Hamburg. Gespräche mit Reederei-Chefs und Hafenmanagern stehen auf dem Programm. Worum es im Detail noch geht, was die Erwartungen sind.
Peter Tschentschers Terminkalender ist prall gefüllt. Da geht es Schlag auf Schlag. Auch in den kommenden Tagen werden sich die Termine von Hamburgs Erstem Bürgermeister (SPD) aneinanderreihen, allerdings nicht in Hamburg, sondern in Asien. An diesem Sonnabend wird er sich mit zahlreichen Vertretern der Hamburger Wirtschaft und Wissenschaft am Hamburger Flughafen treffen und nach kurzem Zwischenstopp in München zu einem Elf-Stunden-Flug in Südkoreas Hauptstadt Seoul aufbrechen.
Gut eine Woche wird die Reise dauern, deren Programm eigentlich an kaum einem Abend vor 22 Uhr endet und die die rund 25-köpfige Delegation auch in die wichtige südkoreanische Hafenstadt Busan sowie in die asiatische Metropole Singapur führt. Neben wichtigen politischen Gesprächen stehen eine Reihe von Besuchen bei Unternehmen, Technologie-Start-ups und Forschungseinrichtungen an. In guter Tradition der Partnerschaft mit Schleswig-Holstein wird auch die Kieler Innenministerin Sabine Süterlin-Waack (CDU) die Delegation begleiten.
Impulse für den Hafen: Tschentscher beginnt große Asienreise
Fragt man nach dem Warum für Tschentschers Reise, gibt es eine einfache Antwort: weil Asien wieder mal an der Reihe ist. Tschentscher war zuletzt vor fünf Jahren dort, damals in China und Japan. Die jüngsten Reisen führten den Bürgermeister zusammen mit den Stadtoberhäuptern von Rotterdam und Antwerpen im vergangenen Jahr nach Mittelamerika. Davor gab es größere Delegationsreisen des Bürgermeisters nach Israel und in die USA, die ganz im Zeichen von Tschentschers damaligem Amt als Bundesratspräsident standen.
Man findet aber auch eine detailliertere Erklärung, warum es nun wieder nach Asien geht. Neben der Digitalisierung, dem autonomen Fahren und dem Aufbau eines Wasserstoffzentrums sind dies vor allem Schifffahrts- und Hafenthemen. So stehen neben Gesprächen mit dem Bürgermeister von Seoul, Oh Se-hoon, dem Bürgermeister von Busan, PARK Heong-joon, und vor allem dem Ministerpräsidenten von Singapur, Lawrence Wong, vor allem Treffen mit Hafenverantwortlichen und Reedereichefs auf dem Programm.
Schließlich hat sich Tschentscher für seine Delegationsreise zwei Schwergewichte der asiatischen Wirtschaft als Ziele ausgesucht: Einst eines der ärmsten Länder der Welt, hat sich Südkorea zu einer der größten Volkswirtschaften entwickelt, mit zahlreichen weltbekannten Marken aus der Automobil- und Schwerindustrie. Namen wie Samsung stehen für weltweit erfolgreiche Elektronikprodukte. Südkorea gilt als drittgrößter Handelspartner Deutschlands. Singapur wiederum ist das führende Finanz- und Handelszentrum Asiens.
Tschentscher: Vertrauliche Gespräche mit zwei wichtigen Reedereien
„Südkorea und Singapur sind starke Partner im asiatischen Raum und bedeutende Standorte für Wasserstoff-Technologien. In unseren Treffen mit Regierungs- und Wirtschaftsvertretern wollen wir über Erfahrungen, Strategien und mögliche Kooperationen in der Wasserstoffwirtschaft sprechen“, sagte der Bürgermeister vor seiner Abreise.
In Seoul ist ein vertrauliches Gespräch mit dem Vorstandschef der Reederei Hyundai Merchant Marine (HMM), Kyung Bae Kim, vorgesehen. In Singapur trifft Tschentscher den Chef der Reederei Ocean Network Express, Jeremy Nixon. Begleitet wird der Bürgermeister bei den Gesprächen von Vertretern der beiden wichtigsten Unternehmen des Hamburger Hafens. Die HHLA wird vom Vertriebschef, Volker Werner, repräsentiert, Eurogate vom Finanzchef und Mitglied der Konzernleitung, Marcel Egger.
Bürgermeister-Reise: Es geht auch um Wasserstoff
Sowohl HMM als auch One sind wichtige und langjährige Kunden des Hamburger Hafens – und sie sollen es auch nach dem Einstieg der Schweizer Reederei MSC bei der HHLA bleiben. Die Ocean Network Express, ein Zusammenschluss der Containerdienste von drei führenden japanischen Schifffahrtsunternehmen, ist im Hamburger Hafen mit 16 Liniendiensten vertreten. Auf zehn werden Schiffe der Reederei selbst eingesetzt, auf den sechs anderen werden die Stellplätze anderer Liniendienste genutzt. Die Fahrtgebiete decken alles ab, von Fernost über Indien und Atlantikfahrten bis zum Ostseeraum.
Die Reederei HMM ist im Hamburger Hafen mit drei Liniendiensten im Fahrtgebiet Fernost vertreten. Auf zweien davon werden Schiffe der Reederei eingesetzt. Zudem soll eine Kooperation zwischen den Häfen in Hamburg, Busan und Ulsan über die Nutzung von grünen Schiffskraftstoffen und der Senkung von Schadstoffemissionen geschlossen werden: ein Thema von besonderer Bedeutung für den Hamburger Hafen. Schließlich werden hier gerade hohe Millionensummen für ein Importterminal grüner Kraftstoffe ausgegeben.
Tschentscher schaut sich Riesen-Hafen an
Zudem trifft Tschentscher den Vize-Minister für Ozeane und Fischerei, Song Myeongdal, und besucht den Hafen von Busan mit dessen Wasserstoffvorhaben. Hier ist der Bürgermeister unter Freunden: Die Häfen in Hamburg und Busan arbeiten seit 2012 in einer Partnerschaft zusammen, die damals der Geschäftsführer der Hamburg Port Authority, Jens Meier, mit dem damaligen Hamburger Wirtschaftssenator, Frank Horch, (parteilos) eingeleitet hatte. Auch in Busan wird Tschentscher von seinem Amtskollegen empfangen, Bürgermeister Park Heong-joon.
Besonders spannend dürfte zudem ein Besuch im Tuas Port, dem Hafen von Busan, sein: hier entsteht ein neuer, vollständig automatisierter Containerhafen mit einer geplanten Umschlagskapazität von 65 Millionen Containern. Abgesehen davon, dass es sich dabei um Kapazitäten handelt, von denen Hamburg mit seinen derzeit neun Millionen Containern nur träumt, kann sich die HHLA, die ja gerade selbst ihre Terminals automatisiert, hier womöglich noch Anregungen holen.
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„Südkorea und Singapur sind dank ihrer Innovationskraft, der starken Häfen und der leistungsfähigen Industrie natürliche Partnerländer für die Hamburger Wirtschaft in Asien. Mit Blick auf die Diversifizierung der Hamburger Wirtschaftsaktivitäten in Asien erwarten wir spannende Impulse und neue Kontakte“, sagte der Präses der Handelskammer, Norbert Aust.
Das ohnehin schon prall gefüllte Programm bis in den Abend könnte folglich noch länger werden als gedacht.