Der Moderator wehrt sich gegen Vorwürfe von Dieter Wedel und Politikern an seiner Afghanistan-Sendung. Die Idee habe es schon lang gegeben.

Hamburg. Schon vor ihrer heutigen Ausstrahlung ist die Sendung von Johannes B. Kerner aus dem Bundeswehrfeldlager in Masar-i-Scharif kritisiert worden. Kerner war mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und dessen Frau nach Afghanistan gereist. Im Abendblatt antwortet Kerner seinen Kritikern und erzählt, wie es zu der Sendung kam.

Hamburger Abendblatt:

Herr Kerner, wie ist es zu Ihrer Afghanistan-Sendung gekommen? War das Ihre Idee?

Johannes B. Kerner:

Die Idee wurde schon vor langer Zeit in der Redaktion geboren.

Und wie ist es Ihnen gelungen, diese Idee zu realisieren? Haben Sie sich direkt beim Verteidigungsminister gemeldet?

Kerner :

Ich habe beim Pressesprecher des Verteidigungsministeriums angerufen. Der fand die Idee interessant, wollte die Teilnahme des Ministers, die wir uns wünschten, aber nicht garantieren. So etwas wird immer sehr kurzfristig entschieden. Bis wenige Tage vor unserer Abreise wusste ich nicht, ob der Minister mitkommt. Dass seine Frau, die in unserer Sendung übrigens nicht auftritt, ebenfalls nach Afghanistan reisen würde, habe ich erst am Flughafen erfahren. Wir hätten die Sendung aber auch ohne zu Guttenberg gemacht. Mir geht es da um die Sache.

Wann stand Ihr Reisetermin denn fest ?

Kerner:

Zweieinhalb bis drei Monate im Voraus. Meine Kollegen waren im November schon zu einer Vorbesichtigung da. Zwei Redakteurinnen haben damals dort auch schon gedreht. Wir haben in Afghanistan ja keinen Talk, sondern eine Magazinsendung mit Interviews gemacht. Dafür mussten einige Beiträge vorproduziert werden.

Gibt es außer dem Minister noch einen anderen Studiogast?

Kerner:

Wir haben mehrere Gäste. Einer ist ein Scharfschütze, der Patrouille fährt. Dann haben wir eine Rettungsassistentin. Dabei handelt es sich um die Frau, in deren Armen der Soldat Pauli starb, der als bisher letzter Deutscher in Afghanistan gefallen ist. Und schließlich spreche ich mit einem weiblichen Oberleutnant, einem relativ hohen Dienstgrad. Sie ist schon seit 2002 bei der Bundeswehr, wurde für den Einsatz gegen atomare, chemische und biologische Waffen ausgebildet, ist in Afghanistan aber vor allem für die Trinkwasserversorgung der Truppe verantwortlich. Mit ihr spreche ich darüber, wie es ist, wenn sie Männern Kommandos gibt und wie sie mit ihren eigenen Schwächen umgeht.

Ihre Afghanistan-Sendung ist in Deutschland schon vor der Ausstrahlung auf Kritik gestoßen. "Wann moderiert Kerner den Krieg?", hat beispielsweise der Regisseur Dieter Wedel im Abendblatt gefragt.

Kerner:

Ich schätze Dieter Wedel sehr. Dass aber eine solche Kritik von jemandem kommt, der das richtige Leben und Mafia-artige Verstrickungen als unterhaltende TV-Filme ins Fernsehen gebracht hat, überrascht mich. Ich werde den Krieg nicht moderieren. Das tue ich in der Sendung auch nicht. Ich spreche mit Soldatinnen und Soldaten sowie mit deren Chef über ihren Einsatz.

Nun sagt Wedel, zu Kerner geht man, "wenn man den nächsten Film ankündigen will". Krieg und Sterben dürften aber "nicht zum Entertainment werden". Offenbar sind Sie für ihn der Unterhaltungsonkel vom Boulevard.

Kerner:

Unterhaltungsonkel ist Ihre Formulierung. Ich habe in meinen Talkshows sowohl unterhaltsame als auch ernsthafte Dinge getan.

Ihre Gäste sind Boxer und Hellseher ...

Kerner:

... aber auch Franz Beckenbauer, Joachim Gauck oder der Organisator der Loveparade.

Ein weiterer, von einigen Seiten vorgebrachter Vorwurf lautet, Sie würden sich zu Guttenbergs willfährigem PR-Gehilfen machen.

Kerner:

Ich fand Sigmar Gabriels Spruch witzig, Guttenberg hätte noch Daniela Katzenberger mit nach Afghanistan nehmen sollen. Was Boulevardfernsehen angeht, ist der SPD-Vorsitzende offenbar gut im Stoff. Dann hat mir Claudia Roth, die ich wie Gabriel schätze, Hofberichterstattung vorgeworfen. Das ist lustig, denn als Frau Roth zusammen mit Cem Özdemir Vorsitzende der Grünen wurde, saß sie noch am selben Tag mit ihm in meiner Sendung. So viel zum Thema Hofberichterstattung.

Sie fühlen sich nicht von Guttenberg ein bisschen benutzt?

Kerner:

Ach, Quatsch.

Kerner Spezial heute 23.15 Uhr Sat.1