Hamburg. Das Herzstück des Flugzeugs entsteht dort. Wirtschaftssenatorin Leonhard hofft auf neue Langstreckenflüge vom Flughafen Hamburg.
In diesem Sommer soll der A321XLR erstmals ausgeliefert werden – für die bald sukzessive hochfahrende Serienproduktion ist nun der letzte fehlende Baustein im Hamburger Airbus-Werk fertiggestellt worden. Am Mittwoch hat das Unternehmen vor etwa 180 geladenen Gästen die neue Strukturmontagelinie für den Hoffnungsjet eröffnet. „Damit decken wir hier in Hamburg die gesamte Produktionskette ab“, sagte André Walter, Chef der zivilen Flugzeugproduktion von Airbus in Deutschland.
Die riesige Halle 246 diente früher der A380-Montage. Ab sofort entstehtt dort für den A321XLR der mittlere bis hintere Rumpfabschnitt. Er enthält das neue Kernstück: den fest im Frachtraum eingebauten, 13.000 Liter Kerosin fassenden Tank. Dank des Rear Centre Tanks (RCT), der in Augsburg gefertigt wird, kann das einst für die Kurz- und Mittelstrecke konzipierte Flugzeug auf Langstrecken eingesetzt werden. „Das Herz des XLRs schlägt im Bauch“, sagte Walter.
Airbus weiht Riesenhalle für neuen Hoffnungsjet A321XLR ein
Bis zu 8700 Kilometer sind nonstop möglich. Bestellungen über mehr als 550 Stück von 26 Kunden liegen vor. Die neue Reichweite sei außergewöhnlich und ermögliche neue Direktverbindungen, „an die wir bisher nicht denken können an so Standorten wie Hamburg“, sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) in ihrem Grußwort.
Mit dem Flieger könne auch der Flughafen Hamburg als wichtiger Teil der Mobilitätsinfrastruktur gestärkt werden. „Das kann die ganze Region noch mal wirtschaftlich ein bisschen nach vorne bringen“, so Leonhard. Der Airport hofft auf neue Langstrecken, zum Beispiel nach China oder in die USA. Erstkunde Iberia baut 182 Sitze in den Flieger ein. Großraumjets wie Boeings Dreamliner liegen eher bei 250 Sitzen und mehr – sie mit einer hohen Kostendeckung zu füllen, gilt auf Routen abseits der Drehkreuze als schwierig.
Noch darf der Flieger mit Passagieren aber nicht abheben. Die Dokumentation für ihn ist für den Zulassungsprozess bei der europäischen Luftaufsichtsbehörde (EASA) eingereicht worden. „Wir hoffen auf eine baldige Entscheidung“, sagte Walter.
Mitarbeiter müssen in der Halle weniger Treppen steigen
In der Halle 246 kommen die Schalen, aus denen die Rumpfabschnitte gefertigt werden, durch den Eingang in der Mitte an. Dann werden sie über Schienen zu ihren Bauplätzen transportiert. Die etwa 300 Beschäftigten arbeiten von hochfahrenden Plattformen aus, sodass sie näher an den Rumpf herankommen und besser arbeiten können. Zudem müssen sie weniger, teils steile Treppen steigen – die Gefahr von Unfällen dürfte also sinken.
Für die Besonderheit des Fliegers sind zunächst die Arbeiten an der Sektion 17 charakteristisch. Dabei handelt es sich um den hinteren Rumpfabschnitt. In die Sektion 17 wird der RCT eingebaut – zumindest dessen Großteil. Denn in dem davor liegenden mittleren Rumpfabschnitt, der Sektion 15, kommt das Flanschmodul hinzu.
Neue Strukturmontagehalle für A321XLR ist so groß wie 90 Tennisfelder
Mit dem Flanschmodul wird der Tank im dritten und letzten Schritt in der Halle geschlossen. Zudem wird beim Zusammenbau in dem Schritt noch die nach hinten spitz zulaufende Hecksektion 18/19 angebaut und der Bauch verkleidet. Ein automatisches Kransystem sorgt für den Transport der Abschnitte.
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Die Halle 246 ist mit etwa 24.000 Quadratmetern Produktionsfläche auf mehreren Ebenen so groß wie gut 90 Tennisfelder. Die Planungen für den Umbau begannen kurz vor Corona – und fanden wegen der Pandemie überwiegend im Homeoffice, virtuell und digital, statt. Schließlich waren Treffen mit vielen Personen in der Halle nicht mehr erlaubt. Zur Stromversorgung dient eine 785 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage – autark ist die Halle damit aber nicht.
Airbus lässt offen, wie viel Geld investiert wird
Wie viel Geld in die Halle investiert wird, lässt Airbus auf Anfrage offen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der DAX-Konzern auf Finkenwerder die neue Halle 259 für den A321XLR eingeweiht. In ihr werden Rohre, Kabel, Sicherungen und Isolierungen montiert, es erfolgt die sogenannte Ausrüstungsmontage. Dann kommt der XLR in die Endmontage. „Viel Glück beim Bauen“, sagte Walter zum Schluss seiner Ansprache: „Lasst die Halle jetzt richtig laufen.“