Hamburg. Beim Flugzeugbauer ist der Abstand zwischen Topmanager und Beschäftigten überraschend hoch. Ein anderer Hamburger Chef ist bescheidener.

Womit sich Airbus und Jungheinrich in der Region Hamburg hauptsächlich beschäftigen, könnte unterschiedlicher kaum sein: Die einen bauen Passagierflugzeuge, die anderen Gabelstapler. Dennoch haben die beiden Konzerne mindestens zwei Dinge gemeinsam: Sie sind im weitesten Sinne Maschinenbauer. Und ihre Beschäftigten verdienen vergleichsweise gut. Im Durchschnitt zwischen knapp 70.000 und gut 75.000 Euro brutto im Jahr. Das hat die große Übersicht über die Gehälter in Hamburger Industriebetrieben ergeben, die das Abendblatt und das Arbeitgeberbewertungsportal Kununu kürzlich erstellt haben.

Airbus: Vorstandschef verdient 70-mal mehr als ein normaler Mitarbeiter

Wie viel mehr als die normalen Beschäftigten der drei Konzerne aber verdienen deren oberste Chefs, die Vorstandsvorsitzenden? Das steht in den Vergütungsberichten, die börsennotierte Unternehmen veröffentlichen müssen. Bis auf den Euro genau wird dort dargelegt, was der höchste Entscheider und seine Vorstandskollegen das Unternehmen binnen eines Jahres gekostet haben. Das Abendblatt hat diese Berichte für 2023 ausgewertet. Ein wichtiges Ergebnis: Das Salär des Airbus-Chefs ist mindestens 70-mal höher als das eines normalen Vollzeitbeschäftigten. Bei Jungheinrich ist der Unterschied zwar ebenfalls hoch, liegt aber im üblichen Rahmen.

Wie viel Airbus-Vorstandschef Guillaume Faury im vergangenen Jahr genau verdient hat, lässt sich trotz aller Transparenz allerdings nicht ohne Weiteres sagen. Der Vergütungsbericht innerhalb des Geschäftsberichts des Flugzeugbauers umfasst Dutzende Seiten, wird ausschließlich auf Englisch veröffentlicht und erläutert unter anderem seitenlang, nach welchen Parametern und auf welchem komplizierten Weg die Höhe des Langfristbonus errechnet wird.

Airbus-Chef: Allein Fixgehalt und Jahresbonus betragen 3,5 Millionen Euro

So viel lässt sich sicher sagen: Faury erhielt ein festes Jahresgehalt in Höhe von 1,485 Millionen Euro und damit etwas weniger als sein Vorgänger Tom Enders (1,5 Millionen). Hinzu kam für den Franzosen Faury ein Jahresbonus in Höhe von knapp zwei Millionen Euro, ganz genau waren es 1.915.650. Zusammen macht das 3,527 Millionen und ist damit etwas weniger als 2022 (3,726 Millionen). Die erste Summe wurde im Laufe des Jahres 2023 ausgezahlt, die zweite in einem Rutsch im Frühjahr 2024.

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Im Airbus-Vergütungsbericht ist zudem von einem Langfristbonus in Höhe von weiteren 1,485 Millionen die Rede sowie von Aktienzuweisungen an den CEO. Die Nachrichtenagentur Reuters taxierte Faurys Jahresverdienst im vergangenen Jahr sogar auf 6,77 Millionen Euro. Wobei nicht klar ist, welche Leistungen dazugezählt wurden. Damit belegte Faury in der Verdienst-Rangliste der 40 DAX-Konzernchefs und -chefinnen Platz 14. Spitzenreiter mit 12,74 Millionen Euro: Mercedes-CEO Ola Källenius.

Wie auch immer: Ein normaler Vollzeitbeschäftigter in der Luftwerft auf Finkenwerder verdient im Schnitt 75.252 Euro brutto im Jahr, so die Datenanalyse von Abendblatt und Kununu zur Höhe der Gehälter in der Hamburger Industrie. Faurys 6,77 Millionen sind fast 90-mal mehr. Airbus selbst gibt in seinem Geschäftsbericht an, der Vorstandschef verdiene etwa 70-mal mehr als ein Vollzeitbeschäftigter im Konzern. 2022 waren es demnach sogar 74-mal mehr gewesen, 2021 nur 56-mal mehr.

Jungheinrich-Chef Lars Brzoska bekam 2,684 Millionen Euro

Bei Jungheinrich ist der Gehaltsabstand zwischen Arbeitern sowie Angestellten sowie Vorstandschef Lars Brzoska weniger gravierend. Er steht seit gut fünf Jahren an der Spitze des Konzernvorstands und erhielt dafür 2023 ein fixes Grundgehalt in Höhe von 1,34 Millionen Euro, der Dienstwagen gilt als Nebenleistung und wird als Vergütung in Höhe von 9000 Euro angerechnet. Zudem zahlt das Unternehmen die Prämien einer Unfall- und einer Manager-Haftpflichtversicherung.

Über das Fixgehalt hinaus erhielt Brzoska einen variablen Jahresbonus in Höhe von 739.000 und einen ebenfalls variablen Langzeitbonus von 622.000 Euro. Macht unter dem Strich 2,684 Millionen Euro. Und dann sind da noch knapp 29.000 virtuelle Aktien, die ihm gutgeschrieben wurden. Pro Stück 25,04 Euro wert. Zudem hat er die Aussicht auf eine Betriebsrente nach Vollendung des 63. Lebensjahres. Auf den Jahresgrundbetrag von 30.000 Euro kommen für jedes Jahr im Vorstand mehrere 1000 Euro hinzu. Jungheinrich hat für die spätere Brzoska-Rente bereits mehr als 700.000 Euro zurückgelegt.

Vorstandschef Lars Brzoska verdiente 2023 etwa 39-mal mehr als ein durchschnittlicher Mitarbeiter beim Gabelstaplerbauer Jungheinrich.
Vorstandschef Lars Brzoska verdiente 2023 etwa 39-mal mehr als ein durchschnittlicher Mitarbeiter beim Gabelstaplerbauer Jungheinrich. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Das durchschnittliche Jahresbruttogehalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wandsbeker Konzernzentrale sowie in den Werken in Norderstedt und Lüneburg beträgt laut der Industriegehälter-Rangliste für Hamburg 69.300 Euro. Brzoska verdient also rund 39-mal mehr. Doch dieser Wert ist nicht allein im Vergleich mit Guillaume Faury niedrig.

Im Schnitt verdienten Topmanager in den 40 bedeutendsten börsennotierten deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr etwa 40-mal mehr als ihre Arbeiter und Angestellten. In dieser Rechnung sind allerdings nicht allein die besonders gut bezahlen Vorstandschefs enthalten, sondern auch etwas weniger üppig entlohnte normale Vorstandsmitglieder.

Körber AG macht Geheimnis um Gehalt der Topmanager

Die Körber AG, ein weiterer bedeutender Maschinenbauer mit Sitz in Hamburg, macht hingegen ein Geheimnis daraus, was seine Spitzenkräfte verdienen – und hat das Recht dazu. Körber ist zwar eine Aktiengesellschaft, doch die Papiere werden nicht an der Börse gehandelt. Daher muss das Unternehmen keinen Vergütungsbericht veröffentlichen. Vorstandschef Stephan Seifert dürfte es recht sein.