Hamburg. Eher unbekannte Unternehmen liegen überraschend mit auf den vorderen Rängen beim großen Lohnvergleich unter Hamburgs Industriefirmen.

  • Airbus, Aurubis und andere: Hier wird am besten bezahlt
  • Metallarbeiter kommen im Schnitt auf 70.000 Euro brutto im Jahr
  • Körber, Jungheinrich, Nexperia: Was man verdienen kann

Industrie ist, wenn es am Arbeitsplatz auch mal raucht, dampft, glüht, staubt, schmutzt und lärmt. Passiert in vielen Industriebetrieben bis heute. Industrie ist aber auch, wenn in riesigen Hallen Flugzeuge oft überraschend geräuscharm zusammengebaut werden, langarmige Roboter mit zackigen Bewegungen Metallrohlinge in die Fräse heben oder in staubfreien Räumen hochempfindliche Halbleiter geätzt werden.

All das und noch viel mehr vollzieht sich in Betrieben in Hamburg. Man kann sogar sagen, dass die Hansestadt einen großen Teil ihres Wohlstands der Industrie verdankt. In einer aktuellen Standort-Studie belegt Hamburg mit 1100 industriellen Top-Unternehmen den ersten Platz unter deutschen Städten. Nach Angaben des Statistikamtes Nord haben allein die größeren Industriebetriebe in der Stadt im ersten Quartal 2024 annähernd 24 Milliarden Euro Umsatz erzielt.

Aurubis, Airbus und Co. im großen Gehaltsvergleich: In diesen Industriefirmen verdient man am meisten

Und das sogenannte verarbeitende Gewerbe ist ein bedeutender Arbeitgeber. Nach den jüngsten vorliegenden Daten kletterte die Zahl der Menschen in der Stadt, die in diesem Zweig ihren Lebensunterhalt verdienen, zuletzt auf knapp 106.000.

Wo Milliardenwerte geschaffen werden, wird oft ordentlich, gut, bisweilen sehr gut bezahlt und verdient. Hamburgerinnen und Hamburger, die in Unternehmen wie Airbus, Aurubis, Jungheinrich, Beiersdorf, Lufthansa Technik, Mercedes-Benz oder Eppendorf beschäftigt sind, darf man zu den Gutverdienern zählen.

Hamburg: Metallarbeiter kommen im Schnitt auf 70.000 Euro brutto im Jahr

So haben Arbeitnehmer in der Hamburger Metallindustrie nach Angaben des Arbeitgeberverbands Nordmetall ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt von etwa 70.000 Euro. Der Durchschnittsverdienst in der Stadt liegt bei etwa 50.000 Euro. In der Metallbranche geht aber noch deutlich mehr. So erhalten Beschäftigte in der höchsten tariflichen Entgeltgruppe bis zu 6977 Euro brutto im Monat und können es bei einer 35-Stunden-Woche inklusive Zulagen auf bis zu 102.500 Jahresbrutto bringen. Einen so hohen Tariflohn allerdings erhielten tatsächlich nur wenige Beschäftigte, heißt es. Voraussetzung seien zumeist ein abgeschlossenes Studium, langjährige Erfahrungen, Personalverantwortung und die Fähigkeit, hochkomplexe Aufgaben zu erfüllen.

Beiersdorf Jahreszahlen
Produktion bei Beiersdorf in Hamburg. Im Hamburger Gehaltsranking der großen Industriebetriebe belegt das Unternehmen nur Platz elf. © picture alliance/dpa | Marcus Brandt

Gleichwohl: Einflussreiche Gewerkschaften wie die IG Metall und die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) haben für den Großteil der gut ausgebildeten Beschäftigten in Blaumann, grauem Arbeitskittel oder weißem Ganzkörperoverall Arbeitsbedingungen und Gehälter durchgesetzt, für die es in den meisten anderen Branchen mindestens ein Studium braucht.

Großer Gehaltsvergleich im Abendblatt: Zahlt Airbus mehr als Aurubis?

Aber wie viel oder wie nicht ganz so viel verdienen die Beschäftigten in großen Hamburger Industriebetrieben denn nun? Haben die Flugzeugbauer bei Airbus, dem größten industriellen Arbeitgeber in der Stadt, am Jahresende mehr überwiesen bekommen als die Kupfer- und Metall-Fachleute bei Aurubis? Zahlt der Gabelstaplerbauer Jungheinrich besser als der Gabelstaplerbauer Still? Ist Hauni (heute Körber Technologies) gehaltsmäßig immer noch ein Traumarbeitgeber? Und: Wie hoch ist der Jahresverdienst eigentlich beim Nivea-Hersteller Beiersdorf?

Das hat das zum Hamburger Xing-Mutterkonzern New Work SE gehörende Arbeitgeberbewertungsportal kununu exklusiv für das Abendblatt ermittelt. Bei kununu können Arbeitnehmer anonym angeben, wie hoch ihr Einkommen ist. Aus seinem riesigen Datenpool hat das Portal 21 große und bedeutende Hamburger Unternehmen herausgefiltert und das Durchschnittseinkommen der Belegschaft. Berücksichtigt wurden Firmen, aus denen hinreichend viele aktuelle Gehaltsangaben vorlagen. Und die allermeisten davon produzieren auch in Hamburg, treiben aber mindestens ausführlich ihre Forschung und Entwicklung hier voran.

Durchschnittsgehälter im Vergleich geben Orientierung

Man darf diese durchschnittlichen Jahresbruttoverdienste nicht als die letzte Wahrheit über das Gehalt in den Firmen verstehen. Es werden nicht nur Beschäftigte in den Werkhallen kununu ihr Gehalt verraten haben, sondern auch solche, die den ganzen Tag im Büro sitzen. In jedem der 21 Unternehmen wird es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, die deutlich mehr und solche, die deutlich weniger Gehalt haben. Eine gute Orientierung gibt die Gehälterrangliste der großen Hamburger Industriebetriebe (siehe Tabelle) aber doch.

Spitzenreiter mit einem Abstand von fast 3000 Euro vor dem Zweitplatzierten Philips (76.718 Euro Jahresbrutto) ist ein Unternehmen, dessen Name nicht jedem in der Stadt geläufig sein dürfte: NXP Semiconductors. Die Beschäftigten an der Troplowitzstraße bringen es auf fast 80.000 Euro pro Jahr. An dem zum internationalen Halbleiterhersteller gehörenden Standort wimmelt es von gut bezahlten Ingenieurinnen und Ingenieuren. Erst Ende Mai wurde dort der erste industrietaugliche Quantencomputer aus Deutschland vorgestellt. Zur Premiere des superschnellen Rechners kam der Bundeskanzler.

Noch vor dem Flugzeugbauer Airbus (75.252) rangieren die in der Stadt ansässigen deutschen Gesellschaften des finnischen Kraftwerks- und Schiffsmotorenbauers Wärtsilä (75.467 Euro). Der betreibt in Hamburg Wartung und Reparatur – und zahlt nach eigenen Angaben „über dem deutschen Industriedurchschnitt“.

Großer Gehaltsvergleich bei Airbus, Aurubis und Co.: Diese Hamburger Firmen liegen vorn

In der oberen Hälfte der Rangliste sind zudem Körber Technologies, Jungheinrich, der Halbleiterhersteller Nexperia und der Laborgerätebauer Eppendorf SE zu finden. Sowie mit der Kupferhütte Aurubis und dem Stahlwerk von ArcelorMittal (beide knapp 64.000 Euro brutto im Jahr) zwei Betriebe aus der klassischen Grundstoffindustrie.

Beim Kupferhersteller Aurubis wird rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr gearbeitet. Offiziell gehört das Metallunternehmen zur Chemieindustrie. Weil dort mehr Schwefelsäure als Kupfer produziert wird.
Beim Kupferhersteller Aurubis wird rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr gearbeitet. Offiziell gehört das Metallunternehmen zur Chemieindustrie. Weil dort mehr Schwefelsäure als Kupfer produziert wird. © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

Erst dann folgt Beiersdorf (63.638 Euro), der Niveaproduzent und einzige im deutschen Börsen-Leitindex DAX gelistete Konzern mit Sitz in Hamburg. Ganz am Ende der Liste steht ein ebenso bekanntes Unternehmen: Tesa. Mit – laut den kununu-Daten – gut 48.200 Euro durchschnittlichem Jahresbruttogehalt pro Beschäftigtem ist der Klebespezialisten das einzige Industrieunternehmen in der Übersicht, dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger verdienen als der Durchschnitt der Hamburger.

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Wie viel die im vergangenen Jahr verdient haben, will das Statistikamt Nord Mitte dieser Woche bekannt geben. Für die Beschäftigten in der Hamburger Chemie- sowie in der Metall- und Elektroindustrie zeichnen sich bereits weiter steigende Gehälter ab. So hat die IG BCE mit den Arbeitgebern im Frühjahr unter anderem ein Lohnplus von 3,75 Prozent rückwirkend ab dem 1. Januar 2024 ausgehandelt, Anfang 2025 kommen noch mal 2,5 Prozent drauf. Und die IG Metall im Norden geht in die Mitte September in Hamburg beginnenden Tarifverhandlungen mit der Forderung nach 7 Prozent mehr Geld.