Der Hollywood-Star nennt das Regiedebüt ihr wichtigstes Projekt. Der erste deutsche Film ist zudem ins Bären-Rennen eingestiegen.

Berlin. Mit dem Auftritt von Hollywood-Star Angelina Jolie hat die 62. Berlinale ihren ersten glamourösen Höhepunkt erlebt. Die 36-jährige Schauspielerin präsentierte am Sonnabend ihr Regiedebüt «In the Land of Blood and Honey» – ein Liebesdrama zu Zeiten des Bosnienkriegs. Darüber hinaus startete mit Christian Petzolds «Barbara» der erste von drei deutschen Filmen im Rennen um die Bären. Mit dem indischen Bollywood-Schauspieler Shah Rukh Khan wurde am Abend ein weiterer Superstar erwartet.

Bei der Pressekonferenz von Jolie, die in einem elegant-schlichten schwarzen Kleid auftrat, drängten sich Hunderte Journalisten und Dutzende Kamerateams. «Von allen Filmen, die ich je gemacht habe, ist das der wichtigste», sagte sie. «Er ist meinem Herzen am nächsten.» Am Abend sollte der Film seine Weltpremiere feiern. Erwartet wurde dazu auch ihr Lebenspartner Brad Pitt. Der Film kann allerdings nicht in das Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären eingreifen, da er in der Nebensektion Berlinale Special startet.

Jolie erzählt in gut zwei Stunden die Geschichte des serbischen Soldaten Danijel und der Bosnierin Ajla, die sich verlieben. Sie wird in ein Internierungslager verschleppt, in dem Frauen vergewaltigt werden. Dort trifft sie Danijel wieder, der ihr helfen will. Jolie drehte an den Originalschauplätzen des vor 16 Jahren zu Ende gegangenen Krieges mit Schauspielern, die den Krieg miterlebt hatten.

Sie habe versucht, die Geschichte differenziert darzustellen, damit man daraus lernen könne, sagte Jolie. Es sei ihr darum gegangen zu zeigen, «wie die Menschen durch die Jahre des Krieges verändert werden». Die Zahl von 50.000 vergewaltigten bosnischen Frauen sei nicht aus der Luft gegriffen. Diese Zahl werde von der Politik genannt, die Dunkelziffer dürfe noch höher liegen. Aber selbst wenn die Zahl geringer wäre: «Jede einzelne Vergewaltigung ist eine zu viel», betonte Jolie, die sich seit Jahren für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen engagiert. Über Privatangelegenheiten wie die jüngsten Gerüchte über eine neue Schwangerschaft äußerte sie sich auf der Pressekonferenz nicht.

In Petzolds Film «Barbara» spielt Nina Hoss die Titelrolle. Der Regisseur beschreibt das Leben einer jungen Ärztin in der DDR Anfang der 80er Jahre. Die von Hoss dargestellte Medizinerin will zu ihrem Geliebten in den Westen fliehen. Ihr neuer Chef in der Kinderklinik verwirrt sie durch seine zuvorkommende Art jedoch zunehmend. Die Produktion wurde in der Pressevorführung mit Applaus aufgenommen.

Hoss sagte, für sie sei es die größte Herausforderung gewesen, die Stimmung und die Atmosphäre der frühen 80er Jahre in der DDR nachzuempfinden, «wie es sich anfühlte, wie man miteinander umging». Die Gedanken der von ihr im Film dargestellten Ärztin, die fliehen will, könne sie nachvollziehen. Auch sie sehne sich nach Gedanken- und Entscheidungsfreiheit.

«Barbara» wurde in der Pressevorführung mit Applaus aufgenommen. Petzold war bereits mit «Gespenster» (2005) und «Yella» (2007) im Wettbewerb vertreten. In «Yella» spielte auch Hoss mit. Sie gewann damals den Silbernen Bären als beste Darstellerin. Mit Hans-Christian Schmid («Was bleibt», 14.2.) und Matthias Glasner («Gnade, 16.2.) stehen zwei weitere deutsche Regisseure im Wettbewerb. Insgesamt konkurrieren 18 Filme um den Goldenen und die Silbernen Bären, die am 18. Februar verliehen werden.

Als Erste stiegen am Sonnabend die italienischen Regie-Brüder Paolo und Vittorio Taviani mit »Cesare Deve Morire (Caesar Must Die)« in das Bären-Rennen ein. Gezeigt wird, wie Häftlinge einer römischen Strafanstalt das Shakespeare-Stück »Julius Cäsar« inszenieren. Dabei entdecken sie Parallelen zwischen dem Drama und ihrer eigenen Biografie – und sind stolz auf ihre Arbeit. Der nur 76 Minuten lange Film erhielt in der Pressevorführung freundlichen Applaus. Zudem wurde der spanische Psychothriller »Dictado (Childish Games)« von Antonio Chavarrias im Wettbewerb gezeigt.

Am Sonntag soll die französische Schauspielerin Isabelle Huppert auf der Berlinale ihren Film »Captive« präsentieren. Das Drama von Regisseur Brillante Mendoza handelt von der Entführung einer Touristengruppe durch die muslimische Abu-Sayyaf-Gruppe auf den Philippinen. Daneben startet der Film »Metéora« von Spiros Stathoulopoulos im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären. Erzählt wird die Geschichte von zwei Klosterbewohnern.

(dapd/abendblatt.de)