Hamburg. Chef der Hamburger Reederei spricht im Abendblatt über US-Wahl und Autokrise. Wie die Geschäfte bei Hapag.-Lloyd und HHLA aktuell laufen.

Die Krise der deutschen Autoindustrie wird auch die Handelsschifffahrt beeinträchtigen. Davon geht der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, aus. „Was die deutschen Automobilhersteller betrifft, gehe ich von einem Rückgang des Handels aus, da die Nachfrage vermutlich eher sinken wird. Und wenn weniger Autos gebaut werden, werden eben auch weniger Waren transportiert“, sagte Habben Jansen im Gespräch mit dem Abendblatt.

Die Belieferung der Automobilindustrie mache etwa fünf Prozent des Geschäfts der Reederei aus. Sie sei damit schon ein bedeutender Kunde.  Ob sich der erwartete Rückgang negativ auf die gesamten Transportmengen von Hapag-Lloyd auswirken werde, ist dem Reedereichef zufolge noch nicht sicher: „Es gibt auch Länder, in denen die Automobilsparte wächst, beispielsweise in China. Ob wir also in Summe ein geringeres Transportvolumen in diesem Industriezweig erleben werden, bleibt abzuwarten.“ 

Automobilindustrie und Trump-Wahl: die Risiken von Hapag-Lloyd

Gespannt schaut Habben Jansen auch auf die künftige Entwicklung in den USA nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten. Wie berichtet, hat Trump angekündigt, Strafzölle auf Waren aus Europa und China zu erheben. Für die Schifffahrt muss das aber nicht sofort negativ sein. „Ich gehe sogar davon aus, dass die Auswirkungen im ersten Quartal sogar positiv sind, weil viele Firmen versuchen werden, noch schnell zusätzliche Waren in die USA zu exportieren. Das sollte uns durchs erste Quartal helfen“, sagte Habben Jansen.

Wie es langfristig weitergehe, sei schwer vorherzusagen, weil der Handel nicht nur von Strafzöllen bestimmt werde. Auch die Preisentwicklung insgesamt und Wechselkurse hätten Einfluss. Die erste Trump-Administration habe damals auch schon Strafzölle eingeführt. Dies habe damals keine wesentlichen Auswirkungen auf den Welthandel gehabt. „Deshalb hoffen wir, dass das dieses Mal auch nicht der Fall ist. Am Ende wissen wir alle, auch die Amerikaner, dass der Welthandel wichtig ist, um die Wirtschaftsleistung zu erhöhen“, sagte Habben Jansen.   

Sorge vor Strafzöllen durch Donald Trump

Während verschiedene Industriezweige in Deutschland mit Problemen kämpfen, sieht das in der Schifffahrtsindustrie derzeit ganz anders aus: Zumindest die beiden Hamburger Leitkonzerne der Branche, an denen die Stadt beteiligt ist, die Reederei Hapag-Lloyd und der Hafenkonzern HHLA verzeichnen für die ersten neun Monate dieses Jahres einen guten Geschäftsverlauf. Daran dürfte sich auch bis zum Jahresende nicht viel ändern, da das vierte Quartal in der Branche stets relativ stark ist. Davon geht auch Habben Jansen aus.

Bei Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd stieg die Transsportmenge in den ersten neun Monaten um fünf Prozent auf 9,3 Millionen TEU gegenüber 8,9 Millionen TEU im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Donnerstagmorgen bekannt gab.

Niedrige Frachtraten und teure Transporte

Allerdings waren die Frachtraten in der ersten Jahreshälfte niedriger als 2023. Zudem waren viele Transporte teurer wegen der Umleitung von Schiffen um das Kap der Guten Hoffnung, weil sie den Suezkanal und das Rote Meer aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen und im Norden Israels meiden. Deshalb liegen Hapag-Lloyds Geschäftsergebnisse unter Vorjahresniveau.

Der Umsatz lag in den ersten neun Monaten 2024 bei 14,1 Milliarden Euro nach 14,136 Milliarden von Januar bis September 2023. Das Konzernergebnis betrug vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 3,3 Milliarden Euro, und damit 868 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich betrug das Konzernergebnis knapp 1,7 Milliarden Euro nach fast 3,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Das ist noch immer ein üppiger Verdienst. Nicht zuletzt, weil das Geschäft im dritten Quartal besonders gut lief.

Hapag-Lloyd präsentiert Zahlen, von denen die HHLA nur träumen kann

Von solchen Zahlen kann die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) nur träumen, aber auch sie verzeichnete in den ersten neun Monaten 2024 sowohl bei Umsatz als auch beim Ergebnis eine positive Entwicklung. Der Konzernumsatz stieg um 8,5 Prozent auf mehr als 1,18 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es noch weniger als 1,1 Milliarden Euro.

Das Konzern-Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) erhöhte sich um 23,2 Prozent auf 93,2 Millionen Euro gegenüber 75,6 Millionen Euro im Jahr 2023. Das Konzernergebnis nach Anteilen anderer Gesellschafter belief sich auf 23,1 Millionen Euro. Das sind 12 Millionen Euro mehr als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres.

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Neben dem deutlichen Anstieg des Transportvolumens wirkten sich vor allem erhöhte Lagergelderlöse an den Hamburger Containerterminals aufgrund längerer Verweildauern der Container förderlich aus. Hintergrund ist, dass die Lager vor allem mit Exportladung vollliefen, die nur schleppend weitertransportiert wurde

Der eigentliche Containerumschlag nahm hingegen nur um 0,9 Prozent und damit also kaum zu, an den Hamburger Terminals betrug das Plus nur 0,2 Prozent: Knapp 4,4 Millionen Standardcontainer (TEU) wurden im In- und Ausland über die Kaikanten gehoben, gegenüber 4,5 Millionen im Vorjahreszeitraum. Erstmals seit Ausbruchs des Ukrainekriegs konnte die HHLA im Hafen von Odessa im dritten Quartal den wasserseitigen Umschlag wieder aufnehmen.

Entgegen dem Umschlag im Hafen stieg der Containertransport ins Hinterland um 8,1 Prozent und damit deutlich. Diesem Umstand verdankt die HHLA einen Großteil ihres Gewinns.  „Dabei wirkte sich insbesondere der Ausbau nachhaltiger und vernetzter Logistiklösungen auf europäischer Ebene aus und führte zu einer deutlichen Steigerung des Transportvolumens im Intermodal-Segment bei unseren Tochtergesellschaften Metrans und Roland Spedition“, sagte die Vorstandschefin Angela Titzrath.