Angelina Jolie zeigt in ihrem Regiedebüt schockierende Kriegsbilder. Erster deutscher Wettbewerbsbeitrag mit Nina Hoss in der Hauptrolle.
Berlin. Der Terminplan sorgt bei der Berlinale manchmal für kuriose Begegnungen. So nahm am Wochenende US-Superstar Angelina Jolie genau auf dem Stuhl Platz, auf dem kurz vorher noch die deutsche Schauspielerin Nina Hoss gesessen hatte. Zwei schöne, starke und sehr unterschiedliche Frauen, die leidenschaftlich für ihre jeweiligen Filme warben.
Angelina Jolie hätte sich wirklich ein einfacheres Thema aussuchen können. Aber so ist sie offenbar nicht gestrickt. In ihrem Filmdrama "In The Land Of Blood And Honey" verlieben sich 1992, kurz vor Beginn des Krieges auf dem Balkan, eine bosnische Muslima und ein serbischer Christ. Er ist Polizist, sie Malerin. Sie werden auseinandergerissen, sehen sich aber im Bürgerkrieg wieder. Ihre starken Gefühle füreinander werden durch ihre Bindungen an ihre Familien und Volksgruppen auf eine lebensgefährliche Probe gestellt.
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Der Film ist sehr explizit, wenn es um Gewaltdarstellungen geht. Es werden Menschen gequält, vergewaltigt, erschossen und von Bulldozern in Massengräbern zuplaniert. Allerdings schwächeln die Charaktere bei dem Regie-Debüt der Actionfilm-Darstellerin Jolie, für das sie auch das Drehbuch geschrieben hat. In den USA stößt der Film nur auf geringes Interesse, in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien wird er, kaum überraschend, sehr kontrovers diskutiert.
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"Ich bin froh, über Dinge zu sprechen, die wirklich von Bedeutung sind", sagte Jolie in einer rappelvollen Pressekonferenz. Fragen zu Jolies Privatleben wurden nicht gestellt, das gefiel ihr offenbar gut. "In Filmen über Kriege gibt es immer Diskussionen darüber, wie viel Gewalt man zeigen solle", verteidigte sie sich. "Was man auf der Leinwand sieht, ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was wirklich passiert ist. Wir haben eine Verantwortung dafür zu zeigen, dass Krieg wirklich schrecklich ist. Der Film sollte schwer anzuschauen sein und eine Nachwirkung haben." In dem Kriegsdrama wird unter anderem ein schreiender Säugling von marodierenden Soldaten vom Balkon geworfen. "Als Mutter war das mein schlimmster Albtraum. Man sieht aber nie Blut oder das tote Kind. Man denkt es nur." Jolie selbst war 17 Jahre alt, als dieser Krieg begann.
Draußen vor dem Hotel unterhielt derweil Brad Pitt die Wartenden, gab Autogramme und ließ sich mit den Fans fotografieren. Am Abend kam er dann mit zur Premiere. So viel Brangelina musste denn doch sein.
Angewärmt hatte den Stuhl für die US-Schauspielerin ihre Kollegin Nina Hoss, die zum wiederholten Mal einen Film mit Regisseur Christian Petzold gedreht hat. "Barbara" heißt Petzolds Beziehungsdrama nach seiner Protagonistin. Nina Hoss spielt eine Ärztin, die 1980 nach einem Ausreiseantrag aus Berlin in die Provinz versetzt wurde. Dort trifft sie den Chefarzt André (Ronald Zehrfeld), der dort nach einem Kunstfehler gelandet ist. Barbara wird von der Stasi systematisch schikaniert, die Annäherungsversuche ihres Kollegen weist sie brüsk zurück, denn sie hat andere Pläne. Ihr Wessi-Freund Jörg (Mark Waschke) versorgt sie mit Geschenken und versucht ihr bei einer Flucht zu helfen. Er bietet ihr sogar an, selbst in den Osten zu kommen, um dort mit ihr zu leben. "Du spinnst, hier kann man doch nicht glücklich werden", schlägt sie verbal zurück. Aber während sie auf eine günstige Gelegenheit zur Flucht wartet, sind ihre Gefühle zu René immer weniger gut im Zaum zu halten.
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Petzold und Hoss variieren in diesem ersten deutschen Wettbewerbsbeitrag geschickt die Themen aus ihren bisherigen Filmen wie "Wolfsburg" oder "Yella". Der Regisseur hatte auch deshalb Interesse an der Geschichte, die er eine "Novelle" nannte, weil seine Eltern aus der DDR stammen. Petzold und Hoss ging es um die richtige Mischung bei der Darstellung von Misstrauen, Wachsamkeit und Mut. "Ich fand die DDR so muffig", sagte er. Darum fegt in seinem Film immer wieder ein heftiger Wind durch die Bäume, und man sieht auch mal kräftige Farben. Zu der über Jahre andauernden Zusammenarbeit mit Hoss fällt immer häufiger der Begriff "Muse", was Petzold gar nicht mag. "Medium finde ich besser", sagte er. "Muse klingt so nach halb nackt und in Österreich." Petzold hat Humor. Den findet man auch im Film, das ist neu. "Barbara" kam in der Pressevorführung sehr gut an.
Ähnlich viel Applaus bekam in einem bisher eher schwachen Wettbewerb nur der griechische Beitrag "Meteora". Der Film von Spiros Stathoulopoulos erzählt bildgewaltig und poetische von der Nonne Urania und dem Mönch Theodorus, deren Klöster auf Berggipfeln liegen und durch eine tiefe Schlucht getrennt sind. "Meteora" ist ein visuell unkonventioneller und mutiger Film. Und, dem Applaus nach zu urteilen, vielleicht ein erster Geheimtipp.
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