Die ehemalige Bischöfin sagt: „In Deutschland müssen wir sehr sensibel sein.“ Käßmann warnt vor einer Eskalation der Sarrazin-Debatte.
Hamburg. Ex-Bischöfin Margot Käßmann empfindet die Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin zur Integration von Muslimen in Deutschland als menschenverachtend. „Gerade in Deutschland haben wir die Erfahrung gemacht, wenn Bevölkerungsgruppen derart diffamiert werden, was das bedeuten kann an Ausgrenzung, an Menschenverachtung bis hin zur Auslöschung von Menschenleben“, sagte Käßmann im Gespräch mit NDR Kultur.
Sarrazin hatte mit Vorabdrucken aus seinem neuen Buch, das in der kommenden Woche erscheint, einen Proteststurm ausgelöst. In dem Buch warnt der SPD-Politiker und frühere Berliner Finanzsenator (SPD) davor, dass die Deutschen zu „Fremden im eigenen Land“ würden.
Käßmann sagte dem Sender: „Ich denke, gerade in Deutschland müssen wir da sehr sensibel sein.“ Sie empfinde es als „schwierig“, dass viele Menschen ähnlich empfänden wie Sarrazin und er pauschal etwas ansprechen könne, was für viele ein Problem sei. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) plädierte dafür, Integrationsprobleme konstruktiv anzugehen und beispielsweise viel früher als bisher Sprachförderungen für Kinder anzubieten. „Mit Pauschalurteilen zu kommen und abzuurteilen, das hilft doch keinem Menschen“, sagte Käßmann. Sie äußerte sich in der Sendung „Klassik à la carte“, die NDR Kultur am Freitag ab 13 Uhr ausstrahlt.