Das Fernseh-Interview von Johannes B. Kerner mit Verteidigungsminister zu Guttenberg in Afghanistan lockte nur eine Million Zuschauer an.
Hamburg/ Berlin. Der Ausflug von TV-Talker Johannes B. Kerner ins afghanische Krisengebiet hat dem Sender Sat.1 keine guten Quoten eingebracht. Seine Sondersendung "Kerner Spezial“ mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und einigen Bundeswehrsoldaten sahen ab 23.10 Uhr durchschnittlich nur 1,01 Millionen Zuschauer, das entspricht einem Marktanteil von 7,2 Prozent. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es ebenfalls nur 7,5 Prozent - rund drei Prozentpunkte weniger als der Sat.1-Schnitt. Die Sendung war bereits Anfang der Woche im Bundeswehrcamp Masar-i-Scharif aufgezeichnet worden.
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Johannes B. Kerner steht nicht unbedingt im Ruf, ein Journalist zu sein, der hart nachfragt. Das ist wohl der Grund, warum Politiker jeglicher Couleur gerne zu ihm in die Sendung gehen. Insofern ist es wenig erstaunlich, dass sich das Verteidigungsministerium seinem Wunsch nicht verschließen mochte, eine Ausgabe seines Talks bei der Bundeswehr in Afghanistan aufzuzeichnen, nach Möglichkeit mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als Talkgast.
Heraus kam dabei gestern Abend eine Mischung aus Truppenbetreuung - am Ende der Sendung drückte Kerner einem Soldaten einen Fußball und einen Trikotsatz der deutschen Nationalmannschaft als Gruß aus der Heimat in die Hand - und PR-Film für das Verteidigungsministerium. Nur ein Beitrag fiel ungewöhnlich kritisch aus: Darin wurde klar, dass die Bundeswehr massive Probleme mit der Behandlung von Soldaten hat, die seit ihrem Einsatz mit sogenannten posttraumatischen Störungen zu kämpfen haben. Ihrem Anspruch, das Wissen über den Einsatz am Hindukusch in der Bevölkerung zu vergrößern, wurde die Sendung aber nicht gerecht. Dazu hätte Kerner den Minister nicht nur fragen müssen, wie er Weihnachten feiert, sondern auch, warum die Gewalt in Afghanistan ständig zunimmt und weshalb sich das einst hohe Ansehen der Deutschen im Land dramatisch verschlechtert hat.
Kerner vertrat die These, die Heimat wisse nicht, was für einen guten Job die Soldaten machen. Eine erstaunliche Annahme, präsentierte der Moderator doch später eine Umfrage, aus der hervorging, dass die Deutschen den Beruf des Soldaten für einen der angesehensten überhaupt halten. Sie finden nur, dass die Truppe ihrem guten Job am falschen Ort nachgeht: 71 Prozent der Deutschen lehnen laut derselben Umfrage den Afghanistan-Einsatz ab.
Ansonsten machte der Verteidigungsminister in weißer Hose und beigefarbenen Wüsten-Boots eine hervorragende Figur. Bevor Kerners Sendung gestern lief, war sie vorgestern in Ausschnitten auf der Homepage der Bundeswehr zu sehen.