Zehn Kandidaten haben sich bereits vorgestellt. Die 18-jährige Lena Meyer-Landrut aus Hannover überzeugte Jury und Zuschauer.
Hamburg. Wenn Deutschland vor einer sogenannten nationalen Aufgabe steht, dann ist nichts Revolutionäres zu erwarten. Und so griff man im Hinblick auf den kommenden Eurovision Song Contest am 29. Mai in Oslo auf wenig innovatives Amateur-Casting und Stefan Raab zurück. Andererseits: Im Gegensatz zu den letzten Totalausfällen kam Raab als Interpret oder Produzent immer unter die besten zehn. Also reichten sich ARD-Programmdirektor Volker Herres und ProSieben-Zugpferd Stefan Raab die Hand für die neue Casting-Show "Unser Star für Oslo", welche im Laufe der acht Folgen von beiden Sendern produziert und ausgestrahlt wird.
Der Auftakt am Dienstagabend auf ProSieben begann holprig: Die albernen Moderatoren Matthias Opdenhövel (ProSieben) und Sabine Heinrich (WDR) mussten im Rahmen ihrer nationalen Aufgabe zuerst ein zu verlosendes Kraftfahrzeug aus Japan präsentieren, bevor sie Jury-Präses Stefan Raab und die Tagesjuroren Yvonne Catterfeld und Marius Müller-Westernhagen vorstellen durften. In der nächsten Folge sind neben Raab Peter Maffay und Sarah Connor dran. Und doch wurde schnell deutlich, worum es der Jury im Gegensatz zu "Deutschland sucht den Superstar" ging: faire Kritik anstelle von Bloßstellung und Zicken-Kriegstreiberei.
20 Kandidaten von 4500 Bewerbern tappten in bundesweit aufgestellten "Casting-Boxen" in die Oslo-Falle, die ersten zehn wurden am Dienstag unter Live-Bedingungen mit Band getestet und sangen - "nationale Aufgabe" - Hits von Robbie Williams, Eagles, Pink, Michael Bublé oder Seal. Anschließend urteilte die Jury, und Lästermaul Raab zeigte sich, wie immer, wenn es um Pop-Talente ging, fast zu ARD-brav: Benjamin Peters erntete für ein windschiefes und glattes "Bodies" das Urteil "Souveräne Intonation!", Sebastian Schwarzbachs blasse Version von "Home" "Große Musikalität!". Raabs Sendungs-Mantra "wir kritisieren hier auf höchstem Niveau" konnte Yvonne Catterfeld nur selten erfüllen, "Schön" und "Du warst sicher sehr aufgeregt" waren oft ihre einzigen Jury-Impulse. Immerhin zeigte sich Westernhagen unbequem und sorgte nach Daliah Sharafs Etta-James-Hommage mit dem Eigentor "Weiße sollten nicht versuchen, wie Schwarze zu klingen" für deutlich empörtes Luftholen beim Saalpublikum.
Einig waren sich Jury und TV-Publikum bei der Wahl der fünf Kandidaten, die eine Runde weiterkommen: Vor allem die junge Hannoveranerin Lena Meyer-Landrut (18) sorgte mit ihrem unkonventionellen Beitrag - Adeles "My Same" -, witzigen Tanzeinlagen und Selbstvertrauen ("Entweder darf ich den Song singen oder ich scheide freiwillig aus!") für berechtigten Applaus und heiße Voting-Telefondrähte - und für einen spontanen Einstieg von Adele in die Top Ten der gängigen Download-Charts. Cyril Krueger (21) machte aus dem Rockheuler "Hotel California" einen gelungenen Sommerhit und Katrin Walter (27) belebte die Gala-Chanson-Fraktion mit Pinks "Nobody Knows". Kerstin Freking (21) und die bereits "DSDS"-gescheiterte Meri Voskanian (22) sind auch - noch - dabei.
Nächste Woche geht es weiter. Vielleicht sind dann ja auch die Quoten besser. Die waren bei der Premiere zwar nicht schlecht: So verfolgten 2,04 Millionen aus der für ProSieben wichtigen werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen die Show - vorzeigbare 16,5 Prozent Marktanteil.
Weniger berauschend war hingegen das Interesse beim Gesamtpublikum. Nur 2,62 Millionen aller Zuschauer ab drei Jahren sahen zu, was einem Marktanteil von gerade mal 8,5 Prozent entspricht. Für die ARD wäre das kein guter Wert gewesen. Einstweilen profitiert ProSieben mehr von dem Gemeinschaftswerk als das Erste.
Unser Star für Oslo Nächste Show: 9.2., 20.15 Uhr, ProSieben, Internet: www.unser-star-fuer-oslo.de