Hamburg. Airport appelliert an beide Parteien, ihren Auftrag zuverlässig zu erfüllen. Auch am Dienstag wieder lange Wartezeiten.
Seit knapp zwei Wochen kommt es am Hamburger Flughafen immer wieder zu Menschenschlangen an der Sicherheitskontrolle. Auch am Dienstag betrug die Wartezeit für Passagiere teilweise wieder mehr als eine Stunde, sagte Bundespolizei-Sprecher Jörg Ristow auf Anfrage.
Der Hamburger Flughafen reagiert nun und prangert die Missstände an. „Die derzeitigen Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle entsprechen nicht den Erwartungen, die wir als Flughafen an den Service der Bundespolizei und deren Dienstleister FraSec haben“, sagte Airport-Sprecherin Katja Bromm unserer Redaktion.
Flughafen Hamburg attackiert Bundespolizei und FraSec
Seit Monaten gebe es vom Airport immer wieder Ansprachen, dass die notwendigen Ressourcen für die Sicherheitskontrolle in Hamburg nicht durchgängig zur Verfügung stünden. Man arbeite als Flughafenbetreiber daran, die bestmöglichen Bedingungen für einen reibungslosen Ablauf am Standort zu bieten.
„Aber bei der Sicherheitskontrolle ist unser Einfluss stark begrenzt, denn wir sprechen hier von einer Bundesbehörde, die hoheitliche Sicherheitsaufgaben im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland übernimmt“, sagte Bromm: „Wir als Flughafenbetreiber sind darauf angewiesen, dass die Bundespolizei und der von ihr beauftragte Dienstleister FraSec ihre Aufgaben zuverlässig erfüllen.“ Die eigenen Möglichkeiten seien vollends erschöpft.
Flughafen Hamburg: Personelle Besetzung der Sicherheitskontrolle sicherstellen!
Mit Blick auf die derzeit beginnende Hochsaison erwarte man von allen Beteiligten, ihre Bemühungen zu verstärken, stets ausreichend Personal vorzuhalten. Der Airport stehe mit eigenen Mitarbeitenden bereit, die allerdings derzeit nicht an der Sicherheitskontrolle eingesetzt werden dürfen, so Bromm: „Wir appellieren an die Bundespolizei und deren Dienstleister FraSec, die erforderliche personelle Besetzung der Sicherheitskontrolle sicherzustellen.“ Man erwarte, dass die Wartezeiten für die Passagiere im Schnitt nicht über 15 Minuten lägen.
Der Dienstleister habe auch am Dienstag wieder weniger Personal zur Verfügung gestellt als vorgeplant gewesen sei, sagte Bundespolizei-Sprecher Ristow. Er verwies wie schon in den Tagen zuvor auf einen hohen Krankenstand.
Bundespolizei ist mit einem Dutzend Beamten im Einsatz
Die Bundespolizei unterstütze nun auch selbst wieder in Hamburg. Allerdings könne sie dies nur in begrenztem Umfang. „Die Masse der Tätigkeiten können wir nicht auffangen“, sagte Ristow. So erhalten die Luftsicherheitskräfte zum Beispiel eine Schulung, in der sie auf das Auswerten der Röntgenbilder trainiert werden.
Die Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit der Bundespolizei sei nun auch in Fuhlsbüttel wieder tätig. Rund ein Dutzend Beamte seien pro Tag im Einsatz. Sie machen – wie im vergangenen Sommer – zum Beispiel die Rückführung der Wannen, in die die Passagiere ihre Sachen zum Durchleuchten hineinlegen, oder geben den Passagieren Informationen über den weiteren Ablauf in der Warteschlange.
Passagiere beschweren sich über verpasste Flüge
Es gebe mittlerweile auch Beschwerden von Passagieren, die ihren Flug verpasst haben, so Ristow. Ob das an den langen Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle gelegen habe, müsse nun geprüft werden.
„Wir erwarten natürlich eine Verbesserung. Es gibt einen Vertrag, der eingehalten werden muss“, sagte Ristow in Richtung des Dienstleisters FraSec. Das sei eine ganz klare Erwartungshaltung.
FraSec will Betrieb sicherstellen und Performance verbessern
FraSec will sich darum bemühen. „Wir sind uns der aktuellen Situation mehr als bewusst und möchten an dieser Stelle einmal mehr versichern, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die Operation vor Ort nicht nur kurzfristig sicherzustellen, sondern die Performance auch langfristig zu steigern“, sagte Prokurist Steffen Seipp auf Anfrage.
Man habe die Rekrutierungsbemühungen erneut intensiviert und versuche mit seinen zahlreichen Maßnahmen der aktuellen Arbeitsmarktsituation und der Dienstleisterkrise zu begegnen, so Seipp. Das Unternehmen hatte zuvor auch Personalengpässe eingeräumt.
Flughafen Hamburg: FraSec will Gründe für hohen Krankenstand erörtern
Seit einigen Tagen sehe man sich mit einem höheren Krankenstand konfrontiert. Die Gründe dafür erörtere man gerade im Team. Seit Montag gebe es dabei einen leicht positiven Trend, der sich allerdings noch nicht „gänzlich positiv auf unsere Performance vor Ort ausgewirkt hat“.
- Hamburgs Flughafen will eigenen Windpark bauen
- Flughafen – so funktioniert die neue Sicherheitskontrolle
- Finnair fliegt häufiger von Fuhlsbüttel nach Helsinki
Über das vergangene Wochenende habe man circa 20 zusätzliche Luftsicherheitsassistenten sowie weitere zehn Hilfskräfte zur Unterstützung eingesetzt. Dabei handele es sich sowohl um eigene Beschäftigte aus der Frankfurter Station als auch um Mitarbeiter anderer Dienstleister zum Beispiel aus Bremen, so Seipp: „Diese Maßnahme wollen wir zunächst über die kommenden drei Wochen fortführen und damit vor allem dem gestiegenen Pfingstreiseverkehr begegnen.“
Flughafen Hamburg: Anzeige für Wartezeit hat sich geändert
Eine Neuerung gibt es auf der Homepage von Hamburg Airport. Dort werden die Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle angezeigt. Stand dort vor einigen Tagen zum Beispiel noch „74 Minuten“, war dort am Dienstag mehrfach „> 45 Minuten“ zu lesen.
„Die Anzeige der Wartezeit auf der Website erfolgt nun in Zeitintervallen, wie es auch vor Ort am Flughafen der Fall ist, um eine einheitliche Ansprache sicherzustellen“, sagte Bromm. Mehr als „> 45 Minuten“ würde allerdings nicht angezeigt – sicherlich keine Hilfe für Passagiere, um die derzeitige Lage einzuschätzen.
Passagiere berichten von noch längeren Wartezeiten
Ohnehin beschwert sich so mancher Passagier, dass die vermeldeten Wartezeiten zu niedrig wären. Er habe am Montag 105 Minuten gebraucht, um die Sicherheitsschleuse zu passieren, schrieb Abendblatt-Leser Max K. Vielen anderen Reisenden sei es auch so ergangen.
Bundespolizei-Sprecher Ristow wies solch lange Wartezeiten ausschließlich an der Sicherheitskontrolle zurück. In der Spitze habe diese am Montag um die 60 Minuten betragen.
Flughafen Hamburg gibt folgende Reisetipps
Der Flughafen weist noch einmal auf die wichtigsten Tipps hin. In Kürze: Fluggäste sollten mindestens zwei Stunden vor Abflug am Airport sein. Bei Eurowings, Lufthansa, Condor, Austrian, Brussels und Swiss kann von 18 Uhr bis 20 Uhr der Vorabend-Check-in genutzt werden, um Koffer abzugeben. Die Möglichkeit gibt es für Flüge bis 12 Uhr des Folgetages. Sowohl für den Check-in – falls man ihn nicht von zu Hause mobil macht – als auch die Aufgabe des Gepäcks stehen eine Reihe von Automaten bereit, bei denen man das selbst erledigen kann.
Reisende können über Slot & Fly kostenlos ein 15-minütiges Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle buchen. Handgepäck sollte möglichst gering gehalten werden. Flüssigkeiten dürfen maximal 100 Milliliter beinhalten und müssen in einem durchsichtigen Ein-Liter-Beutel verstaut werden. Wer mit dem Auto kommt, sollte vorab einen Parkplatz reservieren.