Hamburg. 1700 Haspa-Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz nun im Deutschlandhaus. Der Chef ist begeistert. Doch ein paar Überraschungen gibt es.
Das Deutschlandhaus sei ein „echter Glücksfall“ für die Haspa, sagt ihr Chef Harald Vogelsang: „Für uns ist es der perfekte Standort.“ Vorstand und Beschäftigte der Sparkasse hätten sich für die neue Zentrale immer eine Innenstadtlage und „urbanes Umfeld“ gewünscht – was die jetzige Adresse, nur wenige Meter vom Gänsemarkt entfernt, zweifellos erfüllt. Vor vier Wochen haben die letzten von 1700 Haspa-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus ehemals drei Standorten (Adolphsplatz, Wikingerweg und Börsenbrücke) ihren Arbeitsplatz dorthin verlegt.
Auch sonst passt das von dem Hamburger Star-Architekten Hadi Teherani entworfene Gebäude aus der Sicht von Vogelsang sehr gut zur Haspa: Von außen fügt es sich mit seiner Fassade aus Rotklinker – in Dänemark handgebrannt – in die Bautradition der Hansestadt ein. Innen aber biete es, abgesehen von neuesten Bürokonzepten, einige „Wow-Effekte“. Dazu gehört die öffentlich zugängliche Innenhalle mit ihren 32 aus Südspanien stammenden, bis zu 15 Meter hohen Palmen.
Haspa: Palmen, Algen und Mäuse – die Sparkasse und ihre neue Zentrale
Offensichtlich reicht aber unter den für Norddeutschland typischen Wetterbedingungen die natürliche Belichtung durch das Glasdach nicht aus. Daher strahlen lange Reihen extrem heller Scheinwerfer die Palmen zeitweise von oben an, was an etlichen Arbeitsplätzen für irritierende Blendeffekte sorgt. Hier wirkt sich aus, dass die Haspa den Umzug ins Deutschlandhaus erst beschloss, als dessen Bau bereits weit fortgeschritten war. „Wir hätten uns die Palmen für den Innenhof nicht ausgesucht“, schon aus Gründen der Nachhaltigkeit, sagt Haspa-Bereichsleiter Volker Widdra, der auch für das Umzugsprojekt verantwortlich war.
Ebenfalls wohl als „Wow-Effekt“ gedacht sind mehrere flache Becken im Atrium, die mit weißen Kielseln gefüllt sind – und mit Wasser, das aber wie Plexiglas anmutet. Dass sich immer wieder Besucher dort versehentlich nasse Schuhe holen, nimmt Haspa-Chef Vogelsang gelassen. Schließlich sei das Wasser nicht so tief, dass ein solcher Fehltritt ernsthafte Folgen haben könne. Ärgerlich nur, dass sich in größeren Bereichen dieser Becken bereits unschöne Algenablagerungen bilden, die sicher schon bald aufwendig entfernt werden müssen.
Nasse Füße bei der Haspa im neuen Deutschlandhaus in Hamburg
Nach den Erfahrungen der ersten Wochen ist Vogelsang, der wie alle seine Kolleginnen und Kollegen keinen fest zugewiesenen Schreibtisch mehr hat, begeistert vom neuen Büroumfeld: „Das macht richtig Laune.“ Für jede Arbeitssituation stehe ein passender Raum zur Verfügung, außerdem arbeiteten nun erstmals seit 1972 alle Haspa-Beschäftigten außer dem Filial-Personal unter einem Dach.
„Mit dem Umzug in die neue Filiale haben wir einen Anreiz geschaffen, aus dem Homeoffice wieder häufiger ins Büro zu kommen“, so Vogelsang. Die Präsenzquote habe „deutlich“ zugenommen. Wie es heißt, sind meist um die 1000 Personen tatsächlich im Haus. Bei dem angepeilten Arbeitsplatzschlüssel von rund 0,7 könnten es rein rechnerisch knapp 1200 sein.
Vogelsang sieht durch den neuen Standort die Attraktivität der Haspa als Arbeitgeber gestärkt. Dieser Faktor werde immer wichtiger, „denn in den nächsten zehn Jahren brauchen wir bis zu 2500 neue Mitarbeitende, um die Babyboomer, die in Rente gehen, nachzubesetzen.“ Vor diesem Hintergrund sind nach Einschätzung des Vorstands die sicherlich nicht geringen Ausgaben für die Miete von 30.000 Quadratmeter Bürofläche in prominenter Citylage gerechtfertigt. Vermieter ist der Münchner Immobilienentwickler ABG Real Estate Group, der in Hamburg bisher unter anderem das „Spiegel“-Verlagsgebäude und das markante Büro- und Geschäftshaus am Millerntorplatz 1 realisiert hat.
Im Erdgeschoss in Hamburg befindet sich jetzt die größte Sparkassenfiliale Deutschlands
Im Erdgeschoss des Deutschlandhauses befindet sich die größte Sparkassenfiliale Deutschlands mit 1600 Quadratmetern und 50 Beschäftigten. Vier der insgesamt 24 Besprechungsräume hier haben goldfarbene Wände und sind allein Gesprächen über den Handel mit Edelmetallmünzen und -Barren vorbehalten – für die Haspa traditionell ein bedeutendes Geschäft.
Gemessen an der Zahl der Büroarbeitsplätze mutet die Haspa-Kantine mit nur 150 Plätzen nicht gerade groß an. Mittels einer App können die Beschäftigten sehen, wie stark besetzt die Kantine gerade ist. Sie wird von einer Haspa-Tochter betrieben, Lebensmittel bezieht man von der Block-Gruppe. Das liegt nahe, denn im gleichen Gebäude hat kürzlich ein „Block House“-Restaurant eröffnet. Es ist mit 145 Sitzplätzen im Innenbereich praktisch ebenso groß wie die Haspa-Kantine.
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Auf der 8. Etage, in der sich die Vorstände einen freien Arbeitsplatz suchen, hat Vogelsang vor wenigen Tagen eine Entdeckung gemacht, die nicht ganz zu dem gerade erst fertiggestellten Haus zu passen scheint: Zwei Mäuse seien um die Schreibtische gehuscht, sagt er. Eine davon könnte „Manni“ heißen – wie das Haspa-Kultmaskottchen.