Weltpremiere von Martin Scorseses “Shutter Island“: Der US-Regisseur stellte den Thriller mit seinem Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio vor.

Berlin. Richtig hell wird es nicht. Der Himmel über Berlin und die Bilder auf den Kinoleinwänden scheren sich wenig um Licht und Leichtigkeit. Abschalten kann man nur auf den Premierenfeiern: Beim Currywurstessen auf der Polanski-Party, beim Leutegucken (Daniel Kehlmann, Jessica Schwarz, David Kross) auf Martin Scorseses „Shutter Island“-Sause und bei dröhnenden Discoklängen auf der Feier von Feo Aladags Debütfilm „Die Fremde“ mit Sibel Kekilli im angesagten Cookies. Ehrenmord, Kindermord und politische Verschwörungen mussten draußen bleiben – und hallten doch nach.

Martin Scorseses packender Psychothriller „Shutter Island“ spielt in einer Anstalt für Geisteskranke, angesiedelt auf einer festungsgleichen Insel, die ausschließlich per Fähre zu erreichen (und wieder zu verlassen) ist. Ein Mikrokosmos des Wahnsinns. Es ist die Zeit des Kalten Krieges, eine Aura der Paranoia und seelischen Verwundung hat sich breit gemacht.

Leonardo di Caprio spielt den Marshal Teddy Daniels, der eine ausgebrochene Insassin finden soll; sein ganz persönliches Trauma, der Tod seiner Frau, holt ihn Nacht für Nacht ein. Migräneanfälle und Wetterfühligkeit (Regen aus Eimern, peitschender Wind) lassen ihn mit ständigem Schweißfilm auf der Stirn und fiebrigem Glanz in den Augen über die Insel torkeln; Körper und Verstand haben sich gegen ihn verschworen. Einem unglücklichen „Shutter Island“-Premierengast schlugen die Hurrikane-Bilder auf den empfindlichen Magen: Er übergab sich noch im Kinosaal des Berlinale-Palastes.

Auch Feo Aladags Drama „Die Fremde“ über eine zwangsverheiratete junge Frau hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Weil hier jemand aufbegehrt gegen sein Schicksal und dafür so grausam bestraft wird. Am Ende waren da nur graue Berliner Straßen, im Film und in der Wirklichkeit.