Berlin. Die Lautstärke der Fotografen bei der Berlinale ist ein zuverlässiger Gradmesser für die Beliebtheit ihrer Motive. Insofern muss sich die Binoche keine Sorgen machen: Die "Juliette"-Rufe am roten Teppich wollten kein Ende nehmen, und auch während der Pressekonferenz ließen die Kameras die Französin nicht aus dem Sucher. Die 47-Jährige spielt die Hauptrolle in der französisch-polnisch-deutschen Koproduktion "Das bessere Leben", die in der Panorama-Reihe läuft.
Als Pariser Journalistin recherchiert Juliette Binoche unter Studentinnen, die sich ihr Studium durch Prostitution finanzieren. Die Begegnungen mit den jungen Frauen verstört die Mutter zweier Kinder und führen zu einer existenziellen Krise in ihrem Leben. Der Film wirft interessante Fragen über den Zustand unserer Gesellschaft auf. Welchen Stellenwert hat Bildung im Vergleich zu materiellem Reichtum, und welchen Preis sind wir bereit dafür zu zahlen? Die Filmemacher recherchierten vorab in Frankreich und Polen. Die Ergebnisse waren überraschend. Sie fanden mehrere junge Frauen, die offen Auskunft gaben. Kaum eine reagierte schuldbewusst. Im Original heißt der Titel übrigens "Sponsoring".
"Das wird nichts werden", dachte die polnische Regisseurin Malgorzata Szumowska nach ihrem ersten Treffen mit Binoche. Sie hatte sich die Schauspielerin zwar gewünscht, hatte dann aber Bedenken, dass zwei so eigenwillige Charaktere miteinander auskommen könnten. Doch es ging. Binoche fühlte sich von den Fragen angezogen, auf die der Film keine Antwort gibt. Sie nannte ihn eine "feminine Reflexion". "Gibt es wahre Liebe, was ist Sehnsucht, ist Sex immer mit einer bestimmten Absicht verbunden, und was bedeutet das für eine Beziehung?"
Binoches Charakter Anna droht am Ende an diesen Fragen zu verzweifeln. Finanziert wurde der Film letztlich übrigens von der deutschen Tochter der dänischen Produktionsfirma Zentropa, aber ohne Gelder eines französischen Fernsehsenders. Das Thema passte den Verantwortlichen nicht. "Komisch, weil wir sonst doch immer so frei sind in Frankreich", fand die Binoche.