Religöse Themen fänden in den Medien viel zu wenig Beachtung: “Die Menschen verwechseln den Reformationstag mit Halloween“, kritisiert sie.

Hamburg. Wenn es nach der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, geht, sind religiöse Themen in den Medien unterrepräsentiert. „Es ist eine Verachtung der Realität, dass in den Medien solche Themen so wenig vorkommen. Ich finde diesen Traditionsverlust wirklich traurig“, sagte Käßmann dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ laut Vorabbericht vom Freitag. „50 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglieder einer Kirche. Fünf Millionen gehen regelmäßig am Sonntag in einen Gottesdienst, nur 700.000 besuchen am Wochenende ein Fußballstadion. Über Fußball aber wird ständig berichtet“, kritisierte Käßmann. Die Menschen wüssten oft gar nicht, was gefeiert werde und verwechselten etwa den Reformationstag mit Halloween.

Käßmann war im Februar nach einer Trunkenheitsfahrt von ihrem Amt als EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten. Über die Zeit nach ihrem in den Medien omnipräsenten Rücktritt sagte Käßmann dem Magazin: „Ich bin einfach froh, meine Ruhe zu haben.“ So habe sie auch alle Einladungen zu Fernseh-Jahresrückblicken von Moderatoren wie Thomas Gottschalk und Günther Jauch abgesagt.