Der chinesische Staatsschutz verbietet dem Schriftsteller Liao Yiwu die Reise zur Frankfurter Buchmesse. Buchmesse-Direktor Boos will das nicht hinnehmen.

München. Vor der Frankfurter Buchmesse haben die chinesischen Behörden dem regimekritischen Schriftsteller Liao Yiwu eine Reise nach Deutschland untersagt. „Die Staatssicherheit hat mir heute endgültig Bescheid gegeben, dass ich nicht nach Deutschland fliegen darf“, wird der 50-Jährige in der „Süddeutschen zeitung“ zitiert. Er habe eine Einladung aus Deutschland gehabt und einen Reisepass. Aber nun müsse er doch daheim bleiben. Buchmesse-Direktor Juergen Boos erklärte am Donnerstag, er werde sich für Liao einsetzen. China ist in diesem Jahr Ehrengast der Buchmesse.

Der international bekannte Schriftsteller und Dichter Liao hat in seiner Heimat vier Jahre lang im Gefängnis gesessen. 2007 sollte ihm vom unabhängigen chinesischen PEN-Zentrum der Freiheits-Preis verliehen werden, was dann aber unterbunden wurde. In deutscher Übersetzung erschien kürzlich Liaos Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser: Chinas Gesellschaft von unten“ – Interviews und Reportagen aus der chinesischen Unterschicht.

Liao sollte am 90. Oktober bei einer Veranstaltung der Buchmesse im Haus der Kulturen der Welt in Berlin an einer Diskussion teilnehmen. Intendant Bernd M. Scherer erklärte: „Wir bedauern sehr, dass die chinesischen Staatsorgane vermeiden wollen, dass wir die Realität der Volksrepublik China in ihrer Komplexität abbilden. Wir werden alle Schritte unternehmen, um Liao Yiwu in Berlin zu Gast zu haben.“

Boos sagte im Deutschlandradio Kultur, die Buchmesse werde auf verschiedenen Kanälen versuchen, dem Schriftsteller die Ausreise zu ermöglichen. „Wir werden auch mit der deutschen Botschaft sprechen.“

Die Frankfurter Buchmesse und ihre Partner ließen sich nicht einschüchtern und halte weiter daran fest, „kritische Stimmen einzuladen“. In diesem Jahr seien 250 Dissidenten zu Gast. „Wir werden sehen, ob es da Behinderungen gibt, und werden dann dementsprechend protestieren.“

Vor knapp zwei Wochen hatte es bei einem von der Frankfurter Buchmesse und China gemeinsam veranstalteten Symposium einen Eklat gegeben: Zunächst waren zwei Regimekritiker auf Druck Chinas ausgeladen worden. Als sie trotzdem am Symposium teilnahmen und eine Erklärung abgaben, verließen Teile der offiziellen chinesischen Delegation den Konferenzsaal.