Hamburg. Beschäftigte auf Terminals fordern 3 Euro mehr pro Stunde. Und sie protestieren gegen Einstieg von MSC bei Hamburgs Hafenkonzern.
Zehn Tage nach dem letzten großen Warnstreik haben die Arbeiter im Hamburger Hafen am Montag erneut ihre Arbeit niedergelegt. „Alles, was mit Umschlag zu tun hat, steht relativ still. Da geht gerade nicht viel“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Ver.di. Der Grund für den Ausstand ist die aktuelle Tarifauseinandersetzung. Ver.di hatte die Beschäftigten der Häfen in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Brake und Emden zum Warnstreik aufgerufen.
Während hinter verschlossenen Türen die dritte Verhandlungsrunde zwischen dem Zentralverband der deutschen Seehäfen und den Arbeitnehmervertretern startete, versammelten sich vor der Elbphilharmonie rund 1000 Hafenarbeiter zu einem Protestmarsch durch die Hamburger Innenstadt. Sie wollten zu Beginn der zweitägigen Gespräche den Druck auf die Arbeitgeber noch einmal erhöhen.
1000 Arbeiter forden vor Elbphilharmonie mehr Geld – Hamburgs Hafen steht still
Die mit Trillerpfeifen, Ratschen und Protestschildern ausgestatteten Hafenarbeiter skandierten, worum es ihnen bei den Verhandlungen geht: „Drei Euro mehr. Gebt es her.“ Ver.di verlangt für die Beschäftigten bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten unter anderem eine Erhöhung der Stundenlöhne um drei Euro rückwirkend zum 1. Juni sowie eine entsprechende Anhebung der Schichtzuschläge.
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe bot nach Ver.di-Angaben bislang eine Lohnerhöhung um 2,5 Prozent, mindestens aber 60 Cent mehr pro Stunde an. Die Schichtzuschläge sollen demnach um 24 Cent bis 2,50 Euro steigen. „Das reicht bei Weitem nicht, um die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kompensieren“, sagte André Kretschmar, Landesfachbereichsleiter Verkehr bei Ver.di. „Deshalb stehen wir hier. Und wir werden noch einmal rauskommen, wenn sich die Arbeitgeber nicht bewegen.“
Hafen Hamburg: Proteste auch gegen den MSC-Deal
„Mit ihren Streiks in Hamburg, Bremen, Bremerhaven und Emden haben die Hafenbeschäftigten bereits in der vergangenen Woche eindrucksvoll gezeigt, dass sie sich für ihre Forderungen starkmachen. Nun wird der Druck nochmals erhöht, um den Arbeitgebern klarzumachen, dass die Beschäftigten hinter den Forderungen stehen und eine wirkliche Lohnerhöhung benötigen“, hatte Ver.di-Verhandlungsführerin Maren Ulbrich vor Beginn der Gespräche am Montag gesagt.
Das bisherige Arbeitgeberangebot bedeute für die Beschäftigten keinen echten Reallohnzuwachs; zudem sei die soziale Komponente völlig unzureichend. Doch den Hafenarbeitern geht es nicht nur um mehr Geld in der Lohntüte. Ds zeigte sich, als der Protestzug Richtung Innenstadt den Sandtorkai entlangmarschierte und plötzlich vor der Zentrale der Schweizer Reederei MSC stehen blieb.
Hier skandierten die Hafenarbeiter: „Unser Hafen, unsere Stadt – macht den MSC platt!“ Malte Klingforth, Vorsitzender des Fachvorstands Maritime Wirtschaft bei Ver.di, sagte bei einer Zwischenkundgebung: „Wir kämpfen nicht nur für höhere Löhne, sondern auch gegen den Deal.“
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Gemeint ist der geplante Teilverkauf des Hafenkonzerns HHLA an die Reederei MSC. Klingforth forderte seine streikenden Kollegen dazu auf, möglichst zahlreich am kommenden Donnerstag zum Rathaus zu kommen, wenn im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft eine öffentliche Anhörung zu dem HHLA/MSC-Deal stattfindet.
Hafen Hamburg: „Betrieb an den Terminals ruht“, sagt die HHLA
Unterdessen bestätigte die HHLA, dass die Folgen des Warnstreiks erheblich sind, weil er bis Dienstag früh dauert. „Der Betrieb an den Terminals wird bis zum Ende der dritten Schicht streikbedingt ruhen. Ein Notdienst vor Ort ist sichergestellt“, sagte eine Sprecherin. „Wir bemühen uns, Verzögerungen in der Abfertigung zeitnah zu kompensieren.“