Hamburg. Hapag-Lloyd freut sich über seinen neuen Riesenfrachter, der Nabu weniger. Am Montag sprach Eva-Maria Tschentscher gute Wünsche aus.

Die neue, in Südkorea bei Hanwha Ocean in Okpo gebaute „Hamburg Express“ gehört zu den größten Containerschiffen weltweit. Nun wurde sie, nach ihrem Erstanlauf im Hamburger Hafen, am Montag ebendort feierlich getauft.

Für diese Aufgabe hatte die Reederei die Gattin des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher auserkoren. Hamburgs „First Lady“ Eva Maria Tschentscher wünschte am Containerterminal Burchardkai (CTB) „… allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“. Dann zerschellte im ersten Versuch die vorbereitete Flasche Champagner am Rumpf des gigantischen Frachters.

Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach bei der Taufe der „Hamburg Express“.
Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach bei der Taufe der „Hamburg Express“. © dpa | Christian Charisius

„Hamburg Express“: Der Schiffsname setzt Tradition von 1972 fort

Mit der Namensgebung setzt Hapag-Lloyd eine Tradition fort, die 1972 begonnen hatte. Damals wurde erstmals ein Hapag-Lloyd-Schiff „Hamburg Express“ genannt. In den Jahren 1984, 2001 und 2012 gab es jeweils gleichnamige Nachfolgerinnen, von 3010 TEU (20-Fuß-Standard-Container) wuchs die Kapazität dabei Schritt für Schritt auf 13.169 TEU. Die neue „Hamburg Express“ kann nun sogar bis zu 23.664 TEU fassen.

Die „Hamburg Express“ liegt für ihre Taufe am Containerterminal Burchardkai. Das Hapag-Lloyd-Containerschiff kann bis zu 23.664 TEU transportieren.
Die „Hamburg Express“ liegt für ihre Taufe am Containerterminal Burchardkai. Das Hapag-Lloyd-Containerschiff kann bis zu 23.664 TEU transportieren. © dpa | Christian Charisius

Das Schiff stößt damit in neue Kapazitätsbereiche vor. Doch das tut sie nicht allein, sondern mit perspektivisch elf baugleichen Schwestern. Zwar ist diese Schiffsklasse nach der Hansestadt benannt, tatsächlich ist die „Hamburg Express“ aber bereits Nummer sieben in der Flotte baugleicher Containerriesen. Erstes Schiff der Baureihe war 2023 die „Berlin Express“, als Nummer zwölf soll 2025 die „Wilhelmshaven Express“ den Reigen beschließen.

Neues Containerschiff nutzt vorrangig Flüssiggas statt Schweröl

„Hamburg Express“ und Co. sind speziell für die wichtigen Ost-West-Handelsrouten zwischen Europa und Asien konzipiert. Sie gelten für Hapag-Lloyd dabei nicht nur als Garant für die wettbewerbsseitige Zukunftsfähigkeit der Flotte, sondern auch als Investition in mehr Effizienz sowie besseren Umwelt- und Klimaschutz. Eine Tankfüllung reicht von Europa nach Asien und wieder zurück.

Hafen
Fast 400 Meter lang: Das neue Containerschiff „Hamburg Express“, hier beim Erstanlauf in Hamburg. © Hapag-Lloyd AG | Hasenpusch

Fortschritt findet sich vorrangig am Antrieb: Neue Hapag-Schiffe wie das nun getaufte können wahlweise mit Flüssigerdgas (LNG) oder konventionellem Treibstoff betrieben werden und sind bereits für nicht fossile, klimaneutrale Brennstoffe wie Bio-Methan oder e-Methan ausgelegt.

Hapag-Lloyd: „Hamburg Express“ reduziert CO₂-Ausstoß erheblich

Mit der Kombination aus LNG und Dual-Fuel-Technologie erreicht die „Hamburg Express“ nach Reedereiangaben eine CO₂-Reduktion von etwa 15 bis 25 Prozent im Vergleich zum Dieselbetrieb. Der Ausstoß von Schwefeldioxid und Ruß liegt sogar um bis zu 95 Prozent unter bisherigen Werten. Perspektivisch lässt sich mit e-Methan sogar eine nahezu vollständige Reduktion der Treibhausgase erzielen.

Trotzdem hat der Umweltverband Nabu im Vorfeld der Feierlichkeiten etwas Salz in die Taufsuppe gestreut. Gegenüber dem Abendblatt bestätigte Hamburgs Nabu-Chef Malte Siegert zwar, dass das neue Schiff auf das schädliche Schweröl als Treibstoff verzichtet. Flüssiggas sei aber, auch wenn es praktisch keinen Schwefel enthält und bei der Verbrennung die Anteile von Feinstaub, Ruß und Stickoxiden um rund 80 Prozent reduziert werden, nicht der Weisheit letzter Schluss. LNG sei nun einmal Methan und damit ein Treibhausgas, das über einen Zeitraum von 100 Jahren rund 30-mal klimaschädlicher sei als CO₂, falls es als Methanschlupf in die Umwelt gelange.

Hamburgs Nabu-Chef weist auf Probleme des Methanschlupfs hin

Siegert, der sich als Schifffahrtsexperte des Nabu mit der Materie auskennt und auch schon viele Kreuzfahrtreedereien aufs Korn genommen hat, betont: „Besonders bei der Exploration, in der Versorgungskette, aber auch bei der Verbrennung von fossilem LNG im Motor entsteht erheblicher Methanschlupf, der den Treibhauseffekt beschleunigt, jedoch kaum dokumentiert oder gemessen wird. Grundsätzlich hätten wir uns deshalb gewünscht, dass Hapag-Lloyd für seine Flotte stärker auf synthetisches Methanol als zukünftigen Kraftstoff gesetzt hätte.“ Doch das ist, Stand heute, leichter gesagt als getan. Die Kreuzfahrtreederei Tui Cruises zum Beispiel, die eine Verwendung von „grünem“ Methanol angekündigt hat, wird diesen frühestens 2026 im Regelbetrieb einsetzen können.

Dennoch ist das Thema Methanol auch bei Hapag-Lloyd auf dem Tisch. „Es ist unser erklärtes Ziel, mit allen Möglichkeiten, die wir haben, den Kurswechsel in der Schifffahrt voranzutreiben und das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen“, sagt Silke Lehmköster, Managing Director Fleet bei Hapag-Lloyd. „Unsere Investitionen in neue Dual-Fuel-Schiffe und die Umrüstung von fünf Schiffen auf Methanolantrieb sind wichtige Schritte zur Emissionsreduktion. Zudem modernisieren wir rund 150 Schiffe unserer Flotte für einen effizienteren Betrieb, um die Treibhausgasemissionen bis 2030 um ein Drittel zu senken.“

„Hamburg Express“: Ein Containerschiff in rekordverdächtigen Dimensionen

Die „Hamburg Express“ ist wie ihre Schwestern 399,9 Meter lang und 61 Meter breit und damit ein weiteres imposantes Schiff in rekordverdächtigen Dimensionen. Der sechsflügelige Propeller wiegt 102 Tonnen, das Ruderblatt hat die Fläche eines Einfamilienhauses. Mit bis zu 76 Metern ist der Frachter zudem deutlich höher als die Köhlbrandbrücke.

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Allein die beiden Ankerketten sind jeweils 385 Meter lang, die massiven Stahlanker an ihren Enden wiegen pro Stück rund 24,7 Tonnen. Und auch für die Offiziere sind die Wege nicht immer kurz: Wer von Deck A auf die Brücke gehen will, muss 135 Stufen überwinden. Der Hauptgenerator des Schiffs produziert unter Volllast so viel Strom, dass rechnerisch rund 40.000 Haushalte damit versorgt werden könnten. Alle Schiffe der neuen Klasse verfügen allerdings auch über eine Landstromvorbereitung und werden in entsprechend ausgerüsteten Häfen emissionsfrei versorgt.

Hamburgs First Lady Eva-Maria Tschentscher drückte am Montag für das neue Containerschiff von Hapag-Lloyd aufs Knöpfchen.
Hamburgs First Lady Eva-Maria Tschentscher drückte am Montag für das neue Containerschiff von Hapag-Lloyd aufs Knöpfchen. © dpa | Christian Charisius

Für die Taufe am Montag hatte die „Hamburg Express“ am HHLA-Terminal Burchardkai festgemacht und war für die bessere Perspektive zuvor noch einmal extra „umgeparkt“ worden. Ihre Jungfernfahrt absolvierte das neue Schiff in Asien bereits Ende August, doch der Weg in die Hansestadt war weit, weil nach wie vor der Suezkanal unpassierbar ist und auch zwei Taifune umschifft werden mussten.

Containerschiff „Hamburg Express“ soll „stolzes Erbe der Stadt bewahren“

Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen betonte anlässlich der Feierlichkeiten an der Elbe noch einmal, wie wichtig der Standort Hamburg für die Reederei ist: „Für uns ist Hamburg viel mehr als nur unser Hauptsitz; es ist seit fast zwei Jahrhunderten auch der Heimathafen unserer Schiffe. Die Stadt ist eng mit dem maritimen Erbe verbunden, das unsere Identität seit über 175 Jahren prägt.“

Er sei überzeugt, dass die „Hamburg Express“ einen bedeutenden Beitrag zur maritimen Wirtschaft leisten werde und dabei zugleich „das stolze Erbe unserer Stadt als Tor zur Welt“ bewahre.