Hamburg. Thierry Antinori spricht im Abendblatt über das Verhältnis zum Flugzeugbauer und „Sonderangebote“ auf der neuen Route Hamburg–Doha.
Als Qatar Airways kurz vor Weihnachten 2023 die neue Langstrecke Hamburg–Doha ankündigte, wurde Boeings 787 Dreamliner als eingesetztes Flugzeug für die Strecke genannt. Doch zur Premiere am Montag kam es anders. Die katarische Fluglinie landete mit einem Airbus A350 am Flughafen Hamburg.
„Wir sind sehr flexibel bei unserer Flotte“, sagte Qatar-Airways-Verkaufschef Thierry Antinori im Gespräch mit unserer Redaktion über die Pläne der katarischen Airline. Primär sei der Einsatz der Boeing 787 geplant. „Heute fand ich es gut, mit dem Airbus A350 zu fliegen“, so der 62 Jahre alte und erfahrene Luftfahrtmanager.
Neuer Langstreckenflug: Flughafen Hamburg – das sind die Pläne von Qatar Airways
Das könnte man auch als Friedenszeichen an Airbus mit seinem großen Werk auf Finkenwerder verstehen. Qatar Airways hatte sich rund ein Jahr lang vor Gericht in London eine heftige Auseinandersetzung mit dem Flugzeugbauer geliefert und um Schadenersatz von rund 900 Millionen Euro gerungen. Die Fluggesellschaft hatte einen zu schnellen Verschleiß der Oberflächenbeschichtung des Großraumjets A350 moniert.
Im Februar 2023 einigten sich beide Seiten außergerichtlich. Der Disput mit Airbus sei „total gelöst, das ist hinter uns“, sagte Antinori. „Wir haben alle unsere A350 in der Luft seit März. Und wir sind sehr zufrieden, wie es läuft.“ Die Akzeptanz der Kunden für den Jet sei sehr hoch, und man selbst sehr stolz, einer der größten A350-Betreiber zu sein.
Flughafen Hamburg: Qatar Airways rechnet pro Jahr mit etwa 150.000 Passagieren
Mit dem neuen täglichen Flug von und nach Hamburg biete man auf Basis des 787 etwa 180.000 Sitze pro Jahr an. „Wir werden 150.000 Passagiere plus/minus machen“, sagte Antinori über die Erwartungen. Damit wäre der 254 Passagiere fassende Dreamliner zu etwa 80 Prozent ausgelastet. Wenn das Geschäft wachse, könne man relativ schnell auf den A350 umsteigen. Der fasst rund 30 Fluggäste mehr.
Allerdings gibt es mit Emirates auf der Strecke in die Golf-Region eine seit fast 20 Jahren etablierte Konkurrenz. Die Flughäfen in Doha und Dubai sind nur rund 400 Kilometer voneinander entfernt. Ist der Markt groß genug für beide Anbieter? Der Franzose gibt sich davon überzeugt. Man addiere nur 250 Sitze pro Tag und Richtung, die Reisenden hätten nun mit Doha eine Drehscheibe mehr. „Wir müssen nur den Kunden überzeugen und ihn finden“, sagte Antinori.
Qatar Airways bietet Sonderkonditionen zum Start der Route
Damit das gelingt, gibt es zum Routenstart „Sonderangebote“ – mit diesem Hinweis versieht die Homepage von Qatar Airways zum Beispiel für mehrere Tage im August den Preis von 456 Euro für den einfachen Flug pro Person gen Doha. Die Airline setzt vor allem auf das Drehscheibenkonzept für Fernziele mit Zwischenaufenthalt in Doha.
Aber für Hamburger sei Katar auch als Reiseziel interessant, weil nach der – wegen der Menschenrechtslage zum Beispiel für Gastarbeiter höchst umstrittenen – Fußball-Weltmeisterschaft 2022 nun viele Hotels und Restaurants vorhanden seien, gepaart mit vielen Museen, Konzerten, Strand und hohen Sicherheitsstandards.
Die Katarer nehmen an Hamburg vor allem den Hafen wahr
Tourismus habe lange Zeit keine Rolle gespielt, sei aber ein Teil der Vision 2030 des Staates. Seit der WM habe sich vieles im Verhältnis zu dem Land entspannt und sei „ein bisschen rationeller“ geworden.
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Die Katarer würden Hamburg als eine große Traditionsstadt wahrnehmen, mit einem guten kulturellen Mix und einer starken Wirtschaft, insbesondere der Hafen habe Strahlkraft. „Sie werden kommen und sich interessieren“, sagte Antinori. Die Hansestadt sei eine „sehr schöne Destination im Sommer.“
Qatar Airways sieht starkes Wachstum in Deutschland
Deutschland ist für die katarische Fluglinie das europäische Land, in dem die meisten Städte angeflogen werden. Mit Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf und Hamburg sind es ab sofort fünf. 67-mal fliegt die Airline pro Woche zwischen beiden Staaten. Im vergangenen Jahr habe man 2,1 Millionen Sitze angeboten, 1,6 Millionen Passagiere wurden gezählt. Das seien 55 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 gewesen.