Auf Druck der chinesischen Seite hatten die Organisatoren Dai Quing am Mittwoch ausgeladen. Die prominente Aktivistin flog nun auf eigene Faust nach Frankfurt.
Peking/Frankfurt. Die kritische chinesische Autorin Dai Qing ist am Freitag trotz der Ausladung durch die Organisatoren zu einem Symposium im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse geflogen.Vor ihrem Abflug aus Peking gab es allerdings neue Probleme, weil ihr Flugticket trotz doppelter Bestätigung am Vortag mit dem Reisebüro auf rätselhafte Weise storniert worden war. Die 68-Jährige kaufte sich allerdings spontan ein neues Ticket und konnte in letzter Minute doch einen Platz an Bord der Lufthansa-Maschine bekommen.
„Jetzt haben sie sich so viel Mühe gegeben, mich daran zu hindern, dass ich nach Frankfurt fliege“, sagte Dai Qing telefonisch vom Flughafen der Deutschen Presse-Agentur dpa in Peking. „Was ich erlebt habe, gibt mir das Gefühl, das meine Rechte missbraucht worden sind.“
Zuvor hatte bereits die oberste Zensurbehörde, die Verwaltung für Presse und Publikationen (GAPP), versucht, die kritische Autorin an einer Teilnahme an dem China-Symposium im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse zu hindern, wo China vom 14. bis 18. Oktober Ehrengast ist.
Auf Druck der chinesischen Seite hatten die Organisatoren die prominente Aktivistin neben dem exilchinesischen Schriftsteller Bei Ling am Mittwoch ausgeladen. Die offiziellen chinesischen Teilnehmer hatten mit einem Boykott gedroht. Dai Qing und Bei Ling entschieden sich aber am Donnerstag, trotzdem nach Frankfurt zu reisen. Die Ausladung hatte auch innenpolitisch heftige Kritik ausgelöst, die Buchmesse unterwerfe sich chinesischer Zensur.
In welcher Form beide Autoren jetzt teilnehmen können, war unklar. Buchmessenchef Juergen Boos teilte am Donnerstag mit, Dai Qing komme nun wohl als „Besucherin“ zu dem Symposium nach Frankfurt, ohne dass die ursprünglich geplante aktiven Teilnahme erwähnt wurde. Auch dem Exilchinesen und Verleger Bei Ling, der in Boston lebt, war nach eigenen Angaben nach Rücksprache mit Projektleiter Peter Ripken noch nicht klar, wie er sich an den Diskussionen beteiligen kann.