Hamburg. Europäer übernehmen Arbeitspakete des US-Unternehmens Spirit AeroSystems. Dort werden wichtige Teile für zwei Airbus-Jets hergestellt.

Über die Aufteilung des Zulieferers Spirit AeroSystems wurde in der Luftfahrt seit Monaten spekuliert. Boeing hatte ihn im Jahr 2005 abgespalten. Doch nach einer Reihe von Fertigungsproblemen, die in dem Fenstersturz aus einer 737 MAX zu Jahresanfang ihren unrühmlichen Höhepunkt fanden, wollte der US-Flugzeughersteller das Unternehmen mit Sitz in Wichita (US-Bundesstaat Kansas) zurück in den Konzern holen.

Das Problem: Mittlerweile fertigt Spirit auch für Airbus. Und die Europäer wollten nicht wichtige Vorprodukte aus dem Hause des Erzrivalen beziehen. Doch nun haben sich die beiden größten Flugzeugbauer der Welt geeinigt. Spirit AeroSystems wird unter ihnen aufgeteilt, wobei Boeing das Unternehmen an sich schluckt.

Milliardendeal: Airbus und Boeing teilen wichtigen Zulieferer unter sich auf

Airbus will verschiedene Bereiche des Zulieferers übernehmen, die für zwei Flugzeugprogramme Teile herstellen. Zum einen gehe es um die Produktion von Rumpfsektionen für das Großraumflugzeug A350 in Kinston (US-Bundesstaat North Carolina) und St. Nazaire in Frankreich.

Zudem ist der in Nordamerika gefertigte Klein- und Mittelstreckenjet A220 betroffen. Der DAX-Konzern will sich die Fertigung der Flügel und des mittleren Rumpfes in Belfast (Nordirland) und in Casablanca (Marokko) künftig ebenso einverleiben wie die der Pylone (Triebwerksaufhängungen) in Wichita.

Airbus bezahlt nur einen Dollar – und bekommt Hunderte Millionen

Mit dieser Vereinbarung wolle man die Versorgungsstabilität für seine Verkehrsflugzeugprogramme sicherstellen, so die Europäer. Mit dem Vollzug dieser Transaktion werde man die Arbeitspakete von Spirit AeroSystems übernehmen.

Airbus muss für den Erwerb nur den symbolischen Kaufpreis von einem US-Dollar zahlen. Zudem erhält das Unternehmen mit seinem großen Werk in Hamburg noch eine Zahlung von 559 Millionen US-Dollar (520 Millionen Euro), quasi als Mitgift. Diese Höhe kann sich aufgrund von Anpassungen aber noch verändern.

Boeing übernimmt Spirit für 4,7 Milliarden Dollar in Aktien – zuzüglich Schulden

Das ganze Geschäft steht noch unter dem Vorbehalt einer sorgfältigen Prüfung (Due Diligence). Alle Seiten seien aber an einem schnellstmöglichen Abschluss interessiert, hieß es.

Mehr zum Thema

Boeing teilte mit, Spirit AeroSystems für 4,7 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Der Deal kommt über einen Aktientausch zustande. Zudem will der US-Konzern noch Schulden in Höhe von 3,6 Milliarden US-Dollar von Spirit übernehmen.

Boeing erhofft sich von dem Kauf eine Verbesserung der Sicherheit

„Wir glauben, dass dieser Deal im besten Interesse der Fluggäste, unserer Airline-Kunden, der Mitarbeiter von Spirit und Boeing, unserer Aktionäre und des Landes insgesamt ist“, sagte Boeing-Chef Dave Calhoun. Durch die Reintegration von Spirit könne man die Produktionssysteme auf dieselben Prioritäten ausrichten – mit dem Schwerpunkt auf Sicherheit und Qualität. Spirit will zudem bis Mitte 2025 weitere Werke beziehungsweise Teile davon an drei Standorten verkaufen.