Hamburg. Warum Technik eine Rolle spielt, Nutella nicht ins Handgepäck gehört und wohin die Norddeutschen am liebsten reisen.
Am Flughafen Hamburg steht die Hochsaison unmittelbar bevor. In Niedersachsen fangen die Sommerferien bereits an diesem Donnerstag an. Hamburg zieht eine Woche später nach, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern am 17. Juli.
Entsprechend volle Terminals wird es geben. Hamburg Airport rechnet an Spitzentagen wie dem Freitag nächster Woche (14. Juli) mit mehr als 50.000 Passagieren pro Tag. Bis zu jeweils 175 Abflüge und Ankünfte werden erwartet.
Flughafen Hamburg: Sommerferien – mehr als 50.000 Passagiere pro Tag erwartet
Zum Ferienstart könnten bis zu 350.000 an- und abreisende Passagiere pro Woche den Helmut-Schmidt-Flughafen nutzen, hieß es. Das entspricht rund 80 Prozent des Vor-Corona-Jahres 2019 und bis zu zehn Prozent mehr als im Sommer 2022.
Beliebte Ziele seien die klassischen Sonnenziele wie Spanien mit Mallorca, die griechischen Inseln und die Türkei. Insgesamt haben die Urlauber gut 115 Direktziele von 55 Fluggesellschaften zur Auswahl.
Flughafen Hamburg: Sechs Airlines bieten Vorabend-Check-in an
Damit der Start in den Urlaub gut gelingt, geben Airport und Bundespolizei eine Vielzahl von Tipps. So setzt der Flughafen stark auf Technik. Passagiere sollten sich zum Beispiel online einchecken. Das ist mittlerweile bei vielen Airlines bequem vom heimischen Sofa aus machbar.
Wer kann, sollte den Vorabend-Check-in wählen, um seine Koffer aufzugeben. Das ist von 18 bis 20 Uhr bei folgenden Airlines laut Hamburg Airport kostenfrei möglich: Austrian, Brussels, Condor, Eurowings, Lufthansa und Swiss – und gilt für Flüge, die am folgenden Tag bis 12 Uhr abheben.
Zwei Drittel aller Passagiere können Gepäckautomaten nutzen
Diese sechs Fluglinien sowie Air France, Easyjet, Finnair, KLM und SAS bieten die Nutzung von Gepäckautomaten an, an denen Passagiere ihre Koffer selbst auf die Reise schicken können. 20 dieser Automaten stehen in Terminal 2, zehn in Terminal 1.
Zwei Drittel aller Passagiere in Fuhlsbüttel hätten die Gelegenheit dazu, immerhin jedes vierte Gepäckstück wird bisher an Automaten aufgegeben. Die Passagiere sollen so vor allem Zeit sparen, weil sie nicht so lange warten müssen wie an normalen Schaltern.
Flughafen Hamburg: Passagiere sollten mindestens zwei Stunden vor Abflug da sein
Aufgrund des höheren Passagieraufkommens öffnet der Flughafen Hamburg seine Terminals in den Sommerferien bereits um 3.15 Uhr. Die Sicherheitskontrolle soll ab 3.30 Uhr besetzt sein, auch viele Fluggesellschaften sollen die Check-in-Schalter früher als üblich öffnen.
Um ausreichend Zeit für die Gepäckaufgabe und die Sicherheitskontrolle zu haben, sollten Passagiere laut Airport mindestens zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen sein. Die Bundespolizei empfiehlt sogar zwei bis 2,5 Stunden und wünscht sich nach dem Check-in ein direktes Gehen zur Sicherheitskontrolle.
Wartezeit an Sicherheitskontrolle in Ausnahmefällen noch bei 60 Minuten
Zuletzt entpuppte sich die Wartezeit häufig als Engpass. Im Mai kam es an der Sicherheitskontrolle zu sehr langen Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Personalmangel und ein hoher Krankenstand nannte der Dienstleister FraSec, der die Kontrollen im Auftrag der Bundespolizei ausführt, damals als Gründe.
In der Zwischenzeit soll sich die Situation gebessert haben. Laut Bundespolizei liege die Wartezeit nur noch in Ausnahmefällen bei 60 Minuten und sei im Regelfall deutlich geringer. Das Einrichten einer Taskforce, in der sich die Beteiligten täglich austauschen, zeigt offenbar Wirkung.
Passagiere können sich Zeitfenster für Sicherheitskontrolle buchen
Der Einsatz von Bundespolizisten in dem Bereich sei derzeit nicht notwendig. Treten erneut Engpässe auf – wie in den Sommerferien 2022 – könnten sie an der Kontrollstelle eingesetzt werden, um die dort verwendeten Wannen zurückzuführen oder die Passagiere zu beraten.
Passagiere – und zwar unabhängig von der Airline oder Buchungsklasse – können zudem seit dem 5. April das kostenfreie Angebot Slot & Fly nutzen. Ab 72 Stunden vor dem Abflug kann ein 15-minütiges Zeitfenster gebucht werden, während dem die Sicherheitskontrolle passiert werden kann.
Stoßzeitenanzeige informiert, wann es besonders voll wird
In den Morgenstunden werde das Angebot schon sehr gut nachgefragt, aber nachmittags gebe es häufig noch freie Kapazitäten, hieß es. Von anfangs 30 Slots pro Viertelstunde wurde nach kurzer Zeit auf 50 erhöht. Maximal buchbar sind 3250 Slots pro Tag, in der Spitze gebe es bisher bis zu 2800 Buchungen.
Über eine Stoßzeitenanzeige auf der Homepage des Flughafens können sich Reisende informieren, wann es erwartungsgemäß besonders voll an der Sicherheitskontrolle wird. Zudem wird dort die aktuelle Wartezeit angezeigt.
Jeder Passagier sollte nur ein Handgepäckstück mitnehmen
Damit die Sicherheitskontrollen zügig ablaufen, sei auch das richtige Verhalten der Passagiere wichtig. „Unsere Prämisse ist: So wenig Handgepäck wie möglich“, sagte Marcus Henschel, Sprecher der Bundespolizei am Hamburger Flughafen. „Denn umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Nachkontrolle – und umso schneller ist die Kontrolle für alle.“
Maximal ein Gepäckstück sollte mit an Bord genommen werden. Passagiere sollten lieber eine Wanne mehr als zu wenig nehmen. Wer zum Beispiel seine Jacke mit vielen Reißverschlüssen noch in den Rucksack quetscht, in dem ohnehin schon viele Dinge drin sind, muss wegen des hohen Metallanteils und der Überlagerung vieler Gegenstände auf dem Monitor des begutachtenden Luftsicherheitskontrolleurs mit einer Nachkontrolle rechnen – das kostet Zeit.
Körperscanner prüfen, was sich oberhalb der Haut befindet
Jacke und größere Schals sollten abgenommen und in die Kontrollwanne gelegt werden. Dorthin gehören auch Laptop, Tablet und Handy, die aus dem Handgepäck genommen werden müssen. Gürtel und Uhr dürfen im Regelfall an der Hose oder dem Handgelenk verbleiben – es sei denn sie haben eine zu große Schnalle oder ein zu dickes Metallarmband.
Hosentaschen müssen geleert werden, egal ob sich Schlüssel, Geldschein oder Taschentuch darin befinden. Der Grund: Die eingesetzten Körperscanner prüfen, was oberhalb der Haut ist, und lösen Alarm aus, wenn sie etwas finden. Das führt zu Verzögerungen. „Ein metallisches Kniegelenk würde vom Scanner gar nicht angezeigt werden, weil es unterhalb der Haut liegt“, sagte Henschel.
Nutella und Honig fallen unter die Flüssigkeitsverordnung
Dass Flüssigkeiten maximal 100 Milliliter beinhalten dürfen und in einem durchsichtigen, wiederverschließbaren Ein-Liter-Klarsichtbeutel transportiert werden müssen, ist zwar vielen Passagieren bekannt. Der Teufel steckt aber im Detail.
Zum einen müssen alle Flüssigkeiten in diesen Beutel hineinpassen. Er muss also zugehen. Zum anderen würden häufiger zum Beispiel Passagiere mit großen Gläsern Nuss-Nougat-Creme im Bordgepäck rausgewunken. „Nutella hat eine cremige Konsistenz und fällt damit unter der Flüssigkeitsverordnung“, sagte Henschel: „Das gleiche gilt für Honig oder andere streichfähige Lebensmittel wie Teewurst und Leberwurst. Das darf nicht über 100 Milliliter mit.“
Der Parfümflakon „Spicebomb“ ist verboten an Bord
Auf dem Index steht auch ein bestimmter Parfümflakon: eine „Spicebomb“. Sie ist in Drogerien erhältlich, sieht aus wie eine Handgranate, hat sogar einen Splitt, den man ziehen kann – und ist deshalb verboten. Nicht erlaubt sind auch Wasserpistolen, weil man Waffen mittlerweile in allen möglichen, knallbunten Farben kaufen könne.
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Knifflig wird es bei Feuerzeugen: Alles mit einer blauen Flamme ist ebenso verboten wie mit Benzin Gefülltes. Bei Gasfeuerzeugen werde genau hingeschaut, elektronische seien normalerweise in Ordnung, wenn sie Voraussetzungen wie eine Sicherheitskappe erfüllen. Die Passagiere müssen sie aber am Körper tragen und dürfen sie nicht im Bordgepäck verstauen. Denn sollten sie sich doch mal im Flug entzünden, bekommt man das in den Handgepäckfächern zu spät mit.
Falls eine Grenzkontrolle stattfindet, müssen alle Reisende über einen gültigen Personalausweis, Reisepass und gegebenenfalls ein Visum verfügen. Besonders schnell soll es mit dem automatisierten Verfahren Easypass gehen, für das ein elektronischer Ausweis oder Pass benötigt wird.
Flughafen Hamburg will seine Partnerfirmen personell unterstützen
Spannend dürfte nun sein, ob zum Ferienstart alles reibungslos klappt. Es gibt wohl einen vorsichtigen Optimismus. „In der vergangenen Saison – der ersten Reisewelle nach der Corona-Zeit – haben alle Unternehmen am Flughafen wichtige Erfahrungen gesammelt, die uns jetzt helfen“, sagte Hamburg-Airport-Sprecherin Katja Bromm.
Der Flughafen werde seine Partner personell unterstützen wie schon im Herbst 2022, als man positive Ergebnisse erzielt habe. So will man vor der Sicherheitskontrolle, in den Terminals sowie bei der Kofferlogistik die Dienstleister unterstützen.