Das China-Symposium der Frankfurter Buchmesse findet nun trotz der Proteste aus Peking mit den regimekritischen Autoren Dai Qing und Bei Ling statt.

Frankfurt a.M.. Die Schriftstellerin Dai Qing (68) landete am Freitagnachmittag lachend und gut gelaunt in Frankfurt. „Ich werde versuchen, ihr ein Rederecht zu verschaffen“, sagte Herbert Wiesner, Generalsekretär des Schriftstellerverbands P.E.N., dem EPD.

Auch der im US-Exil lebende Lyriker Bei Ling hat sein Kommen angekündigt. Er ist ebenfalls bereits in Deutschland, wie der Organisator des Symposiums, Peter Ripken, dem EPD mitteilte. Beide Schriftsteller würden selbstverständlich Zutritt zu dem Symposium am Samstag und Sonntag im Instituto Cervantes in Frankfurt bekommen. „Ich habe das Hausrecht“, sagte Ripken.

Die chinesische Kulturbehörde, die Mitveranstalterin des Symposiums ist, signalisierte unterdessen ein Abrücken von ihrer Boykottdrohung. Man lege Wert darauf, dass die Veranstaltung in geordneten Bahnen verlaufe, ließ ein Vertreter verlauten. Die Behörde hatte mit Rückzug vom Symposium gedroht, falls die beiden Autoren teilnehmen sollten. Daraufhin hatte die Buchmesse die Schriftsteller Dai und Bei ausgeladen.

Dai wurde vor allem mit ihren Recherchen zu dem umstrittenen Drei-Schluchten-Staudamm in China bekannt. Sie darf in der Volksrepublik nichts veröffentlichen und war nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 mehrere Monate in Isolationshaft. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“, schrieb sie Ripken in einer Mail vor ihrem Abflug in Peking.

Mit Bedauern reagierte Ripken darauf, dass der Kulturwissenschaftler Wang Hui nicht teilnehmen wird. Die deutsche Botschaft in Peking habe seinen Visumsantrag wegen einer Formalität abgelehnt. Der Kulturwissenschaftler, der als Kritiker der Modernisierung in China aneckt, habe dies als Schikane empfunden und daher keinen neuen Versuch unternommen. Ripken sprach von einer „Schizophrenie“ der Botschaft.

Das Symposium „China und die Welt – Wahrnehmung und Wirklichkeit“ soll fünf Wochen vor der Buchmesse auf Leben und Literatur im Reich der Mitte einstimmen. China ist in diesem Jahr Ehrengast der Messe, die vom 14. bis 18. Oktober stattfindet.