufen.“ Also wissen auch viele gar nicht, wie viel Deutschland darin steckt. Gleiches gilt für „Inglourious Basterds“.

Immerhin sorgte Hauptdarsteller Brad Pitt auch mit privaten Auftritten in Berlin und Gerüchten zu einen Hauskauf immer wieder für viel Aufmerksamkeit in der Hauptstadt und dem Filmstandort Berlin-Brandenburg. Und Christoph Waltz, der in der Nazi-Satire den SS-Oberst Hans Landa so entwaffnend diabolisch spielt, hat der Produktion des Studio Babelsbergs in Potsdam bereits zahlreiche internationale Preise zu verdanken. Ein Oscar könnte nun am kommenden Wochenende dazu kommen.

Waltz ist zwar Österreicher, aber immerhin spricht er deutsch – was für viele Menschen außerhalb Europas ohnehin alles das Gleiche ist – nicht so aber für die Betroffenen selbst. Als Deutschland im August vergangenen Jahres die deutsch- österreichische Produktion „Das weiße Band“ des Österreichers Michael Haneke – der immerhin in München geboren ist – als deutschen Beitrag für den Oscar ins Rennen schickte, kam es kurzfristig zu Verstimmungen zwischen den beiden Nachbarländern. Der Leiter der Austrian Film Commission (AFC) Martin Schweighofer, hatte kritisiert, dass der Film nur von Österreich hätte eingereicht werden können. Ein Argument, das der Produzent Stefan Arndt von der Berliner Firma X- Filme nicht gelten lässt.

„In diesem Fall ist es so, dass wir Deutschen über die Hälfte des Budgets gegeben haben, dass der Film komplett in Deutschland gedreht wurde und es auch eine deutsche Geschichte ist. Da finde ich es auch richtig, dass der Film als deutscher Beitrag ins Rennen geht“, hatte Arndt der dpa im Januar gesagt. Und die Chancen stehen gut, dass der in schwarz-weiß gedrehte Film seinen Siegeszug mit einem Oscar krönt.

In dem Drama erzählt ein Dorfschullehrer rückblickend von den scheußlichen Ereignissen in einem norddeutschen Örtchen in der Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs: Erwachsene werden Opfer schwerer, absichtlich herbeigeführter Unfälle. Zwei Kinder – Außenseiter alle beide - werden von Unbekannten brutal geschlagen und schwer verletzt. Menschen verschwinden. Wer tut so etwas? Warum? Haneke verweigert bewusst die Antwort. Dafür wurde der Film schon mit der Goldenen Palme von Cannes, dem Europäischen Filmpreis und einem Golden Globe ausgezeichnet.

Auch Kameramann Christian Berg, der die Geschichte in die hypnotisch wirkenden schwarz-weiß Bilder einfängt, darf sich Hoffnung auf einen Oscar machen. Allerdings haben sich die Deutschen in der Kategorie „bester nicht-englischsprachiger Film“ selbst Konkurrenz gemacht. Denn neben „El Secreto de Sus Ojos“ (Argentinien), „The Milk of Sorrow“ (Peru) und „Un Prophète“ wird auch der israelische Beitrag „Ajami“ als Favorit gehandelt.

Die Berliner Produktionsfirma TwentyTwentyVision hat den Gemeinschaftsfilm eines jüdischen und eines arabischen Israelis (Jaron Shani und Scandar Copti) produziert. Darin erzählen die beiden Regisseure die harte Realität in einem Problemviertel in Jaffa bei Tel Aviv, im Schatten der glitzernden Hochhäuser der modernen Küstenmetropole.

Doch egal, wer in der Oscarnacht dann im Kodak Theatre die goldene Trophäe in den Händen hält, die ein oder andere „Made in Germany“ wird sicher dabei sein. Da darf dann sicher auch noch Hans Zimmer als deutscher Exportschlager herhalten.