Hamburg. Rot-Grün will Tausende Beschäftigte mit direktem Kundenkontakt besser bezahlen. Auch Bezirksamtsleiter sollen deutlich mehr verdienen.
SPD und Grüne in der Bürgerschaft wollen Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bezirksämtern besser bezahlen. Ziel sei „eine Zulage für bürgernahe Dienste“, wie es in einem Antrag der Koalition heißt, der dem Abendblatt exklusiv vorliegt und der am Mittwoch in der Bürgerschaft beschlossen werden soll. Das würde rund die Hälfte der rund 6600 Vollzeitkräfte in den sieben Bezirken sowie Hunderte Stellen im Hamburg Service vor Ort (früher Kundenzentren) betreffen.
Im Blick habe man dabei jene Mitarbeiter, „die in der direkten Interaktion mit den Bürger:innen stehen“ und oft die ersten Ansprechpersonen in Verwaltungsangelegenheiten seien, heißt es in dem Antrag. Gemeint sind damit zum Beispiel die Experten für Einwohner- und Ausländerangelegenheiten sowie das Personal in den Bau- oder Gesundheitsämtern. Diese Mitarbeiter seien täglich „mit einer Vielzahl von Anfragen, Problemen und Anliegen der Bürger“ konfrontiert, auf die sie „schnell und effektiv reagieren“ müssten. „Diese Verantwortung und Arbeitsbelastung verdient eine angemessene Anerkennung“, finden SPD und Grüne, die damit auch die Attraktivität der Jobs steigern und so die Fluktuation verringern wollen.
Hamburgs Bezirksämter: Beschäftigte mit Kundenkontakt sollen besser bezahlt werden
„Die Beschäftigten in den bürgernahen Diensten der Hamburger Bezirksämter, die täglich im direkten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern stehen, sind das Gesicht unserer Verwaltung und tragen maßgeblich zur Zufriedenheit in Hamburg bei“, sagte Markus Schreiber, als Experte für öffentliche Verwaltung der SPD-Fraktion einer der Autoren des Antrags, auf Abendblatt-Anfrage. „Wir setzen uns daher für eine Erhöhung ihrer Bezüge ein, damit diese verantwortungsvolle Arbeit angemessen honoriert wird.“
Wie hoch die Zulage ausfallen könnte, geht aus dem Antrag nicht hervor. Mit ihm wird der Senat zunächst nur aufgefordert, mit den Gewerkschaften Gespräche darüber aufzunehmen und vor dem Auslaufen des aktuellen Tarifvertrags am 1. November 2025 eine Lösung zu finden. Konkreter ist dagegen die zweite Forderung, die Bezirksamtsleitungen deutlich aufzuwerten.
Hamburg: Bezirksamtsleiter sollen 1110 Euro mehr im Monat erhalten
Laut dem Antrag sollen die bislang nach B 4 (Brutto-Grundgehalt rund 8944 Euro im Monat) besoldeten Verwaltungschefs und -chefinnen nach B 6 (10.044 Euro) hochgestuft werden, also rund 1100 Euro mehr im Monat verdienen. Damit erkenne man „die wachsenden Herausforderungen und die enorme Verantwortung an, vor denen die Bezirksamtsleitungen stehen“, sagte Markus Schreiber, der früher selbst viele Jahre das Bezirksamt Hamburg-Mitte geleitet hatte. „Auch ihre Besoldung sollte daher angemessen an die Bezahlung anderer besonderer Leitungskräfte mit sehr großer Personalverantwortung angepasst werden.“
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Das ist der springende Punkt: Denn die Bezirksämter haben zwischen 540 (Bergedorf) und 1400 (Wandsbek) Mitarbeiter und sind damit erheblich größer als die meisten Fachämter in den Landesbehörden der Stadt. Deren Leitungen stehen zudem, anders als die „Bezirksbürgermeister“, in der Regel nicht im Fokus der Öffentlichkeit und müssen auch nicht oft sieben Tage die Woche Termine wahrnehmen – dennoch werden sie nach B6 besoldet.
Hamburgs Beamte kämpfen seit Jahren um „amtsangemessene Alimentation“
Dieses schon oft kritisierte Ungleichgewicht will Rot-Grün nun beseitigen. Die Besoldung der Bezirksamtsleitungen sei „nicht angemessen“, heißt es im Antrag. Bezirksamtsleiter hätten „ähnlich hohe Verantwortlichkeiten wie Führungskräfte in der Privatwirtschaft oder in anderen öffentlichen Institutionen“, die aber in höheren Besoldungsgruppen eingestuft seien. Eine angemessene Vergütung sei auch wichtig, um „qualifizierte und erfahrene Fachkräfte“ für diese Position gewinnen zu können“, so SPD und Grüne, die die Besoldung der Bezirkschefs zum 1. November 2025 anheben wollen.
Bei dem Vorstoß handelt es sich um einen Zusatzantrag im Streit um die „amtsangemessene Alimentation“ der Hamburger Beamten. Diese kämpfen seit der Kürzung ihres Weihnachtsgeldes vor fast 15 Jahren um eine bessere Entlohnung und haben, unterstützt von den Gewerkschaften, bereits Erfolge vor Gericht errungen. Daher hatte der Senat eingelenkt und zahlt nun über mehrere Jahre eine „Angleichungszulage“, die sich insgesamt auf rund 230 Millionen Euro summiert. Am Mittwoch soll die Bürgerschaft einige weitere Anpassungen beschließen sowie die Übernahme des Tarifabschlusses für die Länderbeschäftigten auf die Beamten.