Hamburg. Flugzeugdienstleister baut weiter massiv Personal auf, plant bis Jahresende Hunderte Neueinstellungen. Gewinn auf Rekordniveau erwartet.
Über zu wenig Kunden kann sich Lufthansa Technik derzeit nicht beklagen. Der Weltmarktführer für die Wartung, Überholung und Reparatur von Flugzeugen schloss allein im ersten Halbjahr 320 neue Verträge ab. Um die Arbeiten erledigen zu können, stockt das Unternehmen massiv Personal auf.
Seit Ende Juni 2023 sei man am Unternehmenssitz in Hamburg um mehr als 850 Mitarbeitende gewachsen, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage unserer Redaktion: „Unser Personalstand in Hamburg hat damit mittlerweile die 10.000er-Marke durchbrochen.“ Exakt seien es Ende Juni 10.233 Beschäftigte gewesen.
Lufthansa Technik durchbricht in Hamburg eine Schallmauer
Als Hamburger werden allerdings auch die Beschäftigten von Lufthansa Industry Solutions in Norderstedt gezählt. Den IT-Dienstleister hatte Lufthansa Technik Anfang 2023 von der Konzernmutter Lufthansa zu 100 Prozent übernommen. Damals waren dort 650 Mitarbeiter tätig, in Hamburg mehr als 400.
Der Personalaufbau in der Hansestadt ist offenbar noch nicht abgeschlossen. Bis Ende des Jahres wolle man „einige Hundert“ weitere Mitarbeiter in Hamburg einstellen, sagte der Lufthansa-Technik-Sprecher. Hauptsächlich seien Mechaniker diverser Fachrichtungen, Elektroniker und IT-Spezialisten eingestellt worden. In diesen Bereichen suche man weiterhin Verstärkung.
Lufthansa Technik investiert zweistellige Millionensumme in Hamburg
Bei Nachwuchskräften sei dies überwiegend gelungen. 94 Prozent der ausgeschriebenen Ausbildungsplätze hätten trotz eines „herausfordernden Ausbildungsmarktes“ besetzt werden können. 339 Lehrlinge oder dual Studierende starteten in diesen Tagen an den deutschen Standorten in ihr Berufsleben. In Hamburg seien es mehr als 200.
Eine der größten Investitionen am Standort schreitet voran. Bald solle das Richtfest für die neue Hydraulikwerkstatt gefeiert werden. Rund 40 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen das Gebäude inklusive technischer Ausstattung kosten. In der Hydraulikwerkstatt sollen zum Beispiele Fahrwerke, Flugsteuerungsgeräte sowie Generatoren auf Fehler untersucht, die schadhaften Teile ausgebaut und Mängel beseitigt werden.
Lufthansa Technik erwartet 2024 Ergebnis auf Rekordniveau
Grundsätzlich laufen die Geschäfte bei Lufthansa Technik gut. Ende Juli hatte man für die ersten sechs Monate einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Adjusted EBIT) von 319 Millionen Euro bekannt gegeben. Das sei das beste erste Halbjahr der Firmengeschichte gewesen, hieß es.
Zwar freue man sich über den Rekord, dazu hätten aber nicht-operative Sonderfaktoren und Einmaleffekte im erheblichen Maße beigetragen, sagte Lufthansa-Technik-Finanzvorstand William Willms: „Für das Gesamtjahr rechnen wir weiterhin damit, ein Ergebnis auf Vorjahresniveau zu liefern.“
2023 hatte Lufthansa Technik mit 628 Millionen Euro eine Bestmarke erzielt. Hohe Kostensteigerungen und branchenweit anhaltende Schwierigkeiten bei der Materialversorgung seien derzeitig aber Belastungsfaktoren.
Lufthansas Sparprogramm – keine Folgen für Lufthansa Technik?
Die Technik-Tochter schlägt sich jedoch deutlich besser als der Gesamtkonzern. Die Kranich-Gruppe wies mit minus 163 Millionen Euro ein tiefrotes Adjusted EBIT aus. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 812 Millionen Euro Gewinn. Lufthansa Airlines plant daher ein umfangreiches „Turnaround-Programm“, mit dem die Effizienz erhöht, die Qualität verbessert und die Kernmarke zukunftsfähig aufgestellt werden soll.
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Für das Hamburger Unternehmen dürfte dies folgenlos bleiben. „Wir sind dazu in konstruktiven Gesprächen mit der Lufthansa Airline, erwarten für Lufthansa Technik derzeit aber keine signifikanten Auswirkungen des angekündigten Turnaround-Programms“, sagte der Sprecher. Ohnehin entfalle nur noch knapp ein Drittel des Umsatzes auf das Geschäft mit den Fluggesellschaften der Lufthansa Group.