Hamburg. Problem-Airline gewinnt neue Fluglinien als Partner, vergrößert Reserven und sieht positiven Trend bei Verspätungen.

Wer Marabu bucht, muss noch lange nicht in einen Flieger mit dem Schriftzug auf dem Rumpf einsteigen. Die Condor-Schwester, die seit ihrem Start vor wenigen Wochen mit massiven Verspätungen und zahlreichen Flugausfällen kämpft, fliegt derzeit mit einem Potpourri verschiedener Fluglinien.

Alleine in der vergangenen Woche waren nach Daten des Flugportals Flightradar24 mindestens zehn Airlines für Marabu im Einsatz. Die Liste reicht von GetJet Airlines und Heston Airlines aus Litauen über Alk Airlines und Electra Airways aus Bulgarien, Hello Jets aus Rumänien, SkyUp aus der Ukraine, Danish Air Transport aus Dänemark, Chair Airlines aus der Schweiz bis zu Sundair mit Sitz in Stralsund.

Marabu erhält neues Flugzeug – wird bald alles besser?

„Das Hinzuziehen von sogenannten Wet-Lease-Partnern, also das Anmieten von Flugzeugen von Partner-Airlines, ist eine marktübliche Herangehensweise aller Fluggesellschaften, wenn kurzfristig auf Zusatzfluggerät zurückgegriffen werden muss“, sagte ein Marabu-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion.

Mitunter allerdings mussten Passagiere einstiegsbereit am Hamburger Flughafen auf eine Crew warten, die den Flieger in Richtung Urlaubsdestination abheben lassen durfte. Oder es war gar kein Jet da. Marabu fliegt vom Helmut-Schmidt-Flughafen Sonnenziele rund um das Mittelmeer sowie die Kanarischen Inseln an. Teilweise hoben die Maschinen mit etwa zwei Tagen Verspätung ab.

Marabu – im Juli soll ein neues Flugzeug hinzustoßen

Bestellte und zugesagte Maschinen seien verspätet bereitgestellt worden, sagte der Unternehmenssprecher. Das habe „trotz sorgfältiger Planung und Vorbereitungen“ zum Start zu „operativen Herausforderungen“ geführt. Auf weitere Besserung hofft man aber offenbar.

„Im Juli wird ein weiteres Marabu-Flugzeug zur Flotte hinzustoßen“, sagte der Sprecher. Es werde sich um eine geleaste Maschine handeln. Den genauen Zeitpunkt der Übergabe wolle man nicht benennen. Dann seien insgesamt sechs Marabu-Flugzeuge im Einsatz, drei davon trügen eine Marabu-Lackierung.

Marabu – fast zehn Prozent der Flüge waren deutlich zu spät

Marabu wurde Ende vergangenen Jahres vom britischen Finanzinvestor Attestor gegründet, dem Mehrheitsgesellschafter von Condor. Mit der deutschen Ferienfluglinie ging die Airline mit Sitz in Estland eine Vertriebspartnerschaft ein. Die Tickets sind also über die Condor-Webseite buchbar. Als Airline-Partner für den operativen Betrieb fungierte die ebenfalls estnische Fluglinie Nordica.

Seit Betriebsaufnahme am 5. Mai in Fuhlsbüttel kam es immer wieder zu massiven Verspätungen. In den ersten rund eineinhalb Monaten wurden rund 344 Flüge von und nach Hamburg durchgeführt. Knapp zehn Prozent seien stark verspätet gewesen – also mehr als drei Stunden. Acht Flüge wurden gestrichen.

Flughafen Hamburg – Marabu meldet weniger starke Verspätungen und Flugausfälle

Um die Situation zu verbessern, gründete Marabu eine Taskforce. Die eingeleiteten Maßnahmen wie das Hinzuziehen weiterer Wet-Lease-Partner, der Aufbau einer größeren Reserve von Maschinen und das Entzerren des Flugplans – die geplanten Flüge von Hamburg nach Tallinn und nach Rom wurden aus dem Flugplan genommen – zeigten Wirkung, so der Sprecher: „Die Anzahl der stark verspäteten oder stornierten Flüge ist deutlich rückläufig.“

Beziffert wurde die Verbesserung allerdings nicht. Der Grund: Die aktuelle Performance entspreche weiterhin nicht den Ansprüchen, die Marabu an sich stelle, so der Sprecher: „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer weiteren Stabilisierung des Flugbetriebs und sind zuversichtlich, die Startschwierigkeiten bald überwunden zu haben.“ Diese Hoffnung äußerte das Unternehmen allerdings schon häufiger.