Hamburg. Hamburger Flughafen führt neues Verfahren ein, um schneller durch den Check zu kommen. Diese Vorteile bringt das kostenlose Angebot.

Für die Hamburger sind die Frühjahrsferien 2023 schon seit zweieinhalb Wochen passé, unsere nördlichen Nachbarn haben sie aber noch vor sich. Am Donnerstag ist in Schleswig-Holstein der letzte Schultag – und wer nun in den Urlaub startet, kann am Helmut-Schmidt-Flughafen auf ein neues Angebot zurückgreifen. Seit diesem Mittwoch ist Slot & Fly freigeschaltet. Um kurz nach 11 Uhr drückten Hamburgs Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler und Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, symbolisch auf den grünen Knopf.

Bei dem neuen Angebot des Airports können sich Passagiere kostenlos ein 15-minütiges Zeitfenster reservieren, zu dem sie die Sicherheitskontrolle passieren wollen. Das soll Wartezeiten vor der Kontrollstelle reduzieren, die in der Vergangenheit mehrfach zum Flaschenhals mit langen Warteschlangen geworden war. „Slot & Fly ist ein Signal, dass man seine Reise gut planen kann“, sagte Eggenschwiler.

Flughafen Hamburg: Slots für Sicherheitskontrollen nun buchbar

Und so soll das System Slot & Fly funktionieren: Abreisende Passagiere können sich ab 72 Stunden vor dem Abflug einen Termin für den Sicherheitscheck auf der Airport-Webseite buchen. Das ist bis maximal eine Stunde vor dem Start möglich. Das kostenlose Angebot kann von jedem Fluggast unabhängig von der Fluggesellschaft und der Buchungsklasse genutzt werden.

Zunächst sind die Reisedaten und die Anzahl der Reisenden anzugeben. Für bis zu vier weitere Mitreisende kann ein Slot gebucht werden. Der Fluggast kann sich ein Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle wählen. Diese würden von 4.30 Uhr bis 21 Uhr angeboten, so Terminalleiterin Mirjam Fröhlich. Für die Reservierung sind die Zu- und Nachnamen aller Mitreisenden genauso anzugeben, wie sie auf der Bordkarte stehen. Per Mail erhält der Passagier eine Buchungsbestätigung mit jeweils einem QR-Code pro Reisendem.

Zutritt erfolgt ausschließlich über Terminal 1

In Terminal 1 gibt es nun einen Slot-&-Fly-Zugang, an dem nur angemeldete Passagiere zum gebuchten Zeitfenster Zutritt zu den Sicherheitskontrollen erhalten. Toleranz gebe es dabei nicht, sagte Fröhlich. Heißt: Wer zu früh da ist, muss warten. Wer auch nur eine Minute zu spät kommt, muss den normalen Zugang zur Sicherheitskontrolle nehmen. Der Berliner Flughafen gewährt eine jeweils zehnminütige Kulanz, sodass man dort 35 Minuten für das Passieren des Zugangs hat.

Allerdings ist das Angebot an Slot-Plätzen in Fuhlsbüttel zum Start sehr begrenzt. Zunächst können nur 120 Passagiere pro Stunde das Verfahren nutzen. Erst mal wolle man Erfahrungen sammeln, man könne die Zahl aber schnell erhöhen. Fröhlich: „Wir können das von Tag zu Tag steuern.“ Wenn im Buchungsprozess ein gewünschtes Zeitfenster nicht mehr angezeigt wird, sei es übrigens ausgebucht.

Passagiere sollen nur ihr Flugticket scannen müssen

Bei erfolgreicher Buchung soll der Slot direkt mit der Bordkarte synchronisiert werden, sodass Passagiere am Slot-&-Fly-Zugang nur wie bisher üblich ihr Flugticket scannen müssen. Alternativ könne der Zugang über den QR-Code der Buchungsbestätigung erfolgen, zum Beispiel wenn bei der Eingabe des Namens ein Tippfehler passiert sei und die Namen auf Flugticket und Slot-Bestätigung nicht übereinstimmen.

Ähnliche Slot-Buchungssysteme gibt es mittlerweile an einer Reihe von Flughäfen. Berlin war im August 2022 Vorreiter in Europa und baut das Angebot deutlich aus. Mit knapp einer halben Million Buchungen werde es von den Passagieren sehr gut angenommen, hieß es Ende Februar. Zudem könnten die Passagierströme besser gesteuert werden.

Vor gut sechs Wochen wurde es von Deutschlands größtem Airport in Frankfurt für eine mehrmonatige Testphase eingeführt. Mehr als 20.000 Passagiere hätte den Service bisher genutzt, sagte Fraport-Sprecherin Dana Selin Kröll auf Anfrage: „Die Reservierungszahlen steigen von Woche zu Woche.“ Aktuell prüfe man, die Anzahl der angebotenen Slots nochmals zu erhöhen. Laut Umfrage seien 88 Prozent der Nutzer „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit dem Angebot. Auch an Tagen mit hohen Passagierzahlen funktioniere der Prozess stabil.

Bundespolizei hofft auf bessere Steuerung des Personals am Flughafen

„Für uns ist das ein ganz wichtiger Schritt“, sagte Bundespolizeipräsident Schuol über die Einführung von Slot & Fly. Mit dem Verfahren werde der Zugang für Reisende planbarer und effektiver bei gleichbleibend hohem Sicherheitsniveau. Die Bundespolizei ist für die Sicherheitskontrollen zuständig, hat in Fuhlsbüttel mit der Durchführung aber den Sicherheitsdienstleister FraSec beauftragt.

Schuol hofft, dass auch der Einsatz der Luftsicherheitskräfte künftig besser planbar wird und sich der Personalbedarf besser steuern lässt. Die Ziele sind klar: „Wir wollen so wenig Wartezeiten wie möglich“, sagte Schuol und ergänzte: „Die oberste Maxime ist: Jeder erreicht seinen Flug.“ Das sei in der Vergangenheit auch in Hamburg nicht immer der Fall gewesen.

Dienstleister FraSec soll Personal deutlich aufgestockt haben

Für den kommenden Sommer ist er guter Hoffnung, dass lange Warteschlangen der Vergangenheit angehören. Wenn alle Gewerke gut zusammenspielten, sei er „sehr optimistisch, dass wir eine bessere Performance hinlegen können als in den letzten Jahren“, so Schuol. FraSec habe das Personal um 35 bis 40 Kräfte aufgestockt – auch wenn das noch nicht ausreiche. In den Sommerferien könnten erneut Luftsicherheitsassistenten von anderen Airports, in deren Bundesländern gerade keine Ferien sind, aushelfen oder Personal von Wettbewerbern ausgeliehen werden.

Wenn sich die Sicherheitskontrollen mal wieder zum Engpass entwickeln sollten, sollen Ausbilder mithelfen. Zudem ist an den Einsatz von studentischen Hilfskräften gedacht, die vor der eigentlichen Kontrollstelle Passagiere ansprechen und beraten, damit zum Beispiel Flüssigkeiten rechtzeitig aus dem Handgepäck genommen werden. Beim Bordgepäck wünscht er sich eine deutliche Begrenzung auf maximal zwei Stücke. „Es gibt Reisende, die mit acht Handgepäckstücken kommen“, sagte Schuol. Das treibe die Kontrollzeit unnötig nach oben.

Einsatz von CT-Scannern könnte noch 2023 erfolgen

Im Laufe des Jahres könnte es noch zu einer „deutlichen Beschleunigung“ der Abläufe kommen. „Für 2023 sind CT-Scanner für Hamburg geplant“, sagte Schuol. Bei diesen Geräten müssen Laptops und Flüssigkeiten nicht mehr aus den Handgepäckstücken genommen werden. Das könnte die benötigte Zeit an der Sicherheitskontrolle – grob geschätzt – um etwa ein Drittel reduzieren. Ein Auslieferungsdatum gebe es aber noch nicht.

Derzeit rät der Flughafen allen Passagieren, rund zwei Stunden vor dem Abflug in den Terminals zu sein. In den Osterferien erwartet er eine stabile Nachfrage mit rund 270.000 An- und Abreisenden und bis zu jeweils 1000 Starts und Landungen pro Woche. Zudem verweist er darauf, dass es weiterhin das Angebot einer Fast Lane gebe. Der Zugang dazu erfolgt aber nur in Terminal 2, während der Slot-&-Fly-Zugang ausschließlich in Terminal 1 liegt.

Flughafen-Chef rät, digitale Angebote zu nutzen

Eggenschwiler rät Passagieren generell dazu, verstärkt die digitalen Angebote am Flughafen zu nutzen, bei denen man selbst aktiv wird: „Wer sich online eincheckt, seine Koffer am Automaten abgibt und sich jetzt neu ein Zeitfenster an der Sicherheitskontrolle bucht, gelangt zügiger ans Gate – auch in den Ferienzeiten.“ Für die Hochsaison ist er ähnlich optimistisch wie Schuol: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Sommer deutlich besser laufen wird als der letzte.“