Hamburg. Condor-Schwester plant starkes Wachstum bis zum Sommer 2025. Was Fluglinien-Chef Schefe zu Ticketpreisen und Billigangeboten sagt.
Nachdem der estnische Ferienflieger Marabu Airlines die Startprobleme für abgehakt hält, strebt er nun Wachstum an. „Wir haben uns vorgenommen, bis nächsten Sommer die eigene Flotte zu verdoppeln“, sagte Marabu-Chef Axel Schefe am Flughafen Hamburg exklusiv unserer Redaktion.
Derzeit sind vier Airbus-Maschinen vom Typ A320neo in der eigenen Flotte unterwegs. Vier weitere A320neo sollen binnen eines Jahres hinzukommen. „Im Oktober trifft die erste Maschine ein und alle ein bis eineinhalb Monate später die nächste“, so Schefe.
Marabu will Flotte verdoppeln – auch mehr Ziele ab Hamburg Airport?
Die Flieger sollen also nach und nach integriert werden. Zudem werde es einen ausreichend großen Puffer geben, falls es zu Verspätungen kommt. Bis zum ersten Flug der Flieger sei ausreichend Zeit eingeplant. Der Flugbetrieb solle also nicht dadurch leiden.
Von Airbus direkt kommen die Flieger allerdings nicht. Sie stammten von Leasinggebern, die sie nach sechs Jahren vom Erstbetreiber zurückerhalten haben. Die mit Pratt&Whitney-Triebwerken ausgestatteten Jets seien gerade in der Überholung, unter dem Rückruf leide man nicht.
Flughafen Hamburg soll bei Marabu feste Größe bleiben
„Insgesamt soll die Flotte im kommenden Sommer auf bis zu 15 Flugzeuge anwachsen“, sagte Schefe. Neben den eigenen A320neo will man also auch in der Zukunft auf angemietete Flieger setzen. Derzeit sind fünf Kurz- und Mittelstreckenjets von Fremdfirmen für die estnische Fluglinie im Einsatz.
Ab Hamburg werden in diesem Sommer zwölf Sonnenziele in Ägypten, Griechenland, Spanien und Portugal angeflogen. „Derzeit erarbeiten wir gerade den Winterflugplan. Hamburg ist eine feste Stellgröße für uns und wird wieder stark repräsentiert sein“, so Schefe. Drei Flieger werden in Fuhlsbüttel stationiert sein und voraussichtlich die Kanaren und Ägypten bedienen.
Marabu und Condor sind bei den Zielen als Netzwerk zu sehen
Zusammen mit der Schwester Condor, beide gehören (mehrheitlich) dem Finanzinvestor Attestor, bilde man ein Netzwerk. Das liegt auch an den Flugzeuggrößen: Marabus A320neo bietet 180 Sitzplätze, Condors A321 220 und Condors Boeing 757 sogar 275 Sitze. Je nach der erwarteten Nachfrage zu den Zielen, plane man das Fluggerät ein.
Von Marabu in diesem Sommer angeflogene Ziele wie Hurghada könnten im Winter also auch wieder zu Condor zurückwechseln, weil Ägypten in der kalten Jahreszeit stärker gefragt sein dürfte.
Bordsprache bei Marabu ist Englisch – Deutsche Ansagen kommen vom Band
Ob mit dem Flottenausbau im nächsten Sommer auch die Hansestadt in Form von weiteren Zielen profitieren wird, ließ Schefe offen. Ziel sei es aber eher, neben den Schwerpunktflughäfen Hamburg und München andere Regionen zu erschließen, damit der „Fußabtritt der Marabu in Deutschland noch größer wird“.
Bordsprache bei der estnischen Airline ist übrigens Englisch. Statt ins Bordmikrofon live gesprochene Anweisungen der Stewards und Stewardessen gibt es automatisierte Ansagen vom Band – neben Englisch auch in Deutsch und Spanisch. Die Passagiere seien sehr international aufgestellt.
Marabu sieht sich nicht als Billigfluglinie
Die Ticketpreise starten regulär bei 69,99 Euro mit Mini-Handgepäckstück. In nachfrageschwachen Zeiten kann es aber auch günstiger sein. So ist am 10. Juni beispielsweise ein Flug von Hamburg nach Jerez de la Frontera für 37,99 Euro zu haben. Als Billigflieger sieht sich die Airline nicht. „Das wird unserem Angebot nicht gerecht“, sagt Schefe: „Unsere Gäste sollen sich wertgeschätzt fühlen. Wir haben zum Beispiel eine Stunde Bodenzeit, um den Flieger vor dem nächsten Start wieder hübsch zu machen.“
An Bord verkaufe man estnisches Craft-Beer, griechische Chips und portugiesische Limonaden. „Wir versuchen, unsere Herkunft und die Zielgebiete zu leben – und die Gäste nehmen das an.“
Eine Rückkehr zu den Billigpreisen erwartet Marabu-Chef nicht
Er empfiehlt Reisenden auch mal den Business-Class-Tarif auszuprobieren, der meist rund 100 Euro teurer sei. Dafür gebe es einen freien Mittelplatz, umfangreiches Freigepäck, ein Menü an Bord, Loungeaufenthalt und Fast-Lane-Nutzung.
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Angesichts der stark gestiegenen Lohnkosten, langfristig wohl eher zulegenden Kerosinpreisen und der Erhöhung der Ticketsteuer in Deutschland seien die sehr günstigen Tickets wohl ohnehin passé, so Schefe: „Wir werden die Zeiten der absoluten Billigpreise nicht wiedersehen. Preiswert Fliegen – im Sinne eines stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnisses – werden Passagiere aber können.“