Hamburg. Umschlagmengen im Hamburger Hafen legen laut Bundesverkehrsministerium jährlich nur um 0,4 Prozent zu. Welche Häfen stattdessen gefragt sind.
Die Zeiten für den Hamburger Hafen werden offensichtlich nicht einfacher. Nun hat das Bundesverkehrsministerium eine neue Prognose zur Entwicklung der deutschen Seehäfen veröffentlicht. Und die Voraussage ist kein Grund zur Freude, besagt sie doch, dass sich an der Stagnation des Mengenaufkommens an Seegütern im Hamburger Hafen der vergangenen vier Jahre auch in Zukunft nur wenig ändern wird.
Das Verkehrsministerium stützt sich dabei auf eine Studie von vier renommierten Instituten, wie dem Fraunhofer Center für Maritime Logistik.. Diese Experten kommen zu dem Schluss, dass das jährliche Wachstum des Hamburger Hafens bis 2040 im Mittel pro Jahr bei nur 0,4 Prozent liegen wird. In absoluten Mengen wird der Seegüterumschlag von 122,4 Millionen im Jahr 2019 auf 133,4 Millionen Tonnen steigen.
Auch der für den Hamburger Hafen so wichtige Containerumschlag gibt keinen Anlass für Begeisterungsstürme. Er soll im Vergleich zu 2019 um 1,7 Prozent pro Jahr von nun neun Millionen Zwanzig-Fuß-Standardcontainern (TEU) auf 12,9 Millionen TEU zulegen.
Neue Prognose: Hamburgs Hafen wird bis 2040 kaum wachsen
Damit steht Hamburgs Hafen im Ranking der norddeutschen Seehäfen allerdings noch ganz ordentlich da. In Bremerhaven soll der Umschlag bis 2040 zwar um 0,8 Prozent jährlich zulegen, in Wilhelmshaven aber sogar um zwei Prozent pro Jahr sinken. Das ist ernüchternd. Zumal die Bundesregierung in ihrer bisherigen Seeverkehrsprognose bis 2030, die vor gerade einmal zwei Jahren entstand, noch ganz andere Mengen erwartet hatte.
Danach sollte der Containerumschlag im Hamburger Hafen um jährlich 3,7 Prozent wachsen und bereits 2030 bei knapp 16,4 Millionen TEU liegen. Das wären 3,5 Millionen Stahlboxen mehr – und zwar zehn Jahre vor dem Enddatum der neuen Prognose. Auch für die Nordseehäfen insgesamt wurde bisher mit einem jährlichen Plus von drei Prozent eine etwas günstigere Entwicklung vorhergesagt.
Hafen Hamburg: Das prognostizierte Wachstum fällt geringer aus
Die Ursache für diesen Rückgang kann die Analyse klar benennen: „Die deutliche Abschwächung des Umschlaganstiegs 2019 bis 2040 zu den in der Seeverkehrsprognose 2030 prognostizierten Wachstumsraten ist im Wesentlichen auf den Rückgang von Massengutimporten insbesondere im Energiebereich (Kohle und Mineralölprodukte) zurückzuführen. Dieser Aufkommensrückgang kann voraussichtlich auch nicht durch entsprechende Gasimporte in Verbindung mit Wasserstoff beziehungsweise von Derivaten wie Ammoniak oder Methan kompensiert werden“, heißt es in dem Bundespapier.
Zudem stellt das Bundesverkehrsministerium fest: „In den ersten Jahren des Prognosezeitraums waren disruptive Entwicklungen in Folge der Corona-Pandemie und geopolitischer Verwerfungen wie der Ukraine-Krieg und Spannungen zwischen den USA und China zu beobachten. Dies hat teilweise zu starken Rückgängen bei den Seehafenumschlägen geführt.“ Die Seeverkehrsprognose 2040 basiert auf der Annahme, dass trotz dieser Verwerfungen die Globalisierungstendenzen und damit die Bedeutung der Schifffahrt und Seehäfen für den Welthandel weiter bestehen werden.
Donald Trump könnte Hamurger Hafen mit Strafzöllen schaden
Große Hoffnung setzt Hamburgs Senat auf den Einstieg der Schweizer Reederei MSC bei der HHLA, die bis zu 49,9 Prozent an dem Hamburger Hafenkonzern erwerben soll. Im Gegenzug verspricht MSC mehr Ladung nach Hamburg zu bringen. Die Mengen sollen sich bis 2030 auf eine Million Standardcontainer fast verdoppeln. Noch ist der Deal aber nicht in trockenen Tüchern: Zwar haben Bürgerschaft und EU-Kommission ihren Segen erteilt, aber die kartellrechtliche Zustimmung der Ukraine steht noch aus. Erst danach kann das Closing erfolgen.
Nicht berücksichtigt wurde in der Prognose zudem der Wahlausgang in den USA. Der designierte Präsident Donald Trump hat angekündigt, Strafzölle zwischen zehn und 20 Prozent auf Waren aus Europa einzuführen, um die heimische Produktion zu stärken. Dieses könnte nach Meinung von Experten zu deutlichen Rückgängen im transatlantischen Handel des Hamburger Hafens führen. Das Volumen zwischen Hamburg und den USA ist schon in der Zeit der ersten Trump-Administration stark gesunken, weil Hamburg eine Liniendienstverbindung verloren hatte.
Hamburger Hafen hat Liniendienst verloren
Auch die Frage, wer vom Wachstum künftig profitiert, wird in der Analyse beantwortet: „Stärkeres Wachstum ist vor allem in den polnischen Seehäfen (Ostsee Ausland) und im Mittelmeer zu erwarten, während der Umschlag der deutschen Seeregionen eher moderat zunimmt“, heißt es in dem Papier. In den ausländischen Nordseehäfen werde der deutschlandrelevante Umschlag voraussichtlich deutlich zurückgehen.
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Die Opposition in der Bürgerschaft sieht die Entwicklung pessimistisch. „Die Umschlagprognose für Hamburg ist enttäuschend“, sagte der hafenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese. „Es sind nicht nur die Container: Bei Massengütern wird für das Hamburger Hinterland ein deutlicher Rückgang prognostiziert.“ Wachstum werde dagegen vor allem in den polnischen Seehäfen und im Mittelmeer erwartet. „Hinzu kommt die Dynamik in Rotterdam und Antwerpen. Der nüchterne Blick zeigt: Wenn der Hamburger Hafen nicht schneller, digitaler und günstiger wird, fällt er weiter zurück“, so Wiese.
Die Prognosen seien enttäuschend aber auch erwartbar, urteilte der Hafenexperte der Linksfraktion, Norbert Hackbusch. Der Senat habe sich darauf nicht vorbereitet. „Es gilt neben den Containerschleusen andere Entwicklungen im Hafen anzustoßen und die Verkehrsplanung an die Prognosen anzupassen.“
Hinterlandverbindungen im Hamburger Hafen sollen ausgebaut werden
Anders als die Opposition bewertet der Senat die Voraussagen als gut: „Der Hamburger Hafen wird der Prognose zufolge trotz des derzeitigen geopolitischen Umfelds moderat wachsen – beim Containerumschlag um 1,7 Prozent. Diese positive Vorhersage für den Hamburger Hafen ist auf die sehr guten Hinterlandanbindungen im Schienenverkehr sowie hohe Wachstumsraten in den Hinterlandregionen zurückzuführen“, sagte ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde.
Nach wie vor seien die Schifffahrt und der Warentransport auf dem Wasser das Rückgrat globaler Lieferketten. Neben leistungsfähigen Seehäfen spielten effiziente Hinterlandinfrastrukturen eine immer wichtigere Rolle. „Hamburg ist bei der Verknüpfung mit dem Hinterland besonders gut aufgestellt, nicht trotz, sondern gerade auch, weil der Hafen weit im Landesinneren liegt. Diese Anbindungen gilt es künftig weiter auszubauen und zu stärken.“