Hamburg. Zulassungsprozess für den A321XLR in der Endphase. Was beim neuen Hamburger Langstreckenflieger anders ist, wer Erstkunde wird.

Airbus treibt die Entwicklung seines Hoffnungsträgers weiter voran. Die Zertifizierungs- und Flugtestkampagne für den in Hamburg gebauten A321XLR befinde sich in der Endphase, teilte der Flugzeugbauer jetzt auf seiner Homepage mit. Man bereite sich auf die Indienststellung des ersten Exemplars vor.

Auf dem A321XLR ruhen große Hoffnungen: Der Flieger ist mit einem fest eingebauten Tank im Rumpf ausgestattet und kann dadurch bis zu 8700 Kilometer nonstop fliegen. Das macht den für die Kurz- und Mittelstrecke konzipierten Flieger auf Langstrecken einsetzbar.

Hamburger Flugzeug: Airbus bereitet Erstauslieferung seine Hoffnungsjets vor

Neue Direktverbindungen für Flughäfen der zweiten Reihe sind mit der Maschine möglich. Von Hamburg aus könnte es direkt nach New York, Chicago und Vancouver gehen oder zu Urlaubszielen wie Malediven, Seychellen und Dominikanische Republik. Bestellungen über 550 Exemplare liegen vor.

Nach mehreren Verzögerungen kündigte Konzernchef Guillaume Faury im Februar die Erstauslieferung für das dritte Quartal dieses Jahres an. Mittlerweile ist auch klar, wer Erstkunde wird. Die zur International Airlines Group (unter anderem British Airways) gehörende Fluglinie Iberia meldete diese Rolle vor Kurzem für sich an. Die US-Städte Washington und Boston nannte sie als erste wahrscheinliche Ziele mit dem XLR aus Spanien heraus.

Beim A321XLR nahm Airbus zahlreiche Designänderungen vor

Am Ende des Sommers will Iberia die Maschine mit 182 Sitzplätzen übernehmen. Damit das möglich ist, müssen die Airbus-Mitarbeiter insbesondere die umfangreichen Dokumentationspflichten erfüllen. Eine der größten Herausforderungen bei der Musterzulassung und Inbetriebnahme eines neuen Flugzeugs wie jetzt beim A321XLR sei es, die Anweisungen zur Aufrechterhaltung der Lufttüchtigkeit (ICA) zu erstellen, so Airbus.

Sie beinhalten zum Beispiel Vorschriften für empfohlene oder vorgeschriebene Überholungsintervalle, führen die erforderlichen Spezialwerkzeuge sowie zum Teil sogar ihre Verwendung auf und bilden damit die Grundlage für die Wartungen der Maschinen. Selbst für erst in zehn Jahren anstehende Checks müssen sie jetzt formuliert werden und zu einer festen, vom Unternehmen nicht kommunizierten Frist in diesem Sommer eingereicht werden.

Beim A321XLR sind Hauptfahrwerke und Flügelklappen neu

Weil der A321XLR zur A320-Familie gehört, können viele Anweisungen übernommen werden – es gibt aber auch Unterschiede zu den herkömmlichen Fliegern. Um seine Langstreckenfähigkeiten zu verbessern, wurden Designänderungen vorgenommen. Zum Beispiel wurde das maximal zulässige Startgewicht des Fliegers erhöht.

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Neu sind zum Beispiel Hauptfahrwerke, Flügelklappen, das vergrößerte Wasser- und Abwassersystem und natürlich der im Rumpf integrierte, rund 13.000 Liter fassende Mitteltank, der ein verändertes Kraftstoffsystem erfordert.

A321XLR: Unterbodenschutz muss besonderen Anforderungen gerecht werden

Der neue Tank bringt auch eine Anpassung des Unterbodens mit sich. Diente die Verkleidung bisher vor allem der Aerodynamik, wurde sie für den XLR verlängert und besteht aus einem neuen Material. Das soll den Tank bei bestimmten Crash-Szenarien wie einer Bauchlandung besser schützen.

Die Verkleidung des Bauchs am A321XLR wurde verlängert und besteht aus einem anderen Material. Dahinter befindet sich der fest eingebaute Tank.
Die Verkleidung des Bauchs am A321XLR wurde verlängert und besteht aus einem anderen Material. Dahinter befindet sich der fest eingebaute Tank. © Airbus | Airbus

Wegen dieser Sicherheitsrelevanz dürfen bei Beschädigungen einiger Teile des Unterbodenschutzes anders als beim A320neo keine Reparaturen vorgenommen werden – stattdessen muss ein Austausch des betroffenen Teiles vorgenommen werden. Das Prozedere muss in den Lufttüchtigkeitsanweisungen niedergeschrieben werden.

Airbus stellt rund um den Globus Ersatzteile in Logistiklagern bereit

Vor dem Dienstantritt des Fliegers bereitet Airbus auch die Ersatzteilversorgung vor. Präventiv werden Ersatzteile und Werkzeuge an verschiedenen Standorten gelagert, zum Beispiel bei dem Tochterunternehmen und Flugzeugteilespezialisten Satair in Hamburg. Zudem sollen Experten von Airbus jede neue Airline als Betreiber des A321XLR für etwa sechs Monate vor Ort unterstützen.