Hamburg. Halbjahreszahlen des Gabelstapler-Herstellers trotz schwieriger Rahmenbedingungen ordentlich. Doch ein wichtiger Markt bereitet Sorgen.
Die schwache Konjunktur in Deutschland macht auch dem Hamburger Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich zu schaffen. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2024 verzeichnete das börsennotierte Unternehmen zwar „in einem weiterhin schwierigen Marktumfeld eine insgesamt robuste Geschäftsentwicklung“, wie es das Unternehmen kürzlich bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen formulierte. Dabei waren Umsatz und Gewinn leicht zurückgegangen. Die Aktie ging daraufhin auf Berg- und Talfahrt.
Betrachtet man den Auftragseingang über alle Geschäftsfelder – Neugeschäft, Miete und Gebrauchtgeräte sowie Kundendienst – hinweg, entwickelte sich dieser in den ersten sechs Monaten mit 2,665 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr (2,684 Milliarden) minimal rückläufig. Auch der Konzernumsatz ging im ersten Halbjahr mit 2,622 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr (2,658 Milliarden) leicht zurück. „Zuwächse im Kundendienst und ein positiver Verlauf auch im Finanzdienstleistungsgeschäft konnten die rückläufigen Umsätze im Neugeschäft dabei nahezu ausgleichen“, teilte das Unternehmen mit.
Gabelstapler aus Hamburg: Schwache deutsche Wirtschaft belastet Jungheinrich
Negativ habe sich dagegen der Umsatz in Deutschland entwickelt. Hier gingen die Erlöse um 3,5 Prozent auf 579 Millionen Euro (Vorjahr: 600 Millionen) zurück. Der Gewinn (EBIT) ging konzernweit sogar um rund 8,9 Prozent auf 215 Millionen Euro zurück (Vorjahr: 236 Millionen). „Durch bereits im Vorjahr eingeleitete Maßnahmen zur Ergebnissteigerung konnten die Kostenerhöhungen aus Tarifeffekten und dem im Vorjahr erfolgten Aufbau von Personal teilweise ausgeglichen werden“, hieß es.
„Das erste Halbjahr war für Jungheinrich geprägt von herausfordernden ökonomischen Rahmenbedingungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Lars Brzoska. „Insbesondere die weiterhin schwache Entwicklung der deutschen Wirtschaft hat sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres bemerkbar gemacht. Mit einer EBIT-Rendite von 8,2 Prozent verzeichnet Jungheinrich dennoch eine robuste Marge.“ Die Umsetzung der „Strategie 2025+“ werde man weiter konsequent vorantreiben und halte an der Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest, so Brzoska.
Jungheinrich hält an optimistischer Prognose für das Gesamtjahr fest
Diese sieht für das Geschäftsjahr 2024 weiterhin einen Auftragseingang von 5,2 bis 5,8 Milliarden Euro (2023: 5,2 Mrd. Euro) vor, teilte das Unternehmen mit. Der Konzernumsatz soll zwischen 5,3 und 5,9 Milliarden Euro (2023: 5,5 Mrd. Euro) liegen – wobei unterstellt wird, „dass sich die geopolitische Lage nicht verschärft“. Erwartet wird dann ein EBIT zwischen 420 und 470 Mio. Euro (2023: 430 Mio. Euro).
Inhaltlich konzentrierten sich die Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) zuletzt auf die Konstruktion neuer Flurförderzeuge (Gabelstapler), und hier wiederum auf die Weiterentwicklung effizienter Energiespeichersysteme basierend auf der Lithium-Ionen-Technologie. „Darüber hinaus standen die Entwicklung von Mobile Robots und die Optimierung von automatisierten Systemen im Fokus“, so Jungheinrich. Allein in diesem F&E-Bereich stieg die Zahl der Beschäftigten konzernweit auf 1005 (Vorjahr: 980). Insgesamt zählte der Konzern weltweit 20.871 Mitarbeitende (umgerechnet auf Vollzeitstellen), davon 41 Prozent im Inland und 59 Prozent im Ausland.
Aktienkurs von Jungheinrich steigt erst kräftig, fällt dann aber wieder unter 28 Euro
An der Börse wurden die neuen Zahlen zunächst wohlwollend aufgenommen. Am Freitag schoss der Jungheinrich-Kurs von rund 27,30 Euro um gut sechs Prozent auf mehr als 29 Euro nach oben – gab dann aber postwendend wieder nach und sackte zu Wochenbeginn zeitweise unter die Marke von 28 Euro.
Das Analysehaus Warburg Research stufte die Jungheinrich-Aktie dennoch unter „Kaufen“ ein, geht weiter von einem Kursziel von 50 Euro aus. Der Gabelstaplerhersteller habe für eine positive Margenüberraschung gesorgt, schrieb Analyst Stefan Augustin. Die DZ Bank hat den „fairen Wert“ für Jungheinrich zwar von 44 auf 39 Euro gesenkt, aber die Einstufung ebenfalls auf „Kaufen“ belassen. Das operative Ergebnis sei besser als erwartet ausgefallen, so Analyst Alexander Hauenstein. Der Auftragseingang des Gabelstapler-Herstellers habe aber die Erwartungen etwas verfehlt.
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Auch die Baader Bank nannte ein Kursziel von 39 Euro und stufte das Jungheinrich-Papier unter „Hinzufügen“ ein. Im Vergleich zum starken Vorjahresquartal hätten Auftragseingang und Umsatz zwar etwas nachgegeben, schrieb Analyst Peter Rothenaicher. Der Jahresausblick sei aber bestätigt worden. Im aktuell schwierigen Geschäftsumfeld schlage sich der Gabelstapler-Hersteller recht gut.