Erika Steinbach (CDU) und der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit machen der Buchmesse Vorwürfe im Umgang mit dem Thema China.

Frankfurt/Main. Ein umstrittenes Symposium hat zu heftigen Kontroversen um China als Partnerland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse geführt. Die Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach warf den Verantwortlichen der größten Bücherschau der Welt vor, vor den "Vertretern einer Diktatur“ eingeknickt zu sein.

Steinbach sprach von einen "zweifelhaften Kotau“ – einer in China lange üblichen demütigen Unterwerfungsgeste. Während der frühere Buchmessenchef Peter Weidhaas seinen Nachfolger Juergen Boos verteidigte, forderte der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit Proteste gegen China auf der Buchmesse. Chinas Botschafter forderte hingegen "mehr Respekt“ von der Buchmessen-Leitung.

Am Sonnabend hatten die offiziellen Vertreter Chinas ein Symposium der Buchmesse in Frankfurt demonstrativ verlassen, nachdem zwei chinesische Regimekritiker ein Statement abgeben durften. Bereits mit der Ausladung hatte das Symposium zuvor für Wirbel gesorgt. Es sei ein "skandalöser und blamabler Vorgang“, dass sich die Buchmesse bereits im Vorfeld der Veranstaltung vom chinesischen Partner habe einschüchtern lassen, sagte Steinbach.

Cohn-Bendit sprach von "Duckmäuserei“ der Buchmessen-Leitung. "Es ist ein echter Skandal, wie sich die Buchmessen-Chefs bei den Chinesen anbiedern. So darf man sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Ich bin bereit, vor Ort bei der Messe dagegen zu demonstrieren und appelliere an alle Denkenden, Gleiches zu tun“, sagte Cohn-Bendit im "Journal Frankfurt“.

Chinas Botschafter Wu Hongbo kritisierte, dass die deutschen Veranstalter den Ablauf des Symposiums eigenmächtig verändert hätten. "Das war kein Ausdruck des Respekts vor dem chinesischen Kooperationspartner“, sagte Wu der "Berliner Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Die Experten aus China hätten deshalb protestiert und "große Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht“. Er hoffe, dass die Organisatoren der Frankfurter Buchmesse im Oktober ihren chinesischen Kooperationspartner "respektierten“, um zu garantieren, dass alle Veranstaltungen Chinas "reibungslos“ verlaufen könnten, sagte der Botschafter.

Buchmessen-Direktor Boos hatte sich zum Auftakt des Symposiums am Sonnabend bei den Chinesen, die die Tagung zum Thema "China und die Welt“ mitveranstalteten, entschuldigt. Es sei ein Fehler gewesen, dass er die Chinesen über die Erklärung der Umweltaktivistin Dai Qing und des im amerikanischen Exil lebenden Lyrikers Bei Ling nicht zuvor informiert habe, sagte Boos.

Sein Vorgänger Weidhaas verteidigte ihn: "Wir sind keine politische Institution. Wir können nicht von vornherein auswählen und sagen: Die dürfen, die dürfen nicht“, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Es sei "ein ganz schwieriges Unterfangen, manche Länder nach Frankfurt zu kriegen“. Für das jeweilige Schwerpunktland sei es eine teure Angelegenheit. So zahlten die Chinesen fünf Millionen Euro für ihr Programm auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. "Wenn wir sie nun schon da haben, dann sollten wir sie so nehmen, wie sie sind“, sagte Weidhaas.