Hamburg. Eigentümer lassen sich immer wieder etwas Neues einfallen. Was sie noch planen – und warum sie ihre Filiale in Harburg schließen.
Franzbrötchen zum Trinken: Das ist die jüngste Idee, die Teehändler Till Harrendorf in die Tat umgesetzt hat. Das Kultgebäck ist bei Hamburgern wie Touristen beliebt. Es lässt sich nur schlecht um die Welt transportieren. Also hat der Teehändler in seiner Rellinger Testküche mit unterschiedlichen Grundlagen experimentiert. Herausgekommen ist ein Franzbrötchen-Tee auf Roiboos- und Apfel-Basis. Seit Frühling dieses Jahres steht das Produkt bei Tee Maass zum Verkauf – und ist ein Erfolg. Der passende Werbespruch lautet: „Das ist Genuss ohne Reue.“
Wie Tee Maass mit Hamburg-Tourismus Geld verdient
Gemeinsam mit seinem Bruder Jan Harrendorf führt der 66-Jährige die Geschäfte des Hamburger Traditionsgeschäfts. Aktuell betreiben sie drei Teeläden: einen in Schwerin, einen weiteren im Phoenix-Center in Hamburg-Harburg. Das dritte und nach eigenen Angaben wichtigste Geschäft ist aber das an der Börsenbrücke in Hamburgs Innenstadt.
In grünen Blechkisten und bunten Plastikverpackungen stehen hier etwa 300 unterschiedliche Teesorten in den dunklen Holzregalen. Hinter der Theke wiegt eine Verkäuferin auf einer großen goldenen Waage den losen Tee für eine Kundin ab. Nach einem Regenschauer im Hamburger Sommer haben fünf Touristinnen den 60 Quadratmeter großen Laden betreten.
Tee Maass: 60 Prozent der Kundschaft sind Touristen
Auf genau diese Kundengruppe setzt Tee Maass: Neben Teeklassikern, Kaffee und Gewürzmischungen gibt es im Fachgeschäft auch verschiedene Geschenkartikel mit Hamburg-Logo sowie Teekannen, Tassen und Dekoartikel zu kaufen. Etwa 60 Prozent der Kundschaft seien Touristen, schätzt die Mitarbeiterin hinterm Tresen.
Wie zieht man die in die Geschäfte? „Durch Sonnenschein und gutes Wetter“, scherzen die Brüder. Letztlich sei aber ein attraktiver Standort entscheidend. Der Laden unweit des Rathauses liegt ideal für Touristinnen und Touristen, die unter anderem auf den vielen Kreuzfahrtschiffen nach Hamburg strömen.
Hamburger Traditionsgeschäft muss Filiale schließen
„Unsere Stammkunden kommen immer vorbei“, sagen die Brüder, „auch bei Regen.“ Schwieriger ist es derweil, die Laufkundschaft in den Laden zu locken. Im Phoenix-Center in Harburg hat das zuletzt immer weniger geklappt. Zum September schließen sie deshalb das Geschäft im Hamburger Süden. Dort würden sie eine „Juweliermiete“ zahlen. Die Brüder waren sich einig: „Das rechnet sich einfach nicht.“
Die Teehändler blicken auf eine lange Unternehmensgeschichte in Hamburg zurück: Bereits 1887 hatte Theodor Maass das Unternehmen gegründet und das „Ostasienhaus“ aufgebaut. Er importierte Reis, Tee, Kaffee und typische Accessoires aus Japan und China. In den 60er-Jahren kaufte dann Holm Harrendorf das Geschäft auf, das er an seine Söhne übergab. 16 Filialen hatte Holm Harrendorf zu Spitzenzeiten, erkannte jedoch, dass er sein Unternehmen auf andere Geschäftszweige stützen sollte.
So generiert Tee Maass seinen Umsatz
Denn Tee Maass mit Geschäftssitz in Rellingen generiert inzwischen mit 90 Prozent einen Großteil seines Umsatzes über den Großhandel. Das Unternehmen beliefert 2000 Kunden im In- und Ausland – vor allem andere Teegeschäfte, die in Deutschland sitzen. Rund 300 Kunden versorgen sie im Ausland. Der übrige Erlös verteilt sich zu sieben Prozent auf die eigenen Teegeschäfte. Mit drei Prozent trägt der Onlineshop vergleichsweise wenig zum Umsatz bei.
„Tee ist ein Produkt, das man vor Ort erleben muss“, davon sind die Brüder überzeugt. Die Duftnoten, die einem beim Besuch des Geschäfts in die Nase steigen, lassen sich eben nicht über die Computertastatur oder das Smartphone zu Kundinnen und Kunden tragen. Deshalb wollen die Brüder auch an ihrem Geschäft in der Innenstadt festhalten. Der Standort sei gut, die Miete passe.
Was die Eröffnung des Westfield-Centers für den Teehändler bedeutet
Dass das Westfield-Center dem Geschäft im großen Stil schaden wird, halten die beiden Teehändler für unwahrscheinlich. „Das ist zu weit entfernt“, sagen sie. „Touristen wollen außerdem Hamburg erleben – da hat das Nikolaiviertel viel mehr Atmosphäre.“ Nicht nur angenehme Düfte sind der Vorteil beim Shoppen vor Ort, sondern auch die Beratung.
Wenn man Tee verkaufe, dann müsse man wissen, wovon man spreche. Das sei bei den eigenen Mitarbeitern der Fall, sind die Brüder überzeugt. In der Firmenzentrale in Rellingen sitzen 37 Beschäftigte, die anderen 13 Angestellten arbeiten in den Filialen. Die wissen auch am besten über die beliebtesten Teesorten Bescheid.
Tee Maass: Das sind die beliebtesten Teesorten der Kundschaft
Klassische Tees wie Schwarzer oder Grüner Tee sowie Kräutertees werden dauerhaft nachgefragt. „Bei den Grüntees ist Morning Spirit sehr beliebt“, sagt eine Verkäuferin. „Der Hamburger kauft aber eher klassischen Schwarztee.“ Bei Touristinnen und Touristen geht vor allem Früchtetee über die Ladentheke. Der beliebteste heißt Dschungelblüte und schmeckt nach Apfel, Ananas, Mango, Hibiskus und Hagebutte.
Die Brüder Harrendorf sind immer neugierig auf neue Teemischungen und führen auch Tee in der Geschmacksrichtung Erdbeer-Bowle, Mate-Tee mit Pfirsich-Maracuja-Note oder eine Variante, die nach Caffè Latte schmeckt. Im Sommer werden vermehrt Cold Brew Tees nachgefragt, die sich mit kaltem Wasser aufgießen lassen.
Wen sich das Traditionsunternehmen für die Unternehmensnachfolge wünscht
Einen Großteil der Produkte im Laden produziert Tee Maass in Rellingen selbst. Zwar habe die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Zum genauen Umsatz wollen sich die Brüder nicht äußern. Sie weisen aber darauf hin, dass die Einkaufspreise zuletzt wegen veränderter Handelsrouten gestiegen seien: Denn immer wieder kommt es im Roten Meer und Suezkanal zu Überfällen und Raketenangriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Handelsschiffe. Daher fahren Frachter zwischen Asien und Europa um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum.
Mehr Wirtschaftsthemen
- Rewe startet Supermarkt der Zukunft – (fast) ohne Kassen
- Schirm und Co.: Das Geheimnis eines Hamburger Kultladens
- Auf dem Hausboot leben: Wo es möglich ist, was es kostet
Wer die Geschäfte von den Brüdern Harrendorf einmal übernehmen wird, ist noch offen. Die Kinder der Brüder hätten sich in andere Richtungen entwickelt. Wichtiger als Verwandtschaft ist ihnen bei der Unternehmensnachfolge der richtige Riecher für Tee. Ihre Arbeit sei für die Brüder mehr wie ein Hobby. Genau das wünschen sie sich für ihr Unternehmen: „Leute mit Leidenschaft“.