Hamburg. Viele haben schon vom Leben auf dem Wasser geträumt. Doch den Traum in die Realität umzusetzen, ist kompliziert. Die Details.
Auf einem Hausboot zu wohnen, stellen sich viele Menschen in Hamburg und Umgebung romantisch vor. Heutzutage liegen allerdings nur 40 bis etwa 45 Hausboote in den Kanälen Hamburgs. Denn so einfach ist es nicht, in der Hansestadt auf dem Wasser zu wohnen. Das hat mehrere Gründe.
Generell gibt es verschiedene Wohnformen in und auf dem Wasser in Hamburg: Dabei wird zwischen Hausbooten, schwimmenden Häusern und sogenannten Waterhouses unterschieden.
Immobilien: Hausboot in Hamburg – wo es möglich ist, was es kostet
Waterhouses sind Gebäude, die auf festen Pfählen in einem Gewässer stehen – wie etwa die Häuser, die im Wilhelmsburger Inselpark in einem Wasserbecken errichtet wurden.
Im Gegensatz dazu stehen Hausboote und schwimmende Häuser, die in Hamburg auch als Lieger zusammengefasst werden: Hausboote sind schiffsähnlich und ragen mit ihrem Rumpf ins Wasser hinein. Bei einem schwimmenden Haus ist der Bau und somit auch der Aufenthaltsraum auf einen schwimmenden Ponton gestellt.
Hausboot oder schwimmendes Haus? Das ist der Unterschied
Zwar hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen mehrere Gebiete Hamburgs ausgewiesen, an denen es möglich ist, Lieger zum Wohnen unterzubringen. Doch viele Möglichkeiten gibt es nicht. An tideabhängigen Gewässern ist es aus Sicherheitsgründen nicht möglich, ein Hausboot zum Wohnen unterzubringen. Der Hafen ist ebenfalls zum Wohnen tabu, weil dies den Hafenzwecken nicht dienlich ist. Auch historische Kaianlagen, Kanalwände oder Pfähle eignen sich nicht für Hausboote.
Vor allem auf Wasserflächen an der Bille und einigen wenigen Liegeflächen in Alsterkanälen, in Wilhelmsburg und Harburg ist das Wohnen auf dem Wasser laut der interaktiven Karte der Stadt möglich. Allerdings wurden bisher nur wenige Projekte dort umgesetzt.
Am Eilbekkanal sind beispielsweise mehrere Hausboote am Ufer festgemacht. Das Bezirksamt Hamburg-Nord hat hier zehn Liegeplätze genehmigt. Zusätzlich hatte es einem Liegeplatzfeld mit fünf Plätzen im Osterbekkanal zugestimmt – das Projekt wurde vom Genehmigungsinhaber jedoch nicht weiter verfolgt.
Hausboote am Eilbekkanal: So viel kostet ein Liegeplatz
Das dürfte auch an den Kosten liegen. Nicht nur ein Hausboot an sich kostet Geld. Michael Oehmcke ist Schiffbauingenieur und baut Hausboote in Hamburg-Harburg. Die von ihm designten Modelle kosten mindestens 150.000 Euro. Der genaue Preis ist von der Ausstattung abhängig. „Die Preisspanne ist theoretisch nach oben offen“, sagt Oehmcke. Zu den Anschaffungskosten eines schwimmenden Hauses kommen allerdings noch Ausgaben für den Liegeplatz.
Wer im Eilbekkanal sein Hausboot halten will, muss sowohl für die Gewässer- als auch die Landnutzung Gebühren an die Stadt zahlen. Für den Liegeplatz an sich, Dalben zum Festmachen des Bootes sowie eine Zugangsbrücke fallen im Jahr laut Schätzungen des Bezirksamts Hamburg-Nord etwa Kosten in Höhe von 1000 Euro an.
Gebühren für Vorrichtungen an Land – wie den Eingangsbereich, Müllschränke oder Briefkästen – belaufen sich auf etwa 1600 Euro im Jahr. Hinzu kommen allerdings noch Versicherungen sowie Kosten, um an das Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen zu werden.
Hausboot in Hamburg: Hohe „Erschließungskosten“ und aufwendige Sondergenehmigung
Diese „Erschließung“ des Liegeplatzes kann besonders zu Buche schlagen und ist mit Aufwand verbunden: So ist etwa möglich, dass der jeweilige Liegeplatz auf Kampfmittelfreiheit untersucht werden muss oder unter Umständen naturschutzfachliche Gutachten nötig sind. Auch der Brandschutz muss gewährleistet sein und das Hausboot regelmäßig gewartet werden. Nicht zuletzt muss regelmäßig nachgewiesen werden, dass das Hausboot schwimmfähig ist. Dieser Schwimmfähigkeitsnachweis des Hausboots kostet ebenfalls Geld.
Zwar ist Hamburg eine Stadt mit viel Wasser und Tausenden Brücken, doch das Wohnen auf dem Wasser wird auch in Zukunft wahrscheinlich nur wenigen Menschen vorbehalten sein. Potenzielle Besitzerinnen und Besitzer eines Hausboots brauchen einen langen Atem. Denn um überhaupt einen Liegeplatz für ihr Boot zu bekommen, müssen sie die Sondernutzung der Wasser- und Landfläche beim jeweiligen Bezirksamt beantragen.
Dafür braucht es eine wasserrechtliche Genehmigung. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat beispielsweise einen 41-seitigen Leitfaden herausgebracht, der Interessierten das Prozedere beschreibt. Kurz gesagt: Sie müssen viele Nachweise erbringen – wie Lagepläne, Fotos, eine Beschreibung des Bauvorhabens, Zeichnungen oder ein Wartungskonzept. Wichtig ist auch, dass das Hausboot unter die Brücken auf dem Weg zum jeweiligen Liegeplatz passt.
Hausboote in Hamburg: Nachfrage nach Liegeplätzen nimmt ab
Doch nachdem es in den vergangenen Jahrzehnten noch ein größeres Interesse am Wohnen auf dem Wasser in Hamburg gegeben hatte, haben viele Hamburgerinnen und Hamburger den Traum vom Hausboot anscheinend aufgegeben: Beim Bezirksamt Nord etwa wurden in den vergangenen Jahren nur ein bis zwei konkrete Anträge im Jahr gestellt. „Keiner dieser Anträge konnte positiv beschieden werden“, sagt Elina Wiesner, stellvertretende Sprecherin vom Bezirksamt Nord. Allgemeines Interesse gebe es mit zehn bis 15 Anfragen pro Jahr zwar häufiger, Wiesner stellt jedoch fest: „Tendenziell lassen die Anfragen nach.“
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Einen ähnlichen Trend beschreibt André Stark, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen: Es gebe in den Bezirken lediglich ein bis zwei Anfragen pro Monat. „Im Sommer gibt es mehr Interesse als im Winter“, sagt Stark. Sein Fazit: „Das Wohnen auf dem Wasser ist in Hamburg schon an einer ganzen Reihe von möglichen Standorten entstanden, es wird jedoch auch in Zukunft eher eine Besonderheit bleiben.“