Hamburg. Finanzbehörde und Kundenzentrum ziehen vorübergehend um. Miethöhe überrascht. Haspa: „Win-Win-Situation“. Was der Steuerzahlerbund sagt.

Es ist ein gut gehütetes Geheimnis. Dass die Finanzbehörde während der Sanierung ihres historischen Stammsitzes am Gänsemarkt für drei Jahre in die frühere Zentrale der Hamburger Sparkasse an der Ecke Adolphsplatz/Großer Burstah ziehen wird, hatten die Beteiligten zwar im April gemeinsam verkündet. Auch dass dort noch ein Kundenzentrum („Hamburg Service vor Ort“) mit einziehen wird, ist mittlerweile bekannt. Nur was dieser Umzug die Stadt kostet, wurde bislang nicht verraten.

Nun liegt dem Abendblatt eine Drucksache des Senats vor, in der erstmals Ausgaben genannt werden, aus denen sich die Miete errechnen lässt. Demnach mietet die Finanzbehörde exakt 13.835 Quadratmeter an und zahlt dafür von Anfang 2025 bis Ende 2027 insgesamt 6,805 Millionen Euro. Das ergibt eine Miete von gut 189.000 Euro für jeden der 36 Monate und damit von 13,66 Euro pro Quadratmeter.

Finanzen Hamburg: Welchen Mietpreis die Stadt in der alten Haspa-Zentrale bezahlt

Mehr bezahlen muss das Amt für Bezirksverwaltung, das zwar zur Wissenschaftsbehörde gehört, aber noch in der Finanzbehörde sitzt, der es bis 2020 unterstellt war. 2450 Quadratmeter für die Bezirksverwaltung sowie 4603 Quadratmeter für ein großes Kundenzentrum im Eingangsbereich – hier werden die bisherigen City-Standorte in der Caffamacherreihe und Spitalerstraße konzentriert – werden in der früheren Haspa-Zentrale angemietet, wofür insgesamt 5,146 Millionen Euro Miete fällig werden. Umgerechnet macht das 20,27 Euro pro Quadratmeter und Monat.

Trotz der enormen Summen: Diese Mieten sind für Innenstadtverhältnisse eher ein Schnäppchen. Nach Analysen von Immobilienexperten wie Engel & Völkers lagen die Durchschnitts-Büromieten in Hamburg zuletzt bei gut 20 Euro pro Quadratmeter, die Spitzenmieten in den „A-Lagen“ sogar bei rund 35 Euro pro Quadratmeter – und bei der früheren Haspa-Zentrale in Nachbarschaft zu Rathaus und Handelskammer handelt es sich um eine Toplage.

Haspa Hamburg: Sparkasse will ihre alte Zentrale später „revitalisieren“

Zumal die Immobilie in einem sehr guten Zustand sein soll. Daher kann die Stadt die Flächen nur ein Dreivierteljahr nach dem Umzug der Sparkasse in ihre neue Zentrale im Deutschlandhaus – ironischerweise direkt gegenüber der Finanzbehörde am Gänsemarkt – übernehmen. „Wir haben eine faire Verständigung gefunden, sowohl für die Haspa als auch für die verschiedenen Mieter auf städtischer Seite“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) auf Abendblatt-Anfrage. „Das ist ein gutes Paket.“

Interimsfläche für Hamburger Finanzbehörde
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD, r.) und Haspa-Chef Harald Vogelsang gaben im April bekannt, dass die Stadt die bisherige Haspa-Zentrale anmieten wird. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Ähnlich äußerte sich die Haspa: „Die Zwischennutzung unseres Gebäudes am Adolphsplatz durch die Finanzbehörde ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Die Finanzbehörde bekomme „kurzfristig und ohne große Umbaumaßnahmen einen passenden, zentral gelegenen Ausweichstandort“ und die Haspa habe „ausreichend Zeit, um die danach anstehende Revitalisierung sorgfältig zu planen und kann die Immobilie als Ganzes zwischenvermieten“. Zur konkreten Miete äußere man sich nicht, aber: „Die Mietkonditionen entsprechen dem Marktniveau für Immobilien dieser Altersklasse.“

Finanzbehörde nutzt alte Haspa-Zentrale zwischen: Was Steuerzahlerbund Senator Dressel attestiert

Da widerspricht sogar der sonst so kritische Bund der Steuerzahler nicht: „Wenn die angegebenen Zahlen korrekt sind, hat Senator Dressel hier einen soliden Job gemacht“, sagte der Landesvorsitzende Sascha Mummenhoff dem Abendblatt. Mit durchschnittlich knapp über 18 Euro pro Quadratmeter befinde sich diese Anmietung „im guten Mittelfeld vergleichbarer Gewerbeflächen“.

Mummenhoff mahnt aber: „Wichtig ist jedoch, dass dieser Umzug – auch wenn er zeitlich befristet ist – besser koordiniert und geplant wird als der zuvor von uns kritisierte Fall der Staatsanwaltschaft.“ Dieser hat sich immer wieder verzögert und zusätzliche Kosten in Millionenhöhe verusacht.

Endgültiger Standort für City-Kundenzentrum ist noch offen

Bei der Anmietung des Haspa-Gebäudes kommen für die Stadt noch die Umzugskosten hinzu: Für die Finanzbehörde gibt der Senat sie mit 500.000 Euro an (hin und zurück) und für die Bezirksverwaltung samt Kundenzentren mit insgesamt 1,5 Millionen Euro nur für den Umzug an den Adolphsplatz. Wo es ab 2028 hingeht, ist noch nicht entschieden. Der Senat hofft, das große City-Kundenzentrum in der früheren HSH-Nordbank-Zentrale am Gerhart-Hauptmann-Platz unterbringen zu können, die er kürzlich angekauft hat.

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Der ebenfalls unter dem Dach der Finanzbehörde beheimatete Rechnungshof zieht nicht mit ins Haspa-Gebäude, sondern hat Büros am Dammtorwall angemietet. Er zahlt dort für drei Jahre insgesamt 2,2 Millionen Euro Miete, wobei der Quadratmeterpreis offen bleibt, da der Senat keine Flächenangaben macht. Die Umzugskosten des Rechnungshofs (hin und zurück) werden mit 90.000 Euro angegeben.

So viel Miete bezahlt die Stadt für die alte Haspa-Zentrale

Der dickste Posten an dem ganzen Vorgang wird ohnehin die Sanierung der denkmalgeschützen Finanzbehörde, die der CDU-Senat 2006 verkauft und der rot-grüne Senat 2023 für rund 128 Millionen Euro zurückgekauft hatte. Details will Finanzsenator Dressel am Donnerstag bekanntgeben.