Hamburg. Fehlende Aufträge, zu viel Bürokratie, miese Aussichten: Im Tarifstreit drohen Firmen mit Abbau von Jobs oder Verlagerung ins Ausland.

Die Stimmung in der Metall- und Elektroindustrie hat sich weiter eingetrübt. Nur noch rund 20 Prozent der Unternehmen im Norden bewerten ihre Geschäftslage als gut – mehr als zehn Punkte weniger als noch vor einem Jahr. Das geht aus der Herbst-Konjunkturumfrage hervor, die am Montag veröffentlicht werden soll und die dem Abendblatt bereits exklusiv vorliegt.

Mit den Daten wollen die Arbeitgeber auch ihre Position mit Blick auf Tarifverhandlungen in der Branche stärken, deren nächste Runde am Dienstag in Bremen ansteht. An der Umfrage im Auftrag von Nordmetall, dem AGV Nord und den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland sowie Bremen haben sich 213 Unternehmen mit rund 113.000 Beschäftigten beteiligt, darunter allein 49 Betriebe mit rund 48.000 Beschäftigten aus Hamburg.

Metallindustrie: Nur jeder fünfte Betrieb bewertet Lage als gut

Demnach bewerten nur noch 21 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut – vier Punkte weniger als im Frühjahr und sogar fast 30 Punkte weniger als noch vor anderthalb Jahren. 40 Prozent der Betriebe (minus sieben Punkte seit Frühjahr) schätzen ihre Lage noch als befriedigend ein, 27 Prozent (plus vier) als unbefriedigend und zwölf Prozent (plus sieben) als schlecht.

In Hamburg fallen die Werte einen Tick erfreulicher aus, während in Niedersachsen die miese Stimmung überwiegt. Auch nach Branche betrachtet gibt es große Unterschiede: Während 77 Prozent der Gießereien und Metallerzeuger im Norden die Lage als unbefriedigend oder schlecht bewerten, meldet der Luft- und Raumfahrzeugbau durchgängig ein gut oder befriedigend zurück.

Nordmetall-Präsident erwartet „eine echte Wirtschaftskrise“

Insgesamt trüben sich die Aussichten aber weiter ein: Auf die Frage, wie sich ihre Geschäftslage entwickeln wird, antworten 25 Prozent der Firmen mit „schlechter“, vier Punkte mehr als noch im Frühjahr. Nur noch 13 Prozent (Frühjahr: 20) erwarten dagegen eine bessere Entwicklung, während 59 Prozent (62) keine Veränderung erwarten. Schon jetzt ist die Kapazitätsauslastung auf 82 Prozent gesunken, mehr als vier Prozent unter dem Langzeitdurchschnitt, und 39 Prozent der Betriebe klagen über fehlende Aufträge.

„Damit fällt die Auslastung auf das drittniedrigste Niveau seit 18 Jahren“, sagte Nordmetall-Vizepräsident Thomas Piehler. „2025 werden wir nicht nur das dritte Jahr in Folge eine Rezession erleben, sondern auch eine echte Wirtschaftskrise“, so die düstere Prognose des Philips-Managers.

Metallindustrie Hamburg: Jede vierte Firma plant Gang ins Ausland

Besonders alarmierend: 22 Prozent der Firmen planen Produktionsverlagerungen ins Ausland. In Hamburg sind es sogar 23 Prozent und damit fast jeder vierte Betrieb. Dies sind nach Nordmetall-Angaben die höchsten je gemessenen Werte. Vor allem im Straßenfahrzeugbau (31 Prozent) und im Luft- und Raumfahrzeugbau (27) gebe es diese Überlegungen.

Knapp jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) will Personal abbauen, in Hamburg sogar 23 Prozent. Mit 84 Prozent sehen die Metall- und Elektrobetriebe vor allem die hohen Arbeitskosten als Belastung an. Es folgen Bürokratie (63 Prozent), Material (62) und Energiekosten (61).

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„Wir befinden uns nicht in einer vorübergehenden Konjunkturdelle, sondern in einer vermutlich lang andauernden Strukturkrise“, sagte Lena Ströbele. Die Nordmetall-Verhandlungsführerin hat daher klare Erwartungen an die Tarifrunde: „Die Betriebe brauchen planbare und zugleich flexible Rahmenbedingungen und eine Entlastung bei den Arbeitskosten.“ Die Forderung der IG Metall nach sieben Prozent mehr Geld und 170 Euro mehr im Monat für Auszubildende lehnten die Arbeitgeber daher bislang ab.